«Wir erzählen euch eine Geschichte, wie sie sich niemand hätte ausdenken können. Es ist die Geschichte vom Drachenkind. Und ihrer Suche nach Liebe. Und wie sie sich dabei in den Schlund eines Ungeheuers stürzte. – Wenn es sich nicht so zugetragen hat, dann war es bestimmt ganz anders. Aber wahr ist es auf jeden Fall.» Mit diesen Worten beschreiben Franziska Niklaus und Olivia Keller ihr selbst verfasstes Stück, das sie zu zweit spielen und wo sie in fliegendem Wechsel von einer Person in die andere schlüpfen. So verwandeln sie sich von den tölpelhaften Matrosen Pit und Pat zum Drachenkind Kiana oder zum Kapitän eines Transportschiffes. Das Waisenkind Kiana wird auf dem Markt beim Diebstahl erwischt. Sie findet Schutz auf dem Schiff des griesgrämigen Kapitäns, der sich aus einer Enttäuschung heraus von Menschen lieber fernhält. Bei der Weiterfahrt auf See lassen die Abenteuer nicht lange auf sich warten.
Die einfachen Requisiten ändern je nach Situation ihre Funktion, das Bühnenbild ist schlicht gehalten. Am Ende kommt Farbe ins Spiel und erzeugt dadurch ein grossartiges Finale. TS
Interview mit Franziska Niklaus
Wie entstand die Zusammenarbeit mit Olivia Keller?
Olivia Keller und ich haben uns 2011 an der Schauspielschule in Zürich kennengelernt. Wir stellten rasch fest, dass sich unser Denken und Handeln perfekt ergänzen. Beide lieben wir es, Geschichten zu hören und zu erzählen. So entstand die Idee des Erzähltheaters. In dieser neuen Theaterform mischen wir Erzählung, Spiel und musikalische Darbietungen.
Wie war das Vorgehen beim Verfassen und Umsetzen des Theaterstückes?
Wir haben es zuerst als Geschichte geschrieben. Der Corona-Lockdown erwies sich zu Beginn des Schaffensprozesses beinahe als Geschenk, die Zeit des Zuhause-Bleibens förderte die Intensität der Umsetzungskreativität. Die Ideen entstanden zuerst als Bilder, wurden laut gedacht, notiert und überarbeitet. Jede von uns nahm die Vorschläge der anderen bejahend auf und vereinte sie mit den eigenen. Dann folgten die Überlegungen zur Umsetzung als Aufführung. Erste Szenen wurden entworfen. An den Dialogen feilten wir oft noch während den Proben, dank der gegenseitigen Inspiration und der bereichernden Zusammenarbeit mit der Regisseurin Davina Siegenthaler Hugi.
Wer hat das Bühnenbild geschaffen?
Das haben wir selbst entworfen und gebaut. Bei der technischen Umsetzung haben wir zusätzlich Hilfe von Freunden erhalten. Das Bühnenbild ist ein Teil unseres Gesamtwerks. Als Theaterschaffende sind wir für Konzeption, Produktion und Marketing genauso zuständig wie für Kostüm und Spiel.
Was war die schwierigste Arbeit?
Der aufwendigste Teil war das Finden von Spielorten und die Beschaffung von Fördergeldern. Später hat die technische Umsetzung der Bühnenelemente uns vor einige knifflige Aufgaben gestellt. Zum Schluss aber konnten wir alles nach unserer Vorstellung umsetzen und für die Zuschauenden einen schönen Überraschungseffekt einbauen.
Was bedeutet euer Theatername «Auricula»?
Wir forschen gerne gemeinsam über die grossen Fragen des Lebens. Dabei lernen wir immer wieder, aufs Neue loszulassen und üben uns in der Kunst des Hinhorchens. So entstand unser Name: Auricula ist der lateinische Begriff für Ohrmuschel.
Herzlichen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!
Interview: TS