Der Dorfkern von Rüfenacht verändert sich weiter. Neben dem Aebersoldhof wird auch das Wohnhaus auf der rechten Seite abgerissen. Bild: AW

Denkmalpflege: Verlust oder Fortschritt?

Für den Aebersoldhof an der Hinterhausstrasse 2 in Rüfenacht läuft die Zeit ab. Das Baubewilligungsverfahren läuft und die Gebäude werden in den nächsten Wochen abgerissen. Auch für den Speicher scheint es nun keine Rettung mehr zu geben. Klar ist, in Rüfenacht geht ein weiterer prägender Teil der Dorfgeschichte verloren.

Der Wandel der Gemeinde Worb schreitet dieser Tage mit schnellen Schritten voran. Einige alte Gebäude weichen neuen Wohnüberbauungen, die in Worb dringend benötigt werden. Vielleicht ist gerade jetzt der Moment kurz innezuhalten und darüber nachzudenken, welche Bedeutung historische Gebäude haben. Neben meist gesichtslosen Neubauten haben diese Bauten eine Geschichte zu erzählen, sie prägen die Identität einer Ortschaft und zeigen auf, wie sich eine Region im Lauf der Zeit entwickelt hat. Und ja, sie geben ein heimeliges Gefühl, erlauben sie uns doch einen romantisch verklärten Blick in die guten alten Zeiten. Demgegenüber steht, dass Bauland immer knapper und gleichzeitig mehr Wohnungen benötigt werden und dieser Wohnraum möglichst energieeffizient sein muss. Nimmt man jedoch die grauen Emissionen mit in die Rechnung, stehen Sanierungen oder der Weiterbau von bestehenden Gebäuden besser da. Bei Abriss und Neubau werden massiv mehr Treibhausgase ausgestossen. Möglichkeiten historische Gebäude durch Sanierungen und sanfte Umbauten vom Gestern ins Morgen zu holen gibt es, doch die Anpassung an heutige Normen und Vorschriften sind aufwändig und sehr teuer, auch wenn die Denkmalpflege mögliche Finanzhilfen zur Restaurierung von Baudenkmälern koordiniert und der Bauherrschaft beratend zur Seite steht. Das gilt jedoch nur für Gebäude, die als erhaltens- oder schützenswert eingestuft sind. 2022 wurden im Kanton Bern rund 11 000 Objekte aus dem Bauinventar gestrichen. Allein in Worb haben 75 Einzelobjekte ihren Schutzstatus verloren. Darunter ist auch der alte Speicher an der Hinterhausstrasse in Rüfenacht. Der Gemeinderat hat geprüft ob der Speicher abgebaut und andernorts wieder aufgebaut werden kann, doch allein Rück- und Wiederaufbau würden rund 150 000 Franken kosten. Dann stellt sich die Frage nach einem neuen Standort. Um den kulturellen Kontext zu erhalten, müsste der Speicher bei einem Bauernhaus zu stehen kommen. Doch laut den Vorschriften des AGR (Amt für Gemeinden und Raumordnung) ist das nur zulässig, wenn der Betrieb einen Bedarf an zusätzlichen Gebäuden geltend machen kann. Auch die Option, den Speicher auf einer Bieterplattform auszuschreiben hat sich als unmöglich herausgestellt. Gemäss dem Baurechtsvertrag, den die Gemeinde mit der Contractbau GmbH abgeschlossen hat, ist die Gemeinde nun nicht mehr Eigentümerin des Areals und kann somit den Speicher nicht verkaufen. Wie Jürg Schulthess von der Contractbau bestätig, sind die Aufträge für Abbruch und Aushub bereits vergeben. Da es einen Markt für Althölzer gibt, rechnet die beauftragte Firma mit dem Holz aus den Gebäuden. Für den Speicher kommt jede Rettung zu spät. AW

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