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Öppis für ds Gmüet II

Erinnern Sie sich noch? In meiner Randnotiz von vor einem Jahr habe ich mir nach der ziemlich dunklen, lichterlosen Adventszeit des Vorjahres gewünscht, im Advent 2023 wieder einen Weihnachtsbaum in Worb zu sehen, zumindest mit Chugeli und Strohsternen daran. Ich habe mir dies gewünscht, um «öppis für ds Gmüet» geniessen zu können.

Heute muss ich Ihnen in diesem Zusammenhang etwas gestehen: Ich habe mich in der vergangenen Adventszeit verliebt. Ich habe mein Herz verloren an das schauderhaft schöne Tannli auf dem Hofmatt-Kreisel! Windschief stand es tapfer während mehreren Wochen da, ein grosser Ast fehlte, die Lämpli hingen dort etwas verloren im Leeren. Und trotzdem … Dieses Unperfekte, welches mich beim ersten Anblick zunächst schmunzeln liess, packte mich zunehmend. Und jedes Mal, wenn ich am Tannli vorbeifuhr, hüpfte mein Herz vor Freude, oder dem Instinkt, dass Tannli beschützen zu wollen. Und das Tannli selbst leuchtete trotz seiner stets etwas windschiefen Lage mit seinen Lämpchen hell in die Worber Nacht hinein, was mein Gmüet echt erfreute.

Da wir wohl alle um die Jahreswende jeweils mehr oder weniger tiefgründige Gedanken hegen und ich – ehrlich gesagt – die Vorweihnachtszeit so hektisch und gehässig erlebt habe, wie noch selten zuvor, wird mir das Hofmatt-Tannli als Sinnbild für Gutes in Erinnerung bleiben. Symbolisch betrachtet fehlt uns doch allen irgendwo ein Ast, wir alle geraten irgendwann im Leben in Schieflage. Und irgendwann hängen vielleicht auch unsere (Sinnes-)Lämpli im luftleeren Raum. Trotzdem vermögen wir Gutes zu bewirken, gute Laune zu verbreiten, zu helfen, zu tragen, zufrieden zu sein. Auch wenn das neue Jahr längst angebrochen ist, wünsche ich uns allen daher für das 2024, das unperfekte Tannli nicht zu vergessen und uns bewusst zu sein, dass ein fehlender Ast nicht gleichbedeutend ist mit Wertlosigkeit.

2011_Randnotiz-Foto-Ursula-Schreiber nicht zugeschnitten

URSULA SCHREIBER

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