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Der Worber Jodlerclub ist traditionell und innovativ unterwegs. Bild: zvg

Worber Vereine: «Jodeln fördert die Gesundheit und macht Freude»

Die Worber Vereinslandschaft ist vielfältig, mit dem Jodlerdoppelquartett Worb JDQ begeben wir uns auf die Spurensuche des Jodelns in Worb in der Vergangenheit und beleuchten die heutigen Aktivitäten und Herausforderungen für den Verein. Wie steht es mit der Tradition, und wie mit der Innovation einer Musiksparte, die allgemein als wertkonservativ und auch patriotisch wahrgenommen wird? Die Antworten auf diese Fragen könnten überraschen.
«Unter Jodeln versteht man einen Gesang, bei dem sinnfreie Silben in meist sprunghaften Melodiefolgen aneinandergereiht werden», zitiert Wissenschaft.de auf seiner Website.

In Europa hatte das Jodeln seinen Ursprung im östlichen Alpenraum, dort wurde es bereits im 17. Jahrhundert dokumentiert. Einen Aufschwung erlebte das Jodeln zu Anfang des 19. Jahrhunderts, als Sänger aus dem Alpenraum diese Gesangsform in die europäischen Metropolen brachten. In der Schweiz wurden Volksmusikfeste wie die Unspunnenfeste in Interlaken veranstaltet, um die eigenen Traditionen hochleben zu lassen und die Stadt- und Landbevölkerung zu vereinigen. So wurde das Jodeln zum Ausdruck von Heimatgefühlen und Werten wie Gemeinschaft, Naturverbundenheit und Authentizität.

90 Jahre Jodlerdoppelquartett Worb
Im Jahr 1934 gründeten zehn Sänger im Restaurant Bären das Jodlerdoppelquartett Worb. 1935 schloss sich der Verein dem Eidgenössischen Jodelverband an. Im Laufe seiner Vereinsgeschichte organisierte das JDQ das Kantonale Jodlerfest im Jahr 1953 sowie verschiedene regionale Jodlertreffen, zudem veröffentlichte es zwei Tonträger. Viele Jahre war das Jodlerdoppelquartett nur Männern vorbehalten. Erst ab ca. 1990 durften auch Frauen im Verein aktiv sein. Heute ist die Spitze des Vereins mit Frauen besetzt. Dirigentin und Sekretärin ist Ruth Schäfer, die seit 2001 Mitglied des Vereins ist. Als Präsidentin amtet Vreni Tanner, die seit 2009 im Verein aktiv ist.

Frau Schäfer, Frau Tanner, wie kommt man zum Jodeln?
Ruth Schäfer: Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen. Ich habe bei der Arbeit gemeinsam mit meinem Vater gesungen und gejodelt, es war immer ein natürlicher Teil meines Lebens. Ich lernte das Jodeln durch Nachsingen ab Schallplatte.
Vreni Tanner: In meiner Familie waren viele aktive Hornusser. Darunter gab es sehr musikalische Frauen und Männer, an diesen Anlässen wurde viel aus dem Stegreif gesungen und gejodelt. Es war auch bei mir immer ein Teil der Familientradition. Später besuchte ich Kurse im klassischen Gesang, und im Jodeln konnte ich mich an den Kursen des Bernisch Kantonalen Jodlerverbandes weiterbilden. Heute kann man in Luzern das Fach Jodeln studieren und sogar mit einem Master abschliessen.

Wie kann man sich das Jodeln mit Chor vorstellen?
R.S.: Der Chor bildet die Grundlage, er singt oder schafft die musikalische Basis für das Jodeln durch das lange Halten der Töne. Das Jodeln selber wird nur von den Solosängern übernommen. Normalerweise wird ohne Begleitinstrumente gesungen, das ist die klassische Art. Es gibt aber Ausnahmen, wo Lieder, hauptsächlich in Kleinformationen wie Duett, Terzett oder Quartett, mit Örgelibegleitung gesungen werden.
V.T.: An den Anlässen wird traditionell die Tracht getragen. Auf das richtige Tragen der Tracht wird an den Wettbewerben ebenfalls geachtet.

Was wird heutzutage gesungen?  Gibt es neben traditioneller Musik auch Innovatives?
R.S.: Bei uns wird Traditionelles ebenso gesungen wie moderne Stücke. Die Geschmäcker sind verschieden, und wir möchten auch einmal Neues und Ungewöhnliches ausprobieren. Im Jahr 2019 haben wir zum Beispiel die Jodelversion vom «Louenesee» einstudiert. Zurzeit proben wir ein Stück namens «Handyfieber» von Heinz Güller, das den ständigen Gebrauch der Handys thematisiert.

Welches sind die schönsten Erlebnisse mit dem Jodlerdoppelquartett?
R.S.: Besonders schön sind die Teilnahmen an Jodlertreffen, wo jede Formation ungezwungen und ohne Bewertung ihr Lied vorträgt. Das Highlight unseres Jodlerklubs ist aber die jährliche Jodlerreise. Letztes Jahr waren wir im Schwarzwald an einem Sommerfest, dieses Jahr reisen wir nach Grächen im Wallis. Auf unseren Reisen wird spontan an einem schönen Ort gesungen, was immer für grosses Aufsehen sorgt. Besonders begeistert sind Touristen, die dann gerne viele Fotos machen.

Wie finanziert sich der Jodlerklub?
V.T.: Unser Verein hat im Moment nur noch 13 aktive und ca. 70 Passivmitglieder, die einen kleinen Beitrag zahlen. Durch unsere Auftritte kommt jeweils etwas Geld zusammen. Wir vom Vorstand arbeiten unentgeltlich. 
Am 29.6. findet der nächste Anlass statt. Was werden Sie dort singen?
V.T.: Es ist das 30-jährige Jubiläum des VSeSe, das im chinoworb gefeiert wird (Anm. d. Red.: Der Anlass ist nicht öffentlich). Wir werden ein traditionelles Stück singen, «Bärglerfründe» von Adolf Stähli, und das moderne Stück «Handyfieber». Für dieses Projekt haben wir zusätzliche Sängerinnen und Sänger gesucht und, was uns sehr freut, wir haben bereits einige Interessenten gefunden. Nun freuen wir uns auf den gemeinsamen Auftritt Ende Juni.

Wie sieht es mit dem Nachwuchs aus?
R.S: Wie viele andere Vereine auch, haben wir hier in Worb Nachwuchssorgen und hoffen, dass wieder jüngere Menschen zum Jodeln finden. In den Bergregionen sieht es anders aus, dort boomen Jodlerklubs.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Vereins?
V.T.: Wir wünschen uns neue Sängerinnen und Sänger. Insbesondere fehlen uns die Männerstimmen, um unserem Klub das nötige «Bödeli» zu geben. Man muss nicht jodeln können, um bei uns mitzusingen. Freude an einer wöchentlichen Portion Singspass in einer Gruppe ist garantiert. Schön wäre es, wenn die Gemeinde Worb unseren Verein in irgendeiner Art und Weise unterstützt.

Was begeistert Sie am Jodeln?
R.S.: Jodeln und Singen tut unglaublich gut. Man kann vom Alltag völlig abschalten. Ausserdem ist die  Atemtechnik, die man dabei lernt, sehr gesund. Jodeln und Singen unterstützt die Gesundheit und macht sehr viel Freude. 
V.T.: Beim Jodeln steht man sehr nah beieinander und hält den Körperkontakt. Dadurch spürt man die anderen und ist so Teil einer grösseren Einheit. Singen und Jodeln in einem Klub braucht keinen Mut. Man muss sich nur trauen, einen Ton rauszulassen.

Tradition und Innovation
Das Jodeln bleibt ein faszinierendes und vielschichtiges Phänomen, das nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Gegenwart und Zukunft der Schweiz prägt. Als lebendiges kulturelles Erbe verbindet es Generationen, schafft Gemeinschaft und bewahrt zugleich die einzigartige Identität des Landes. Gleichzeitig öffnet sich dieser einzigartige Gesangsstil für die Zukunft und sucht neue musikalische Wege. KS

Interessierte informieren sich auf: www.jodler-worb.ch

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