«Ich zeichne schon mein Leben lang, zumindest, soweit ich mich zurückerinnern kann. Mit etwa 8 Jahren bin ich zum ersten Mal mit Hard Rock in Berührung gekommen. Dort habe ich dann auch das Thema Tattoos entdeckt. Allerdings haben mir diese Sujets von damals nicht gefallen» erzählt mir Riccardo Calà, der sein Tattoostudio «Tattoo Fantasy» in Rüfenacht seit 2000 führt und somit dieses Jahr das 25-jährige Jubiläum feiert.
«In Rüfenacht aufgewachsen und die Schule bis zur 5. Klasse besucht, ist es natürlich meine Heimat. Bis zur 8. Klasse bin ich dann in Worb zur Schule gegangen. 1986 habe ich die KV-Lehre bei der RBS in Worblaufen absolviert, bim «blaue Bähnli». Ich lebe zwar inzwischen nicht mehr hier, aber bin dem Ort durch meine Kindheit und meine Arbeit weiterhin sehr verbunden. Was mir aus meiner Zeit als Schüler auch noch geblieben ist, ist das Tischtennisspielen im Tischtennis Club Worb. Das habe ich schon früher leidenschaftlich gerne gemacht. Nun, nach 33 Jahren Pause habe ich es wiederentdeckt und bin wieder voll motiviert eingestiegen. Wir trainieren zweimal in der Woche, immer Mittwoch- und Freitagabend. Übrigens freuen wir uns immer über neue Spielerinnen und Spieler, die diese Leidenschaft ausleben wollen – Luscht uf es Probetraining? Chum verbi.
«Rüfenacht hat sich stark verändert. Ich kenne kaum noch jemanden hier von früher. Viele alte Gebäude wurden und werden gerade abgerissen zugunsten von neuen Wohnkonzepten. Hier lebt man verhältnismässig günstig und ist trotzdem schnell in der Stadt. Von all den Veranstaltungen, die es früher gab für die Rüfenachter Bevölkerung, ist nur noch das 1.-August-Feuer am 31.Juli geblieben. Aber in meiner Jugend war hier viel los. Unser unausgesprochener Treffpunkt war damals die Post Rüfenacht. Da haben sich die jungen Leute getroffen am Wochenende und von da aus schaute man dann, was wo los war. Und spätestens um 00.10 Uhr auf dem letzten Bähndli nach Hause trafen wir uns alle wieder im Raucherabteil. Damals gab es keine Reklamationen, wir jungen Leute gehörten einfach dazu, so wie wir eben waren.»
Das Tätowieren wurde im Kanton Bern erst ab dem Jahre 1997 legal. Damals war es noch eine absolute Nische. Riccardo war einer der Ersten, die im Kanton Bern tätowierten.
«Eine klassische Ausbildung zum Tattookünstler gibt es nicht. Dieses Wissen und Können muss man sich selbst beibringen. Eine Grundvoraussetzung ist natürlich, dass man gut zeichnen kann. Allerdings gibt es heute sogenannte ‹Academies›, die den Teilnehmenden in 1 bis 2 Tagen das Tätowieren beibringen. Es kann sich an dieser Stelle jede und jeder selbst denken, wie das dann rauskommt.»
Nach langer, intensiver Vorbereitung und auf Anfrage hat Riccardo sein erstes Tattoo einem Freund gestochen. «Ein Tribal am Knöchel» erinnert er sich. «Früher hat man noch mit Pelikan-Tinte tätowiert, heute sind die Anforderungen an die Sicherheit und die Hygiene natürlich viel höher. Heute gibt es kantonale Kontrollen, was ich auf jeden Fall gutheisse. Ich kaufe meine Artikel, die ich fürs Tätowieren brauche, viel lieber im Geschäft vor Ort ein. So bekomme ich gute Beratung und kann die Artikel selbst anschauen und in die Hand nehmen, das ist mir wichtig. Die Entwicklung ist rasant und es kommen immer neue oder verbesserte Waren auf den Markt.
«Ich nehme mir für jede Kundin und jeden Kunden Zeit. Ich habe einen sehr hohen Anspruch an mich und meine Arbeit, nehme mein Gegenüber und die Energie, die diese Person hat, sehr genau wahr und suche zusammen mit den Kundinnen und Kunden das passende Sujet und den passenden Ort auf dem Körper für dieses Kunstwerk. Ein Tattoo sollte ja für den Rest des Lebens sein, halt ein persönliches Unikat»
Und die eigenen Tattoos auf Arm und Bein? «Habe ich mir selbstverständlich selbst gestochen!»
Aufgezeichnet von
RAHEL VON DER DECKEN
Für Interessierte:
www.tattoo-fantasy.ch
031 839 80 35
www.ttcworb.ch
(Tischtennis Club Worb)