Schauspielerin und Sängerin Dorothée Reize (rechts vorne) und die Basler Madrigalisten. Bild: B. Hunziker

Konzert Reformierte Kirche Worb: J. S. Bach Johannespassion: «Neu gedacht»

Johann Sebastian Bachs Johannespassion wurde vor 300 Jahren in Leipzig uraufgeführt. Nun ist es Kirchenmusikerin Katrin Günther gelungen, dieses musikalische Kunstwerk in gekürzter Fassung in die reformierte Kirche in Worb zu bringen, ein kulturelles Highlight im Monat März. Das Werk wird aufgeführt durch die renommierten Basler Madrigalisten, dem ältesten professionellen Vokalensemble der Schweiz. Darüber hinaus ist dieses besondere Konzert eingebettet in eine Reihe von Begleitveranstaltungen, die sich mit dem Thema «Passion» auseinandersetzen. 

Von Bachs Johannespassion ist keine endgültige Fassung überliefert. Sie blieb ein Work in progress und wurde von Bach immer wieder den jeweiligen Bedürfnissen angepasst: Mal schwächte er den herben Anfang mit mildem Chorgesang ab, dann wieder erweiterte er das Instrumentarium oder musste einen Teil des Textes auf Wunsch der Obrigkeit austauschen. Seine Passion war nicht für den Konzertsaal gedacht, sondern Kirchenmusik, die sich als Teil der Verkündigung verstand. Heutzutage sind die barocke Sprache der Arien, die Choräle und die Bibeltexte in ihrer schieren Länge – zwei Stunden grossartige und komplexe Musik ohne Pause – für manche Hörerinnen und Hörer zuweilen eine Herausforderung. Auch wird sie weitgehend als ästhetisches Kunstwerk verstanden. Ihre Kernbotschaft aber scheint weit vom Denken und Empfinden der heutigen Menschen entfernt zu sein. 

In der aktuellen Bearbeitung wagen die Ausführenden es, die Passion in einer etwas gekürzten Fassung den Bedürfnissen von heute anzupassen. Die Chöre und Choräle wurden so belassen, wie Bach sie geschaffen hat, die Zahl der Arien reduziert. Anstelle der Rezitative führt die Schauspielerin Dorothée Reize in einer schlanken Erzählung mit Texten von Theo Schaad durch die Handlung der Passionsgeschichte. Losgelöst von Namen und Orten, im Präsens gehalten, ist sie die Geschichte, die sich bis heute immer wieder ereignet. Dorothée Reize ist bekannt als vielseitige Schauspielerin und Sängerin aus diversen Filmen wie «Lüthi & Blanc» oder «Der Bestatter». Sie setzt sich auch mit geistlichen Themen auseinander, beispielsweise in der Produktion «Ranft-Ruf». Die von ihr gesprochenen neuen Texte fokussieren das Werk auf die Darstellung der Ereignisse in Kombination mit deren Deutung durch die Bachsche Musik. Sie stellt aber gleichzeitig die Frage nach der Bedeutung für die heutige Zeit, ist also gleichermassen ein Werk für Gläubige und Zweifler und hält dem Zuhörenden einen Spiegel voller Reflexionen über Verantwortung, Liebe, Leben und Tod vor. 

Die Basler Madrigalisten – 1978 gegründet durch Fritz Näf und seit 2013 unter Leitung von Raphael Immoos – sind das älteste professionelle Vokalensemble der Schweiz. Schwerpunkte bilden anspruchsvolle konzertante und szenische Musikprojekte im Bereich der alten bis zeitgenössischen Musik. Szenische Aufführungen, Rundfunk-, TV- und CD-Aufnahmen gehören ebenso zu den umfangreichen Aktivitäten wie Auftritte bei renommierten Festivals. 

Abgerundet wird das Programm mit einer Reihe von Vorträgen und einem Workshop, in dem sich die Teilnehmenden auf kreative Weise dem Thema «Passion» nähern können. Es können auch nur einzelne Veranstaltungen besucht werden. KS

Konzert: J. S. Bach, Johannespassion «Neu gedacht»
Passion in fünf Bildern und kammermusikalischer Besetzung in einer textlichen Bearbeitung von Theo Schaad mit Dorothée Reize, Schauspielerin, Basler Madrigalisten / Colla Voce Consort / Leitung: Raphael Immoos 
Weitere Informationen unter: www.basler-madrigalisten.ch
Samstag, 16. März, 19.30 Uhr
Reformierte Kirche Worb
Dauer: 80 Minuten
Eintritt frei, Kollekte (Richtpreis 30 CHF)

Workshop: Passion in Bild und Texten 
Bilder malen und Texte schreiben mit der Künstlerin Wera Grzes und den Pfarrpersonen Nadja Heimlicher und Daniel Marti. Für eine kleine Verpflegung ist gesorgt.
Mittwoch, 6. März, 16–20 Uhr
Kirchgemeindehaus Worb 
Um Anmeldung wird gebeten bis am 28.02. an: nadja.heimlicher@refkircheworb.ch oder 
Tel. 031 839 73 84 

Vortrag: Passionsgeschichten – biblisch-theologische Aspekte
Donnerstag, 14. März, 19.30–21 Uhr
Kirchgemeindehaus Worb 
mit Pfarrer Stefan Wälchli
Eintritt frei

Beitrag teilen:

Aktuelle Beiträge

Der Verwaltungsrat der Sportzentrum Worb AG blickt auf ein durchzogenes Betriebsjahr 2024. Mit dem nasskalten Wetter in Mai und Juni ist der Saisonstart in der Badi sprichwörtlich ins Wasser gefallen. Wegen den wiederholten politischen Angriffe in den letzten Jahren wird der Verwaltungsrat geschlossen zurücktreten.

Seit 1865 prägt der Worber Gewerbeverein die Gemeinde nachhaltig und hat schon in seinen Anfängen für Innovationen gesorgt. Auch heute setzt sich der Verein für die Sichtbarkeit des Gewerbes in Politik und Bevölkerung ein. Das Jubiläumsfest für die Vereinsmitglieder findet am 20. Juni im Festzelt bei den Sportanlagen Worbboden statt, das anlässlich des Schülerturniers errichtet wird.

Im Anzeiger Konolfingen wurde das Baugesuch der CoOpera Sammelstiftung PUK aus Bern publiziert, nach dem an der Richigenstrasse 2 in Worb ein Neubau für Gewerbe und Wohnen entstehen soll. Die ehemalige Chäsi, die auf dem betreffenden Grundstück stand, ist im vergangenen Jahr abgerissen worden.