Steinhaufen und ungemähte Wiesenstücke können zum Artenschutz beitragen. Bild: S. Mathys

Biodiversitätsförderung: Für ein Miteinander im Garten

Wir Menschen sind auf vielfältige Weise von der Natur abhängig. Funktionierende Ökosysteme wirken sich positiv auf die Lebensmittelproduktion aus und sind gegenüber Klimaveränderungen resistenter. Artenschutz ist also kein Luxusprojekt. Viele Fördermassnahmen zielen zwar auf die Landwirtschaft ab, doch private Gärten und Parkanlagen bieten auch viel Potenzial für ein artenreiches Miteinander.

Schaut man sich die Kulturgeschichte der Menschheit an, haben Gärten schon früh eine wichtige Rolle gespielt. Neben landwirtschaftlichen Aspekten dienten sie als Sinnbild des Paradieses, als Demonstration von Macht und Ordnung, Rückzugsort für die Eliten oder als Ort der Heilung und Kontemplation, wie beispielsweise die Klostergärten. Heute ist der rein repräsentative Zweck der Gärten in den Hintergrund getreten und sie dienen der persönlichen Freizeitgestaltung. In den letzten Jahren haben auch ökologische Aspekte und Biodiversität bei der Gartengestaltung an Bedeutung gewonnen. Seit der Einführung des Biodiversitätskonzepts in der Gemeinde Worb 2021 lenkt die Umweltabteilung ihr Augenmerk nicht nur auf die Artenförderung bei gemeindeeigenen Grundstücken und der Landwirtschaft, sondern richtet auch Angebote an Privatgarten- und Liegenschaftsbesitzerinnen. Dabei können Hobbygärtner nicht nur von zahlreichen Merkblättern zur natur- und klimafreundlichen Gartengestaltung profitieren, sondern auch kostenlose Gartenberatungen in Anspruch nehmen oder Biodiversitätsfördergelder beantragen, die sie bei der Schaffung eines neuen Naturwerts unterstützen. Durch Aktionen wie der ebenfalls kostenlose Sträuchertausch im November 2024, wo Worberinnen und Worber gebietsfremde Sträucher wie beispielsweise Kirschlorbeer oder Sommerflieder gegen einheimische Straucharten eintauschen konnten, wird das Angebot abgerundet.

Mut zur Wildheit
Sicher, schön herausgeputzte Gärten mit einer gepflegten Rasenfläche und prächtigen Blumen sind eine Augenweide. Doch oft bieten die hochgezüchteten Blumensorten zu wenig Nektar oder können den hiesigen Insekten nicht als Nahrung dienen, weil sie ortsfremd sind. Hinzu kommt das Problem mit den Neophyten, die aus den Gärten hinaus verwildern und so die heimische Flora und Fauna gefährden können. Ebenso kann sich der Einsatz von Kunstdünger und Pflanzenschutzmitteln im Garten problematisch auswirken. Im besten Fall verzichtet man gänzlich darauf oder setzt sie sehr gezielt ein. Auch in den Gärten braucht es also mehr Wildheit.

Doch wie bringt man diese Wildheit in den Garten? Das hat sich auch Regula Zimmermann gefragt. Sie und ihr Mann Geri besitzen einen Gebäudekomplex an der Farbstrasse, den sie in den letzten Jahren saniert haben. Ebenfalls zum Gelände gehört eine unter Schutz stehende Linde. 

Die Grünflächen rund ums Haus sind weiträumig und gehen vom gepflegten Aufenthaltsbereich in eine blühende Graswiese mit alten Obstbäumen über. Neben einzelnen Kunstwerken gehört auch ein Bienenhaus mit 3 Völkern in die Gartenlandschaft. Noch sei die Grünfläche im Gestaltungsprozess, weitere Elemente sollen dazukommen, so auch eine Blumenwiese, die erst vor kurzem angesät worden ist. Vor 2 Jahren hat Regula Zimmermann, deren Hauptwohnsitz in Bern ist, eine Gartenberatung in Anspruch genommen und auch Fördergelder beantragt, da sie mit der Umgestaltung längerfristige Ziele verfolgt. «Ich selbst hatte nie einen Garten und habe keine grosse Ahnung vom Gärtnern. Ich wollte wissen, was man machen kann, um es kleinen Tieren wie Insekten einfacher zu machen. Da haben die Informationen durch die Gartenberatung sehr geholfen. Einfach so wäre es mir nicht in den Sinn gekommen Asthaufen aufzurichten», so Regula Zimmermann. Die Informationen durch die Beratung, die in Worb durch das Büro Kappeler ausgeführt wird, seien direkt in die Arbeit mit dem Gärtner eingeflossen, führt Regula Zimmermann aus. In der Regel wird eine Gartenberatung vor Ort durchgeführt, Mitarbeitende vom Büro Kappeler schauen sich die Gärten an und erarbeiten zusammen mit den Eigentümern, wie der Garten naturnaher gestaltet werden kann. Dabei geht man meist nach dem Prinzip je näher am Haus, desto intensiver die Gartennutzung und je weiter weg umso natürlicher wird der Garten. Das Resultat wird zusammen mit dem Förderantrag bei der Gemeinde eingereicht und sobald die Umsetzung durch eine Fotodokumentation bestätigt wird, ausbezahlt. 2024 haben 5 Worberinnen und Worber so eine Beratung in Anspruch genommen. Schon bei der Renovation der Gebäude haben Zimmermanns auf ökologische Baustoffe gesetzt. Dieser Grundsatz gilt für sie auch für die Gartengestaltung. 

Regula Zimmermann geniesst ihr Gartenparadies. Bild: S. Mathys

Einladung zur Faulheit
Was braucht es also, damit sich Insekten, Vögel, kleine Säugetiere und Reptilien im eigenen Garten wohlfühlen? Eigentlich nicht viel. Bei der Auswahl der Pflanzen sollte man möglichst auf einheimische Arten zurückgreifen und darauf achten, dass von März bis November ein ausreichendes Blütenangebot vorhanden ist, so dass es für Insekten wie Wildbienen genug Nahrung gibt. Auch Nistplätze für Vögel oder Insektenhotels können angelegt werden, sowie Kleinstrukturen wie Ast- oder Steinhaufen, die das Leben von Igeln und Reptilien erheblich erleichtern. Ausserdem sorgen diese Elemente für schöne Begegnungen mit dem Tierreich im Garten. Rasen oder Grasflächen, die nicht als Spielwiese genutzt werden, nur einmal im Jahr mähen, auch diese Bereiche sind wichtige Rückzugsorte für Tiere. Zu guter Letzt – auch wenn es Überwindung kosten sollte – im Herbst bei der Gartenarbeit die Füsse hochlegen und abgestorbene Pflanzen oder Laubhaufen stehen lassen. So können Insekten, die im Boden überwintern, geschützt werden und Laubhaufen sind ein willkommenes Winterquartier für Igel.

Regula Zimmermann für ihren Teil geniesst nun, wie im Garten alles spriesst und das Grasmähen hat sie an eine kleine Schafherde, die im Sommer an der Farbstrasse zu Gast sein wird, delegiert. Gemütlicher Aufenthaltsort, Wildheit und Nutzfläche, so kann ein Miteinander im Garten auch gelingen. AW

Mehr zur Gartenberatung und Merkblätter zur Biodiversitätsförderung sind auf der Website der Gemeinde zu finden: 
https://www.worb.ch/de/energie-umwelt/umwelt/biodiversitaet/

Die Klimagartentipps finden sich auf der Website der Worber Post: www.worberpost.ch

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