Worb und der Wohnungsbau: Allein um das moderate Bevölkerungswachstum von 30 Personen im Jahr zu erreichen, müssten jährlich 40 neue Wohnungen gebaut werden. Noch wird in Worb auf innere Verdichtung gesetzt, doch auch das wird bald ausgeschöpft sein. Hinzu kommt, dass Bauprojekte immer komplexer werden, wie ein Blick auf die Areale Verzinkerei und Sternenmatt zeigt.
Während in Rüfenacht gefühlt kein Ziegelstein auf dem anderen gelassen wird, ist es in Worb Dorf um einige Projekte etwas ruhiger geworden.
Das Bauland wird knapp, Bauvorschriften haben sich geändert und Themen wie Nachhaltigkeit und Aussenraumgestaltung haben an Gewicht zugenommen. Kurzum: Baugeschäfte sind komplexer geworden.
Letzten Monat war auf Bern Ost zu lesen, dass auf dem Areal der ehemaligen Garage Sägesser voraussichtlich noch in diesem Jahr die Bauarbeiten für die geplante Wohnüberbauung beginnen sollen. Zwei vierstöckige Wohnblöcke mit insgesamt 21 Wohnungen sollen erstellt werden. Das Projekt wurde wegen Einsprachen überarbeitet und Anfang August neu aufgelegt. Der Baustart noch in diesem Jahr klingt sportlich und kann vermutlich wegen erneuten Einsprachen nicht eingehalten werden.
Doch wie steht es um die Pläne auf dem Gelände der Verzinkerei und was läuft nun auf der Sternenmatt?
Verzinkerei
Eine langfristige Strategie verfolgt die EEK Immobilien AG, die im September 2021 die beiden Parzellen der ehemaligen Verzinkerei von der SIMAG AG gekauft hat (WoPo 09/21). Auf dem nördlichen Teil des Areals sollte eine Wohnüberbauung mit ca. 35 Wohnungen und Flächen für Dienstleistungsbetriebe gebaut werden. Damals ist man von einem Baustart im Jahr 2022 ausgegangen. Seither ist es ruhig um die Verzinkerei geworden. Wie Thomas Kipfer von der EEK AG bestätigt, wird das Projekt nach wir vor weiterverfolgt. Bezüglich der Baubewilligung hätten sich einige unvorhersehbare Hürden ergeben, die aktuell angegangen würden. Genauer werden will er jedoch nicht. Da das Areal industriell genutzt wurde, ist mit Altlasten im Boden zu rechnen. Doch dies sei vorgängig grundlegend geprüft worden und sollte zu keinen weiteren Verzögerungen führen.
Sternenmatt
Im Fall Sternenmatt sollte es bald Neuigkeiten geben. Kurzer Rückblick: Am 3. März 2024 hat die Worber Stimmbevölkerung über die Umzonung des Geländes hinter dem Gasthof Sternen abgestimmt und diese mit knapper Mehrheit angenommen. Doch im Vorfeld des Urnengangs wurde beim Regierungsstatthalteramt eine Stimmrechtsbeschwerde eingereicht. Stein des Anstosses waren die Visualisierungen des Bauprojekts in der Abstimmungsbotschaft. Dies, so der Vorwurf, würde das Stimmvolk irreführen (WoPo 02/24). Stand heute: Der Entscheid über die Beschwerde ist immer noch hängig und wird vom AGR (Amt für Gemeinden und Raumplanung bearbeitet. Doch so einfach sei das nicht, wie das AGR vermelden lässt. Die Stimmrechtsbeschwerde wird im Zusammenhang mit der Genehmigungsverfügung zum Planungsgeschäft abgehandelt. Da letztere umfangreich und komplex sei, habe die Bearbeitung mehr Zeit in Anspruch genommen. Im Juni sei die Gemeinde Worb im Rahmen einer Anhörung über letzte Genehmigungsvorbehalte informiert worden. Worum es sich dabei genau handelt, darüber ist beim AGR keine Auskunft zu erhalten. Mittlerweile hat die Gemeinde die bereinigten Unterlagen erneut zugestellt und bei einer letzten Anhörung am 12. August letzte Punkte geklärt. Gemeindepräsident Niklaus Gfeller ist guter Dinge, wie er sagt: «Es geht noch um Kleinigkeiten, die überprüft oder angepasst werden müssen. Diese Anpassungen haben jedoch keinen Einfluss auf die Planung.» Die Genehmigung, einschliesslich der Behandlung der Stimmrechtsbeschwerde, sollte nun zügig abgeschlossen werden. Doch nach wie vor kann niemand sagen, wann genau das sein wird. Auch bei der Halter AG ist man zuversichtlich, dass nun bald eine Entscheidung vorliegen wird. Wie Jan Lauper, Projektleiter bei der Halter AG, sagt, sei es zunehmend zur Normalität geworden, dass sich Genehmigungszeiten verlängern. Diese Verzögerungen würden sich direkt auf Zeitpläne und die Kosten auswirken. In einigen Fällen müssten Projekte angepasst werden, wenn sich in der Zwischenzeit Normen und Vorschriften ändern. Die andere Seite der Medaille ist, das Bauland wird rar und im Fall Worb werden die Möglichkeiten der inneren Verdichtung in den nächsten Jahren ausgeschöpft sein. Dass geplante Überbauungen auf Herz und Nieren überprüft werden, sollte letztendlich, im Sinne der Nachhaltigkeit, allen zugute kommen. AW