Winter 35/36

Seit meinem vorletzten Artikel ist gut ein halbes Jahr vergangen. Damals hatte ich aufgrund eines «Selbstexperiments» darauf hingewiesen, dass die grüne Energiepolitik nicht einmal im Sommer einwandfrei funktioniere, und dass es aufgrund dieses Problems sinnvoll wäre, die Kernenergie genauer zu betrachten. Zwei geharnischte Leserbriefe durfte ich darauf zur Kenntnis nehmen. Jetzt kann man sehen, dass ich offenbar nicht so falsch lag, wie mir erklärt wurde. Die EU-Kommission hat im Februar die Kernenergie in die Taxonomie der «nachhaltigen» Energien aufgenommen. Die Kernenergie gilt ab Februar 2022 als erneuerbare Energie! Nun wird es aufgrund dieser revidierten Taxonomie möglich, im Rahmen des ESG-Labels an den Finanzmärkten in Kernenergie zu investieren. In der EU-Kommission gibt es eine breite Kraft von (auch grünen) Kernenergiebefürwortern. Die Deutsch-sprechenden Grünen laufen Sturm, wollen darob bis vor den EUGH. Im Hintergrund werden aber dutzende von Milliarden Euro an ESG-Kapital in die Kernenergie flies­sen. Zum ersten Mal in der Geschichte der EU unterstütze ich (wenn auch überrascht) einen ihrer Entscheide. Diverse, teils neu gegründete Unternehmen mehrerer Nationen, haben bereits vor Jahren damit begonnen, die Entwicklung neuer Reaktortypen zu erforschen. Die Ergebnisse sind vielversprechend, es wird an Reaktoren gearbeitet, in denen unsere bestehenden radioaktiven Abfälle der alten KKWs zu über 80 % verbrannt und reduziert werden können. Es wird an Reaktoren geforscht, bei denen Kernschmelze technisch ausgeschlossen ist und nebst Strom und Wärme als Beiprodukt auch Wasserstoff in gros­sen Mengen produzieren können, womit eine «echte» CO2-neutrale Mobilität möglich wäre. Diese Unternehmen werden bis Ende des Jahrzehnts kleine, modulare Reaktoren (SMR) in der Grösse eines LKW-Containers, ähnlich eines überdimensionierten Notstromaggregates, serienmässig in Fabriken herstellen. Diese können installiert, ein Jahr wartungsfrei betrieben werden und gehen danach zur Treibstoffladung und Wartung im Austausch zurück in die Fabrik. Ich bin der Meinung, dass wir uns nicht aufgrund zweier tragischer Unfälle von der Weiterentwicklung der Kernenergie abwenden dürfen. Die Kernenergie hat eine der besten Ökobilanzen aller Energiegewinnungsmethoden. Ich glaube, dass wir ohne erhöhten Einsatz von Kernenergie die gesetzten Netto-Null-Ziele nie erreichen werden. Meine Kandidatur für den Grossen Rat erfolgt, weil ich mich im Rahmen des Kernenergiegesetzes und des kantonalen Energiegesetzes für die Versorgungssicherheit und eine Renaissance der Kernenergie einsetzen will. Damit Sie auch im Winter 2035 nach Feierabend meine Artikel nicht frierend im Kerzenschein lesen müssen, weil Sie Ihre Ration Strom schon für Ihr E-Auto verbraucht haben …

Fivian Bruno

Bruno Fivian

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