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Die Indoor-Anlage auf dem Braui-Areal bietet beste Bedingungen für Chilis. Bild: J. Wittwer

Borderland Peppers: Eine Chili-Arche in Worb

Begonnen hat alles 2021 als Hobby. Ein Jahr später ist Josh Wittwer mit seiner Chili-Zucht in einen Kellerraum auf dem Braui-Areal gezogen und hat das internationale Parkett der Indoor-Chilizüchter betreten. Nun ist er mit seiner Indoor-Anlage auf Erfolgskurs.

Josh Wittwer ist eine wandelnde Enzyklopädie, sein Wissen über die Pflanzengattung Capsicum ist gigantisch. Wer einen Blick auf die Chili-Zucht erhaschen darf, kann sich auf ein atemberaubendes Erlebnis freuen. Nicht nur wegen der tropischen Verhältnisse, die dort herrschen, sondern auch wegen dem grossen Wissensschatz, den Josh Wittwer gerne mit seinen Gästen teilt. Derzeit ist die Indoor-Anlage allerdings praktisch leer, nur in einer Ecke stehen einige wilde Chilisträucher. Josh Wittwer gönnt sich eine Pause und bereitet die zweite Anbausaison des Jahres vor. Chilis gehören zu den ältesten Kulturpflanzen, schon die Inka und Maya haben sie angebaut. Heute gibt es unzählige Capsicumsorten, die sich in Geschmack und Schärfegrad unterscheiden. Von mild bis super hot hat Borderland Peppers alles zu bieten. «Erst war mein Interesse rein optisch, die verschiedenen Farben und Formen und dass viele Sorten noch nahe an den Wildformen sind, haben mich fasziniert», so Josh Wittwer. Auch die verschiedenen Einsatzgebiete von Capsaicin weckten sein Interesse. So wird der Stoff, der Chilis scharf macht, in Psychotherapie und Medizin in Form von Schmerzgels oder Wärmepflastern angewendet. Zur Behandlung von Kälteschocks könnte Capsaicin ebenfalls eingesetzt werden, das werde derzeit erforscht.

Chili-Profi
Die Anfänge von Borderland Peppers gehen auf die Corona-Pandemie zurück. Josh Wittwer war ans Haus gebunden und bestellte aus Neugier Chilisamen im Internet. Doch das sei eine Enttäuschung gewesen, viele der Pflanzen hätten nicht dem Phänotyp, also dem Erscheinungsbild, auf der Packung entsprochen oder waren nicht gesund. Also beschloss er kurzerhand selbst zu züchten. Im Selbststudium hat er alles gelernt, was es über Chilis zu lernen gab. Er forschte nach sortenreinen Pflanzen, tüftelte perfekte Bedingungen und Nährstoffe aus und befasste sich mit Genetik und Auswahlzucht. Themen, die ihm nicht fern sind, denn ursprünglich ist er Wildtierpfleger und hatte eine Reptilienzucht. Es sei nicht lange gegangen und seine Wohnung habe sich in einen Chili-Dschungel verwandelt. Unter Worbs Chili-Enthusiasten habe sich das bald herumgesprochen. Michael Egger, selbst Chili-Liebhaber, stattete ihm einen Besuch ab und erkannte sofort das Potential. Er riet Josh Wittwer ein Firmenkonzept zu schreiben und bot ihm einen Kellerraum auf dem Braui-Areal an. Ein Glücksfall, im Gegensatz zu seiner Wohnung konnte er hier die idealen Bedingungen schaffen. Um zu gedeihen, brauchen Chilis konstante Temperaturen, die nicht unter 15 Grad fallen. Stimmt alles sind die Pflanzen mehrjährig und produzieren laufend Blüten und Schoten. In einem Jahr können so sechs Generationen gezüchtet werden. In unseren Breitengraden ist das allerdings nur in einer Indoor-Anlage möglich, Temperaturschwankungen wirken sich negativ auf die Produktivität der Pflanzen aus. Hinzu kommt, dass er so die Sortenreinheit seiner Pflanzen garantieren kann, in Aussenanlagen kann nicht verhindert werden, dass sich die Sorten kreuzen.

Im Sommer 2022 zog Josh Wittwer mit seiner Einzelfirma in die Brauerei Egger, bereits im Herbst konnte zum ersten Mal geerntet werden. In seinem Betrieb vermehrt er nur Sorten, die genetisch stabil sind und seinen hohen Ansprüchen entsprechen. Derzeit sind es 71 Sorten, in der kommenden Saison sollen 32 neu hinzukommen. Bestäubt werden die Pflanzen per Hand, mit einer elektrischen Zahnbürste. Die simuliert die Vibration der Insekten, nur so würden die Pollen freigegeben. Das Kerngeschäft sind Saatgut und Setzlinge, die über den Webshop von Borderland Peppers bezogen werden können. Mittlerweile zieht er auch Setzlinge in Grossmengen für Geschäftskunden. Die Beeren selbst kommen nur im Kleinen zum  Verkauf und können im Laden von Francesco Ianniello auf dem Braui-Gelände bezogen werden. Im Kleinen beliefert er auch kleine Firmen, die Chili-Saucen herstellen. In der Chili-Szene hat sich Borderland Peppers schnell einen Namen gemacht. Was nicht weiter verwunderlich ist, der Betrieb ist zertifiziert, die Pflanzen entsprechen dem Phänotyp, sind auf Krankheiten getestet und haben einen international anerkannten Pflanzenpass. Die enge Zusammenarbeit mit dem Bund gehört für ihn dazu, das bietet ihm und seiner Kundschaft rechtliche Sicherheit,  zudem kann man sich darauf verlassen, dass mit dem Saatgut keine Krankheiten mitgeliefert werden. «Wenn ich etwas mache, mache ich es richtig. Unsere Nahrungsmittel stammen aus Saatgut, daher ist es für mich selbstverständlich, dass schon bei der Saatgutproduktion hohe Standards gelten sollten.» Wegen der Vorgaben des Bundes und aus hygienischen Gründen ist die Indoor-Anlage nicht öffentlich zugänglich. So wird verhindert, dass Viren, Pilze oder andere Schädlinge eingeschleppt werden. Umso wichtiger in Zeiten, wo das sogenannte Jordanvirus ganze Pflanzungen bedroht und als grosses Risiko für die Nahrungsmittelproduktion eingestuft wird. «In der Schweiz hat Borderland Peppers in der Chili-Zucht neue Standards gesetzt. Mittlerweile sind wir ein Vorzeigebetrieb.»

Chili-Arche
Borderland Peppers steht auch für Artenvielfalt. In der Zucht-Anlage befinden sich auch einige Wildformen und traditionelle Chilisorten, die in ihren Ursprungsländern kaum noch zu finden sind. Was Josh Wittwer auch international Aufmerksamkeit beschert. Ihm ist es ein Anliegen, diese seltenen Sorten zu bewahren.

Derzeit investiert Josh Wittwer viel Zeit, um den Bekanntheitsgrad seiner Firma zu steigern. Das Saatgut wird nicht nur schweizweit, sondern auch ins Ausland verschickt. Ab nächstem Jahr sollen neben Saatgut auch  Setzlinge in der Schweiz verschickt werden. Bisher mussten diese vor Ort abgeholt werden. Es ist ein grosser Aufwand, den er betreibt, doch ihm ist es das wert, Capsicum ist seine Leidenschaft. «Bei mir ist aus Spass Ernst geworden, doch ich habe auch Spass am Ernst.» AW

www.borderlandpeppers.ch/about
Instagram: borderlandpeppers

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