Wie geht es eigentlich der Bevölkerung von Worb?

Zunächst muss ich mich «outen»: Ich bin nicht einheimischer Worber, ich bin ein Zugezogener. Der Zufall wollte es. Seit bald 15 Jahren lebe ich mittlerweile in Worb, ich lebe hier gut und gerne. Die Lebensqualität – mit der Stadtnähe und dem Blick ins Emmental – ist grundsätzlich hoch. Es gibt in Worb ein reges Vereinsleben, es gibt ein Generationenfest und einen Weihnachtsmarkt, es gibt Theater und Konzerte und viel, viel Lotto.

Mir geht es gut in Worb. Natürlich wünschte ich mir einen etwas tieferen Steuerfuss; dieser ist unverschämt hoch, aber ich kann damit umgehen. – Geht es aber allen Worbern und Worberinnen so gut wie mir?

Ich war fünf Jahre (2020–2024) Mitglied des Gemeindeparlaments. In rund vierzig Sitzungen wurden dabei unzählige Geschäfte beraten, wichtige und unwichtige. Manchmal ging es hart-auf-hart, grundsächlich blieben die Diskussionen immer fair.

Was mir erst hinterher auffällt: In meiner ganzen Parlamentszeit wurde nie die Frage gestellt, wie es der Worber Bevölkerung eigentlich geht. Soziale Fragen und Themen waren und sind im Rat äusserst selten Gegenstand der Beratungen.

Darum stelle ich hier die Frage: Geht es den Menschen in Worb eigentlich auch so gut wie mir? – Oder haben sie Sorgen? Und welche? Haben sie gesundheitliche Probleme und brauchen Unterstützung? Wie sieht es mit der Einsamkeit von älteren Menschen aus und mit der psychischen Verfassung von Jugendlichen? Können die Menschen in Worb Mieten, Krankenkassen und Steuern bezahlen? Sind sie allenfalls sogar armutsbetroffen? In der Schweiz leben durchschnittlich 8 % der Bevölkerung an der Armutsgrenze; auf Worb umgerechnet würden das rund 900 Personen sein. Was genau macht die Gemeinde gegen die Armut, die hierzulande, in unserem Lande, meist nur versteckt vorkommt. Die Begegnung mit einer von Armut betroffenen Person, die in Worb lebt, hat mich – auch selbstkritisch – zu diesen Fragen veranlasst.

Ich habe es in meiner Parlamentszeit verpasst, diese Fragen ausdrücklich zu stellen. Und heute bin ich mir nicht ganz sicher, ob die Gemeinde die Antworten darauf überhaupt selber kennt. Auf der Website der Gemeinde lässt sich dazu jedenfalls (fast) nichts herauszulesen. Es besteht Verbessserungsbedarf, um nicht zu sagen Handlungsbedarf.

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Andreas Bircher, 
Mitglied SP Worb

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