Zielkonflikt Mostäpfel

In der Gemeinde Worb und Umgebung ist es Tradition, dass praktisch bei jedem Bauernhof eine Hofstatt steht (Baumgruppe aus Hochstamm­obstbäumen). Die Bäu-
me dienten früher vor allem zur Selbstversorgung mit Früchten. Was nicht selber gebraucht werden konnte, wurde verkauft. Kirschen und Zwetschgen vor allem als Brennobst für Schnaps, Äpfel und Birnen als Mostobst.

Wie ist die Situation heute auf unserem Betrieb?

Die Kirschen, welche nach den Frostnächten im Frühjahr nicht erfroren, wurden innert drei Tagen von den Krähen gefressen. Da man Hochstammbäume nicht mit Netzen abdecken kann, ist man gegen die 50 – 100 Krähen chancenlos.

Bei den Äpfeln werden die schönsten für den Direktverkauf und den Eigenbedarf gepflückt. Die restlichen werden geschüttelt und als Mostobst für den Eigenbedarf an Süssmost verwendet. Was wir nicht selber brauchen, wird als Mostobst verkauft. Der Richtpreis für normale Mostäpfel beträgt 26.– Fr./100 kg, 33.– Fr./
100 kg für Mostäpfel spezial. Da die Mostobstmenge in der Schweiz viel zu hoch ist, wird je nach schweizweit angelieferter Menge ein «Rückbehalt» abgezogen. Dadurch erhielten wir im Vorjahr pro 100 kg 14.30 Fr., also 14.3 Rappen pro kg. Bedenkt man den Arbeitsaufwand, ist dieser Preis nicht akzeptabel. Da reichen auch die Direktzahlungen, welche wir für Hochstammbäume erhalten, nicht, um den Aufwand (Baumschnitt, Pflanzenschutz, Ernte) abzugelten. Ist es da verwunderlich, dass das Obst nicht genutzt wird und verfault?

Um die prekäre Lage bei Mostobst nicht noch schlimmer werden zu lassen, hat der schweizerische Obstverband die Bauern aufgefordert, keine Neupflanzungen von Apfelbäumen vorzunehmen, um die Überproduktion nicht zu vergrössern. Die Hochstammbäume sind jedoch wichtig für die Biodiversität. Sie bieten Lebensraum für Vögel und Insekten und prägen das Landschaftsbild.

Die Gemeinde Worb unterstützt die Pflanzung von neuen Bäumen oder den Ersatz für alte Bäume finanziell und fördert dadurch den Erhalt der Hochstammobstbäume. Das finde ich gut.

Die Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinde Worb können den Erhalt von Hochstammobstbäumen fördern, indem sie möglichst Obst von Hochstammbäumen direkt beim Produzenten kaufen. Anstelle von anderen Süssgetränken Apfelsaft oder Apfelschorle zu konsumieren wäre erfrischender und erst noch gesünder.

Daniel Aebersold,
Mitglied GGR,
und Aufsichtskommission

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