Der Schulweg

Zwar als Nichtmutter, dafür aber als Anwohnerin des Schulwegs in Rüfenacht bekomme ich mit, dass Eltern ihre Kinder zur Schule fahren.

Es gibt sie aber noch, die Kinder, die ihren Schulweg mit ihren Gspändlis unter die Füsse nehmen. Ich wurde letzthin Zeugin eines Gesprächs von vier Kindern, ich schätze es waren Erst- oder Zweitklässler. Dieses Gespräch war wunderbar, da sie sich im Eifer des Gesprächs nicht bewusst waren, dass sie eine Zuhörerin hatten. Ich muss zugeben, ich habe mich königlich amüsiert über die Themen, die diskutiert wurden: das Znüni, das Turnen und auch das offensichtlich nicht beliebte Werken. Die Lehrerinnen, die bekamen auch ihr Fett weg.

Den chauffierten Kindern gehen diese Gespräche verloren, sie sind nicht Teil davon und werden es nie sein, denn im Momentum waren sie nicht dabei. Das ist sehr schade, denn meiner Meinung nach ist der Schulweg die eigentliche Prüfung, und zwar in jeglicher Hinsicht. Kinder können grausam sein auf dem Schulweg, einander hänseln, plagen, auflauern und sich politisch unkorrekte Dinge an den Kopf werfen. Aber man geht zusammen zur Schule, ob dicke oder mal nicht so dicke. Hier werden Konflikte bewältigt und die Versöhnung geübt.

Der Schulweg kann aber auch mit unvergesslichen Begebenheiten in Verbindung gebracht werden. In Zweisimmen, wo ich aufgewachsen und zur Schule gegangen bin, gibt es eine Biskuitfabrik. Gerber Biskuits. Wenn wir eine Stunde früher Schluss hatten und in die Bahnhofstrasse einbogen, nahmen wir den Geruch wahr. So schnell uns unsere Füsse tragen konnten, stachen wir zu Gerbers und dort bekamen wir die Ausschussware der Biskuits, die man nicht verkaufen konnte. Vor dem Mittag notabene, assen wir Biskuits – der pure Genuss. Ich denke auch heute gerne daran zurück, es bringt mich zum Lachen.

Der Schulweg ist einfach die Reifeprüfung. Ob als Eltern oder Tante, der Schulweg bleibt einem in Erinnerung. In guter, aber vielleicht auch in schlechter Erinnerung. Er wird dabei immer das bleiben, was er ist – ein Weg.

TINA MÜLLER

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