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Dieses Wasserpumphäuschen wird zurückgekauft. Bild: S. Mathys

Wasserversorgung Worb: Reden wir übers Wasser

Bis 2029 soll der Trinkwasserverbrauch in der Landwirtschaft gesenkt werden. Was einfach klingt, entpuppt sich als sehr komplex, wenn man tiefer in die Materie geht. Denn stillgelegte Quellen und Grundwasserbrunnen können nicht einfach so wieder reaktiviert werden, um Brauchwasser für die Felderbewässerung abzupumpen. Das dafür notwendige Regelwerk wird derzeit erarbeitet.

Geht es ums Trinkwasser, kann man sich in der Schweiz als verwöhnt betrachten. Es ist in ausreichender Menge vorhanden und vielerorts so hochwertig,  dass es kaum aufbereitet werden muss. Zum jetzigen Zeitpunkt müsste man nicht sparsam mit dem kostbaren Nass umgehen. Es gibt aber gute Gründe, die dafür sprechen. Mit dem fortschreitenden Klimawandel kann es auch im Wasserschloss Schweiz zu Wasserknappheit kommen. Mit der zunehmenden Gletscherschmelze fallen diese als Wasserspeicher allmählich weg. Auch seltenerer Regen- oder Schneefall wirken sich längerfristig negativ auf den Grundwasserspiegel aus. Mit diesem Zukunftsszenario vor Augen stehen schnell die Fragen im Raum, wem das Wasser eigentlich zusteht und wie kann die Landwirtschaft längere Trockenperioden überbrücken? Diese Fragestellung findet sich auch in den Zielen der laufenden Legislaturperiode, wie in der letzten Ausgabe der Worber Post berichtet wurde. So soll der Trinkwasserverbrauch in der Landwirtschaft zur Bewässerung der Felder bis 2029 halbiert werden. Was Hans Ulrich Steinmann, Fraktionspräsident der SVP, aufhorchen liess. Er selbst führt einen Bauernbetrieb in Richigen. Dass sparsam mit dem Trinkwasser umgegangen werden muss, steht für ihn ausser Frage. Doch für längere Hitzeperioden brauche es für die Bauern gangbare Alternativen. Gemäss den Richtlinien des WVRB (Wasserverbund Region Bern AG) steht das Trinkwasser den Bauzonen zu. Steinmanns Meinung nach müsste da über die Bücher gegangen werden. «In der Landwirtschaftszone geht es ja nicht nur um die Felderbewässerung, es braucht auch Wasser für Mensch und Tier.»

Es ist nicht so einfach
Auf den 1. Januar 2019 ist die Gemeinde Worb dem WVRB beigetreten. Womit in Worb die Wasserversorgung gesichert ist. Denn schaut man sich das Quelleninventar des Kantons an, zeigt sich, dass Worb nicht über nennenswert viele Quellen verfügt. Auch das Grundwasser im Worbboden kann wegen der zu hohen Nitratbelastung schon seit längerem nicht mehr als Trinkwasser genutzt werden. Allerdings als Brauchwasser für die Landwirtschaft wäre es ausreichend. Doch mit dem Beitritt zum Wasserverbund wurden die Primäranlagen – sprich die Hauptleitungen und die beiden Pumphäuschen im Worbboden – an den Wasserverbund abgetreten. Die Wasserfeinverteilung wie auch die vorhandenen Quellen sind nach wie vor im Besitz der Gemeinde. Nun hat der Gemeinderat beschlossen, das kleinere der beiden Pumphäuschen vom WVRB für den symbolischen Betrag von 1 Franken zurückzukaufen. Der Brunnen wurde zwar versiegelt, doch die Pumpanlagen sind noch intakt. Trotzdem darf nicht einfach Grundwasser für die Felderbewässerung entnommen werden. Dazu braucht es eine Konzession; die Abklärungen dafür laufen bereits. Damit wäre eine mögliche Lösung für landwirtschaftliche Betriebe in unmittelbarer Nähe zum Worbboden vorhanden. Für alle anderen Betriebe, vor allem jene in den anderen Ortsteilen, braucht es andere Lösungsansätze. Zisternen oder andere Wasserspeicheranlagen, um Regenwasser oder das Überlaufwasser von Brunnen aufzufangen, könnte künftig sicher zum Thema werden. Doch um eine längere Trockenphase durchzustehen, wäre auch das längst nicht ausreichend. Die Möglichkeit, Wasser aus Bächen für die Bewässerung abzupumpen, schliesst sich während längeren Trockenperioden, wenn die Fliessgewässer ohnehin schon weniger Wasser führen, ebenfalls aus. Die Landwirte brauchen also Zugang zu nahe gelegenen Quellen. Hans Ulrich Steinmann hat da bereits seine Erfahrungen gemacht. Er hat eine Wasserquelle von der Gemeinde Allmendingen übernommen. «Wenn eine Quelle rückgebaut ist, kann diese später sicher nicht mehr einfach so wieder in Betrieb genommen werden», so Steinmann. Trotzdem rät er seinen Berufskollegen, mehr auf die Bewässerung zu achten: «Man darf ja nicht länger schlafen und muss jetzt nach Quellen Ausschau halten, deren Besitzer sie abstossen wollen.» So ist er auch nicht der Meinung, dass die Gemeinde jetzt alles bewerkstelligen muss, er appelliert da auch an die Eigenverantwortung der Bauern, ist aber bereit seinen Erfahrungsschatz bei der Suche nach möglichen Lösungen einzubringen. So sieht er auch Sinn darin, beim Anbau von Ackerkulturen auf Sorten zu achten, die mit weniger Wasser auskommen. Was gerade beim Gemüseanbau nicht ganz so einfach sein dürfte.

Wie Gemeinderat Adrian Hauser, Departement Umwelt, versichert, nimmt sich die Gemeinde dem Thema an: «Wir werden die Landwirte mit in den Prozess einbeziehen. Ob das in Form von Workshops sein wird, ist aber noch nicht definiert.»

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Gemeinderat Adrian Hauser, Mitte, nimmt sich dem Thema an. Bild: AW

Und wir anderen?
Dem Verwaltungsbericht 2024 ist zu entnehmen, dass 665 663 m³ Trinkwasser vom WVRB bezogen wurde, der Bruttowasserverbrauch belief sich auf 677 398 m³. Bei diesen Erhebungen werden auch die Top-10-Werte ermittelt. Die Top 10 sind die 14 Tage mit dem höchsten Wasserverbrauch, dabei werden aber die vier Tage mit den höchsten Werten gestrichen, da sie in der Regel Hinweise auf ausserordentliche Vorkommnisse sind, wie beispielsweise einen Feuerwehreinsatz oder ein Wasserrohrbruch, den es aufzuspüren gilt. Für 2024 ist ein Top-10-Wert von 2087 m³ vermerkt. 

Der Wasserverbrauch in Worb ist in den letzten Jahren nicht nennenswert gestiegen, ein Blick in die Top 10 zeigt jedoch, dass der Verbrauch insbesondere an Hitzetagen steigt, dann, wenn die Landwirtinnen ihre Felder bewässern. Trotzdem sind nicht die Bauern die grössten Verbraucher, oben auf der Liste rangieren industrielle Betriebe und Pflegeeinrichtungen. Wäre es da nicht die logische Konsequenz auch Gewerbe und Bevölkerung ebenfalls zum Wassersparen anzuhalten? Dazu sagt Adrian Hauser: «Das Ziel ist die Top-10-Werte insgesamt zu senken. Konkrete Massnahmen für die Bevölkerung wurden aber bisher noch nicht definiert.»  Wie oben schon erwähnt, im Moment reden wir noch von Zukunftsszenarien, trotzdem tut man gut daran, sich jetzt schon mit dem Thema Wasser auseinanderzusetzen. AW

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