Ablasshandel

Beim Kauf einer Computer-Maus im Schweizer-Versandhandel für 9.90 Fr. (Made in China), werde ich gefragt, ob ich die CO2-Kompensation, für die bei diesem Einkauf entstandenen CO2-Emissionen bezahlen möchte. Ich sage überzeugt ja und bezahle somit 34 Rp. mehr, also 10.24 Fr. So belaste ich zwar meinen ökologischen Fussabdruck mit etwa 15 kg CO2, erkaufe mir aber das Gefühl einer guten Tat. 

Das Gefühl dauert nur kurz. Die Zweifel kommen sofort wieder hoch. Ich zweifle nicht daran, dass diese 34 Rappen in die dafür vorgesehenen Fonds fliessen.

Meine Zweifel betreffen die Projekte, die durch diese Beiträge finanziert werden. Beispiel: In Thailand wird der Ersatz von Dieselbussen durch Elektrobusse unterstützt. Diese Busse würden aber sowieso durch Elektrobusse ersetzt. Es entsteht also kein zusätzlicher Effekt (Quelle: «Tagesanzeiger»). Die CO2-Verbesserung wird aber der Schweizer-Bilanz gutgeschrieben statt derjenigen von Thailand.  

Das System ist eben ein Ablasshandel. Über hunderte von Jahren konnte man sich in der Kirche mit einem finanziellen Ablass die Sündenfreiheit erkaufen. Mit dem Ablasshandel CO2-Kompensation, erkauft man sich «nur» ein Gefühl der guten Tat. Es wird keine einzige Tonne CO2 verhindert. Das Klima wird genauso belastet wie ohne Kompensation.

Dieses System ist gleichwohl besser als nichts. Auch wenn einiges schiefläuft, sind andere Projekte ein Anstoss dazu, etwas Zusätzliches zu realisieren. Nur, dass es dann der Schweizer Bilanz zugeschrieben wird, ist Ablasshandel. 

Die richtige Ferienplanung kann bessere Resultate liefern. Das Schwäbische Meer (Bodensee) ist zum Beispiel mit einem Direktzug ab Bern erreichbar: CO2-Menge: ~17 kg pro Person. Vergleich: Malediven: ~3 Tonnen pro Person.

Beim Pendeln oder Einkaufen nach Bern mit Auto oder RBS/Tram ist der Unterschied nicht so riesig, aber einfacher zu realisieren.

Indem wir Worberinnen und Worber unser Einkaufsverhalten hinterfragen und nach dem Motto handeln: «weniger ist mehr» und «lokale Produkte konsumieren ist besser als von weit weg importierte», leisten wir einen Beitrag zu einem kleineren Klima-Fussabdruck und unterstützen gleichzeitig die hiesigen Produzenten und Produzentinnen.

Hans Ulrich Steiner

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