Am 15. November 2025 ist Lenka Kölliker, FDP, von ihrem Amt als Gemeinderätin zurückgetreten. Im Gemeinderat hat sie zwei Runden gemacht. Einmal von 2016 bis 2020 als Vorsteherin des Departements Soziales und ab 2022 im Finanzdepartement. Durch ihre Wahl als Co-Präsidentin des Vereins Olympische und Paralympische Winterspiele 2038 setzt die leidenschaftliche Sportlerin ihren Fokus nun auf die Kandidatur der Schweiz als Austragungsort der Spiele.
Sport und Politik sind ihr Leben, das sagt Lenka Kölliker rundheraus. Sie ist sachlich und fokussiert sich auf die Fakten. Sie ist keine, die sich hinter Floskeln versteckt, sondern immer direkt argumentiert. Doch Respekt und ein korrekter Umgang stehen für sie zuoberst. Auch Gegenwind bringt sie nicht aus der Ruhe, denn für sie steht fest, wer etwas einfordern will, muss dafür etwas leisten. «Es gibt nichts gratis. Man muss etwas leisten, ins Training gehen, seine Runden joggen, damit man bereit für einen Marathon ist.» Die Übergänge von Sport und Politik sind bei ihr fliessend. Dabei verliert sie weder die Menschen noch wirtschaftliche Aspekte aus den Augen. Wesenszüge, die ihr als Vorsteherin in den Departementen Soziales und Finanzen gute Dienste erwiesen haben. Am 22. August 2025 wurde Lenka Kölliker als Co-Präsidentin des Vereins Olympische und Paralympische Winterspiele 2038 gewählt, ein Amt, das ihre beiden Leidenschaften Sport und Politik verbindet, sich aber schlecht mit den Aufgaben einer Gemeinderätin vereinbaren lässt. «Man muss sich auf das fokussieren, was man auch leisten kann. Ich finde es korrekt und ehrlich zu sagen, jetzt muss ich etwas abgeben. In meinem Fall ist es nun das Amt der Gemeinderätin», sagt die zweifache Mutter, die mit ihrer Familie in Vielbringen lebt.
Die Sportlerin
Geboren und aufgewachsen ist Lenka Kölliker in der damaligen Tschechoslowakischen Republik, die 1992 in die heutigen Staaten Tschechien und Slowakei geteilt wurde. Schon früh war Sport ein wichtiger Teil ihres Lebens. Ihre Eltern waren beide sportlich aktiv, die Mutter war Trainerin. Somit war der Weg zur Leistungssportlerin früh geebnet. Mit 3 ½ Jahren begann sie mit Eiskunstlauf, später wechselte sie zum Rudern. «Rudern hat einiges. Es ist hart, elegant und du bist auf dich selbst gestellt.» In ihrer sozialistisch geprägten Heimat war der Sport auch ein Türöffner für sie. «Ich lebte in einem Regime, das anders tickt als hier. Du hast nicht alle Freiheiten und musst dich damit arrangieren. Dank dem Sport konnte ich reisen, das hat natürlich auch den Horizont erweitert.» Nach ihrem Sport- und Geografiestudium wollte sie in den diplomatischen Dienst. «Ich habe das Aufnahmeprozedere geschafft und plötzlich, mit 24, war ich als frischegebackene Diplomatin im Aussenministerium.» Ihren Mann kannte sie damals schon, so führte ihr Weg in die Tschechische Botschaft in der Schweiz. Mit 28 Jahren war sie schon Stellvertreterin des Botschafters. Doch mit der Zeit stellte sich die Frage der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Im Jahr 2000, nach sechs Jahren in diplomatischen Diensten, nahm sie ihren Abschied und wechselte als Wirtschaftsberaterin in eine grosse, internationale Beratungsfirma, wo sie bis heute tätig ist. «Der diplomatische Dienst ist interessant, aber man wechselt alle paar Jahre den Standort. Mein Mann hatte seinen Beruf, den er nicht überall ausüben konnte, und unsere Tochter war schon auf der Welt, ich wollte also etwas machen, das familienfreundlicher ist.» Bei all diesen Tätigkeiten blieb der Sport aber immer ein wichtiges Element in ihrem Leben. Vor rund 15 Jahren entdeckten sie und ihr Mann Curling für sich, als gemeinsames Hobby und trainieren im Curling Club Worb im selben Team. Auch da macht Lenka Kölliker keine halben Sachen, seit August 2024 ist sie Präsidentin von Swiss Curling.
Die Demokratin
«Es ist ein Privileg, politisieren zu dürfen», das sagte Lenka Kölliker in ihrer Abschiedsrede an der Parlamentssitzung vom 10. November. Wer sie kennt, weiss, dass das bei ihr keine dahergesagte Floskel ist. Das Aufwachsen in einem sozialistischen Staat hat sie geprägt und das Interesse für Politik früh geweckt. Die Überzeugung, dass man den Ort, an dem man lebt, noch besser machen kann, hat sie in die Lokalpolitik gebracht. Das die FDP Köllikers politische Heimat wurde, kam nicht von ungefähr. Für sie sind eine freie Marktwirtschaft und demokratische Werte unabdingbar miteinander verknüpft. «Wir müssen unglaublich Sorge tragen zu dem, was wir hier haben. Die Menschen müssen die Möglichkeit haben sich zu engagieren, Leistung muss sich lohnen. Dazu gehören auch Pressefreiheit und Meinungsfreiheit. Werte, die für uns hier selbstverständlich sind.» Werte, die jedoch nicht naturgegeben sind, wie sie aus eigener Erfahrung weiss. 2013 wurde sie ins Worber Parlament gewählt. 2016 rückte sie in den Gemeinderat nach und kandidierte gleichzeitig für das Gemeindepräsidium. Als Gemeindepräsidentin wurde sie zwar nicht gewählt, doch bis 2020 war sie Vorsteherin des Departements Soziales. Für kurze Zeit schied sie aus dem Gemeinderat aus, kam aber 2022 zurück, diesmal als Vorsteherin des Finanzdepartements. Auf die Frage, welches der beiden Departemente ihr lieber waren, überlegt Lenka Kölliker kurz. «Hätte man mich das vor acht Jahren gefragt, hätte ich ganz klar die Finanzen gesagt. Da bin ich zu Hause. Aber die 4½ Jahre im Departement Soziales waren eine schöne und intensive Zeit. In diesem Departement kann man am meisten bewegen. Von der Spielgruppe über die Sozialhilfe bis zur Alterspolitik hat man das ganze Spektrum. Man ist nahe an den Leuten. Und die Menschen, die sich in diesen Bereichen engagieren, machen das mit viel Herzblut.» Als ihren grössten Erfolg sieht sie das Zentrum Alter, das in ihrer Zeit im Sozialdepartement ins Leben gerufen wurde. Auch im Finanzdepartement kann sie auf einige Erfolge zurückblicken. In den letzten Jahren schloss die Jahresrechnung der Gemeinde immer besser als budgetiert ab. Zuweilen seien die Diskussionen hart gewesen und oft habe sie Gegensteuer geben müssen. Trotzdem konnte der berühmte Worber Investitionsstau zum Teil aufgelöst werden, bei gleichzeitig positiven Abschlüssen in den letzten Jahren. «Bei den Finanzen muss man priorisieren. Nicht immer können alle Wünsche erfüllt werden.»
Ob sie sich in den kommenden Jahren weiter in der Politik engagieren wird, kann sie noch nicht sagen, obschon sie sich als politischen Menschen sieht. Zunächst setzt sie ihre Energie auf das Amt der Co-Präsidentin des Vereins Olympische und Paralympische Winterspiele 2038. Das scheint noch in weiter Ferne zu sein, doch bis 2027 muss die Schweiz beim IOC ein fertiges Dokument abliefern. 1948 war die Schweiz zuletzt Austragungsort einer Olympiade, seither sind alle Kandidaturen gescheitert. «Im Moment sind wir mit dem IOC in einem privileged dialogue. Das heisst, es gibt keine anderen Kandidaten und wir haben bis 2027 Zeit unsere Bewerbungsdossiers vorzubereiten. Schaffen wir das nicht, können sich ab 2027 auch andere Länder bewerben.» Die Spiele sollen an verschiedenen Standorten ausgetragen werden. Das heisst, es müssen Verhandlungen mit verschiedenen Kantonen und Gemeinden geführt werden, es geht um Organisation und Finanzierung und auch der Bundesrat muss dahinter stehen. Da die Wintersportverbände ebenfalls in die Organisation eingebunden sind, wird Kölliker nicht von ihrem Amt als Präsidentin von Swiss Curling zurücktreten. Da die Zeit knapp ist, hat sie ihre neue Tätigkeit bereits aufgenommen. «Das ist eine unglaublich spannende Aufgabe, weil sich so vieles vereint. Da ist Politik und Sport, was ja sowieso mein Leben ist, und auch wirtschaftliche Aspekte. Da kann ich mich voll ausleben», sagt sie voller Begeisterung. Trotz der neuen Herausforderung verliert sie den Blick auf Worb nicht. Auf die Frage, was sie sich für Worb wünscht, muss sie nicht lange überlegen: «Ich wünsche mir, dass Worb vielleicht etwas selbstbewusster und stolzer auftritt. Und manchmal muss man nicht nur verwalten, sondern auch gestalten.» Für sich wünscht sie weiterhin Freude an dem, was sie tut, und interessante Aufgaben. Besonders wichtig ist ihr aber Frieden und Demokratie für alle. «In den heutigen Zeiten ist das nicht selbstverständlich.» AW