Advent, Advent …

Die Adventszeit zwischen Guetzli und Kerzenschein soll uns auf eine besinnliche Zeit mit lieben Menschen einstimmen. Sie erinnert uns daran, innezuhalten im alltäglichen Hin und Her. Dank auszusprechen: Dank für die Wärme, die wir in unseren Familien teilen, und für die kleinen Momente, in denen wir begreifen, dass Frieden nicht nur ein Wort, sondern ein tägliches Geschenk ist.
Doch dann platzt die Schlagzeile aus Bern in diese Stille. Der Nationalrat hat in der Wintersession entschieden: Millionen für Schafherden, noch mehr für Weinwerbung zu sprechen – aber nur 2,5 Millionen für den Schutz von Frauen vor Gewalt wurden abgelehnt. Tamara Funiciellos bittere Frage «In welcher Welt sind Schafe besser geschützt als Frauen?» sagt mehr über unsere politischen Prioritäten als jede Budgettabelle.
Ich sage es klar: Wer in einem Land mit über 90 Milliarden Budget die Mittel für Prävention und Schutz verweigert, setzt ein fatales Zeichen. Es geht nicht um Luxus, sondern um Leben. Die Istanbul-Konvention verpflichtet uns, Frauen vor Gewalt zu schützen. Und doch bleibt es bei schönen Worten, während die Realität blutig ist: 27 Femizide allein in diesem Jahr.
Als Mann, der Gewalt von Jugend an als Teil sportlicher Wettkämpfe – etwa im Boxring – erlebte, musste ich mich nie davor fürchten. Doch ich kenne Gewalt auch als Freund, als Zeuge. Ich habe gesehen, wie sie Familien zerfrisst und Vertrauen zerstört. Ich weiss: Schweigen und Wegschauen sind ihre besten Komplizen. Wer Gewalt erlebt hat, erkennt die Dringlichkeit sofort. Prävention ist kein «Nice to have», sondern eine Pflicht.
Es wirkt grotesk: Wir fördern Wein, damit er leichter ins Glas fliesst, während Frauenhäuser leer ausgehen. Vielleicht hofft man, dass ein schöner Merlot die Schreie übertönt? Ironie, ja – aber bitter. Denn hinter jeder Statistik steht ein Gesicht: eine Freundin, eine Schwester, eine Mutter, eine Tochter. Als Familienvater wünsche ich mir, dass meine Söhne lernen, Verantwortung zu tragen und einzustehen, und meine Töchter wissen, dass ihre Sicherheit niemals zur Debatte steht.
Politik darf nicht die Kunst sein, Prioritäten zu verdrehen, sondern muss die Pflicht sein, Leben zu schützen. Weihnachten erinnert uns daran, dass Licht stärker ist als Dunkelheit. Es wäre schön, wenn das auch im Bundeshaus gelten würde. Also bitte: Macht endlich das Licht an!


Matthias Marthaler,
Mitglied Parlament,
Mitglied Finanzkomission,
SP Worb Vorstand

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