Erfreulich oder unerfreulich?

Freude herrscht! Könnte man meinen, wenn man die Jahresrechnung 2024 der Gemeinde betrachtet. Ein Ertragsüberschuss von 1,448 Mio. Fr. statt eines budgetierten Defizits von fast Fr. 500 000.–, also eine Differenz von rund 2 Mio. Fr. und eine entsprechende Steigerung des Eigenkapitals müssten ja euphorisch stimmen. Eine Abweichung der Ergebnisses vom Budget von rund 2,5 % ist akzeptabel, vor allem wenn sie positiv ist. Trotzdem fällt auf, dass einige Positionen seit Jahren zu pessimistisch budgetiert werden, etwa der Fiskalertrag; die Gesamtausgaben dagegen meist zu hoch angesetzt werden. So kann man sich jedes Jahr stolz auf die Haushaltdisziplin auf die Schultern klopfen.

Beim genaueren Hinsehen ist nicht mehr alles so rosig. Wieder wurde wie seit Jahren weniger investiert als budgetiert. Das heisst, Worb schiebt den alten Investitionsstau weiterhin vor sich hin. Es wäre mal interessant zu erfahren, wie hoch der Gesamtwert der gemeindlichen Anlagen ist und wie hoch in den letzten Jahren der durchschnittliche Aufwand für Unterhalt und Neuinvestitionen war. Wurde der Wert erhalten oder sind wir in eine Unterfinanzierung geraten und die Anlagen leiden?

Auch wenn mit der Sanierung des Worbbodens und der drohenden noch nicht bekannten Rettung der Sportanlagen zwei riesige finanzielle Brocken anstehen, darf doch der Unterhalt der anderen gemeindlichen Infrastruktur nicht vernachlässigt werden. Für grosse Sprünge bei den Neuinvestitionen reicht es dann aber nicht.

Auch dieses Jahr liefert der Gemeinderat unkommentierte Zahlen. Eine schon öfter verlangte finanzpolitische Gesamtbeurteilung fehlt nach wie vor. Die muss man sich aus den Finanzkennzahlen selbst zusammenstellen. Und da gibt es Licht und Schatten. Erfreulicherweise (auch im Vergleich zu anderen Gemeinden) sind die Verschuldung, der Kapitaldienst zur Bedienung der Schulden und die Zinsbelastung gering. Wenig erfreulich dagegen sind der schwache Investitionsanteil und im Vergleich zu anderen, ähnlich grossen Gemeinden der sehr hohe Steuerfuss. Hoher Steuerfuss, geringe Investitionstätigkeit: So kann man natürlich immer wieder ein «schönes» Resultat erzielen.

Jorio Marco

Marco Jorio,
Mitglied Parlament

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