Die Finanzunterlagen, die diesen November vorgelegt wurden, enthalten keine grösseren Überraschungen. So fällt das erwartete Defizit, wie erwartet, höher aus als vergangenes Jahr. Was zu einem grossen Teil mit dem Start der Gesamtsanierung des Oberstufenzentrums Worbboden zu tun hat. Für Redebedarf im Parlament sorgten die erneut höheren Kosten beim Personal. Trotzdem wurden Budget und Finanzplanung, wenn auch zähneknirschend, bewilligt.
An der Parlamentssitzung vom 10. November hat Gemeinderätin Lenka Kölliker, FDP, ein letztes Mal die Finanzplanung und das Budget präsentiert. Auf den 15. November ist sie von ihrem Amt als Vorsteherin des Finanzdepartements zurückgetreten. Für sie rückt Elena Lanfranconi, FDP, in den Gemeinderat nach. Anders als nach dem Rücktritt von Karin Waber, SVP, aus dem Gemeinderat kommt es bei der Departementsverteilung zu einer Rochade. Stephan Zingg, SVP, der im vergangenen Sommer die Nachfolge seiner Parteikollegin im Departement Soziales angetreten hat, wechselt nun ins Finanzdepartement. Somit wird Elena Lanfranconi die Vorsteherin des Departements Soziales. Den freigewordenen Sitz im Parlament übernimmt Lanfranconis Parteikollege Marc Aeberhard.
Budget 2026
Die Verhandlungen unter den Abteilungen zur Erstellung des Budgets sind zuweilen hart. Wegen der Gesamtsanierung des Oberstufenzentrums Worbboden, die nächstes Jahr startet, und einem befürchteten Defizit von 3 Millionen Franken haben sie sich dieses Jahr als besonders zäh gezeigt. Wodurch Finanzplanung und Budget erst im November präsentiert werden konnten. So Lenka Kölliker an der vergangenen Parlamentssitzung: «Der Prozess zur Erstellung des Budgets war wie jedes Jahr. Diesmal war es einfach im grösseren Ausmass als in den vergangenen Jahren. Ein Defizit von 3 Millionen konnten wir nicht verantworten, somit waren zusätzliche Spardiskussionen notwendig.» So wird nun mit einem Verlust von rund 1,8 Millionen Franken gerechnet. Gegenüber dem Budget 2025 steht das vorliegende Budget um rund 1,26 Millionen Franken schlechter da. Das bei einem Ertrag von 55 Millionen und einem Aufwand des allgemeinen Haushalts von 57 Millionen Franken. Die geplanten Investitionen belaufen sich bei rund 13 Millionen. Bei den Lastenausgleichssystemen ist erneut ein starker Kostenanstieg zu verzeichnen. Dies ist auf höhere Fallzahlen bei der Sozialhilfe zurückzuführen, aber auch auf die Besoldung von Lehrpersonen. Wegen höherer Schülerzahlen wurden im Sekundarkreis Worb und in den Primarstufenkreisen Worb und Rüfenacht befristet je eine Klasse eröffnet. Diese Kosten können jedoch beim Kanton geltend gemacht werden. Aber auch in der Gemeindeverwaltung wurden in verschiedenen Abteilungen neue Stellen bewilligt. So erhöht sich der Personalaufwand gegenüber dem letztjährigen Budget um 6,1 Prozent. Bei der Sozialabteilung lässt sich das ebenfalls auf mehr und komplexere Fälle zurückführen. Aber auch in der Bauabteilung und der Abteilung für öffentliche Sicherheit mussten die Kapazitäten wegen zusätzlicher Aufgaben oder Arbeitsüberlastung erhöht werden. Ein Umstand, der im Parlament mehrfach für Verwunderung gesorgt hat, zumal die Personalkosten schon im letzten Jahr höher ausgefallen sind. So stand die Frage im Raum, wie das trotz fortschreitender Digitalisierung möglich ist.
Finanzplan 2026 bis 2030
Bis Ende der Planungsperiode soll der Investitionsstau nahezu abgebaut sein. Mit rund 24 Millionen ist das Oberstufenzentrum Worbboden der grösste Brocken. Doch da sind weitere Schulanlagen, bei denen ebenfalls eine Sanierung ansteht. Die Investitionen, die bis 2030 getätigt werden sollen, schlagen voraussichtlich mit 32 Millionen Franken zu Buche. Da die Liquidität der Gemeinde weiterabgenommen hat, musste dieses Jahr ein weiteres Darlehen in der Höhe von 3 Millionen Franken aufgenommen werden. Um die anstehenden Projekte der kommenden zwei Jahre stemmen zu können, werden wohl weitere Fremdmittel aufgenommen werden müssen. Stand 1. Januar 2025 liegt die Verschuldung von Worb bei 21 Millionen. Es wird damit gerechnet, dass die selbstauferlegte Schuldengrenze von 40 Millionen 2027 um rund 6 Millionen überschritten wird. Auch bei der Wasserversorgung stehen grössere Projekte an, die in den kommenden Jahren realisiert oder fertiggestellt werden sollen. So wird der Ersatz der Leitungen weiter vorangetrieben. Dafür sind rund 2,7 Millionen vorgesehen. Bei der Abwasserentsorgung sind ebenfalls grössere Investitionen geplant, die sich auf rund 4 Millionen Franken belaufen. Die grössten Posten dabei sind der Hochwasserschutz Dentenberg und die Meteorwasserleitung Enggistein. Wie die Wasserversorgung läuft auch die Abwasserentsorgung über die Spezialfinanzierung (Gebühren). Dafür wird eine Erhöhung des Steuerertrags prognostiziert. Dank der anhaltenden Bautätigkeit auf Gemeindegebiet kann bis 2030 bei den natürlichen Personen mit einem Zuwachs von rund 600 Steuerpflichtigen gerechnet werden, nämlich von aktuell 7001 auf 7595 Personen. Trotzdem wird sich Worb nach Ende der Planungsperiode auf eine Phase einer reduzierten Investitionstätigkeit einstellen müssen, um den Schuldenberg abzubauen. Ebenso sei es aus heutiger Sicht nicht möglich zu sagen, ob eine Anpassung der Steueranlage von Nöten sein wird. Ziel ist es jedoch die Steueranlage von 1,7 Einheiten mindestens halten zu können. AW
Die vollständigen Unterlagen können auf www.worb.ch eingesehen werden.