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Schwammstadtbeispiel im Kleinen: Parkplatz mit durchlässigem Belag in der Schulhausstrasse. Bild: AW

Begrünung öffentlicher Flächen: Gegen die Hitze

Die Bildung von Hitzeinseln an heissen Sommertagen wird in Städten und Ortschaften zunehmend zu einem Problem. Allein für die Jahre 2022/2023 schreiben die Bundesämter für Umwelt und Gesundheit rund 500 Todesfälle der Hitze zu. In der Gemeinde Worb sollen insbesondere in den Dorfzentren von Worb und Rüfenacht künftig mehr Massnahmen getroffen werden, um die Bildung von Hitzeinseln zu vermeiden.

Heisse Sommertage sind das eine, das andere sind asphaltierte oder betonierte Flächen, die die Hitze absorbieren und auch nachts nicht richtig abkühlen, was die Temperatur innerhalb der Ortschaften zusätzlich erhöht. Die sogenannten Tropennächte lassen grüssen. In der Gemeinde Worb kommen schon einige Massnahmen gegen die Hitze zum Tragen. So ist die Begrünung von Flachdächern Pflicht und auch bei Neubauprojekten werde auf die Vermeidung von Hitzeinseln mittels Begrünung geachtet. Weitere Projekte, wie Baumpflanzungen im Bereich von Strassensanierungen sind geplant. Das Projekt «Klimagarten», das auch die Begrünung öffentlicher Flächen beinhaltet, ist derzeit in der Planungsphase und soll in den kommenden Jahren umgesetzt werden. Dabei spielt auch das Schwammstadtkonzept eine tragende Rolle.

Dass die Begrünung von Ortschaften mehr als Kosmetik ist, bestätigt auch Heinz Wanner. Er hat Geografie und Klimatologie studiert und war seit den 1970er Jahren an mehreren Projekten im Themenbereich Stadtklima beteiligt. Ab 1988 war er Professor für Klimatologie am Geographischen Institut der Universität Bern. Seit 2010 ist er emeritiert, ist aber immer noch in beratender Funktion tätig. Er hat mehrere Bücher zum Thema Klima und Mensch verfasst, 2021 hat er mit Christian Pfister «Klima und Gesellschaft in Europa. Die letzten tausend Jahre» veröffentlicht. AW

Der Klimawandel steht uns nicht bevor, er ist längst da. Was kann jetzt noch getan werden?
Heinz Wanner: Es gibt nichts anderes als das Klimasystem zu entkarbonisieren, wir müssen die Treib­hausgase, vor allem das CO2 aus dem Klimasystem nehmen. Es bleibt nichts anderes übrig, als auf erneuerbare Energien umzustellen. Fortschritte gibt es schon, aber wir müssen schneller vorgehen. Ansonsten müssen wir Sommer mit über 40 Grad in Kauf nehmen. Vor allem für alte Leute ist das eine schwere Belastung.

Was müssen Bund und Kommunen jetzt tun, um ältere Menschen besser zu schützen?
Das eine ist die Abkehr von den fossilen Brennstoffen, also Verhinderung. Das andere ist Anpassung. Das heisst, es muss dafür gesorgt werden, dass von der Erde weniger Energie aufgenommen wird. Das kann man erreichen, indem die Oberflächenfarbe verändert wird, je heller die Oberflächen in einer Ortschaft, desto mehr wird reflektiert. Besonders viel Energie bleibt in einem System, wenn kein Wasser verdunstet. Sobald der Boden trocken ist, geht die Energie in die Erwärmung der Oberfläche und der Luft, dadurch steigt die Temperatur noch mehr. Die Feuchtigkeit muss also erhalten bleiben. Das geht z.B. mit Pflanzen, begrünten Fassaden und Dächern. Also a: begrünte Plätze und Flächen und b: das Schwammstadtkonzept, in dem man die Böden durchlässig macht, damit Wasser für die Verdunstung da ist.

Welche Auswirkungen haben Hitze­inseln auf das Klima?
Grosse Metropolen haben grossregionale Auswirkungen, eine Grossstadt kann das Klima stark verändern. Hinzu kommt der Auftrieb über den Städten und die Luftverschmutzung, dadurch gibt es verstärkte Niederschläge, was zu Stadthochwassern führen kann.

In Worb sollen nach Möglichkeit versiegelte Flächen entsiegelt werden, reicht das?
Da sind wir wieder im Thema Anpassung. Wenn es durch mehr Begrünung mehr Verdunstung gibt, es mehr Bäume hat, die Schatten werfen und Wasser im Boden ist, nützt das auf jeden Fall etwas.  Das grossräumige Klima verändert das natürlich nicht, aber das Mikroklima kann man so beeinflussen. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass es auch Wassermangel geben kann. Da muss man sich überlegen, ob man das Wasser bei Starkregenereignissen versucht zu speichern. Zu Worb kann ich sagen, es ist schön, dass man Initiative ergreifen will, es braucht einfach unheimlich viel, damit es einen Effekt erzielt, aber schon kleine Massnahmen helfen.

Interview: AW

https://sponge-city.info

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