In Rüfenacht steht ein weiteres Verdichtungsprojekt an. An der Hinterhausstrasse, wo heute noch das alte Aebersold Bauernhaus steht, soll eine Wohnüberüberbauung, bestehend aus vier Gebäuden, errichtet werden. Das dafür benötigte Areal wird von der Gemeinde gekauft und im Baurecht abgegeben.
Geplant ist ein lockeres Gebäudeensemble, bestehend aus vier drei- bis viergeschossigen Gebäuden. Gesamthaft werden in Rüfenachts Kernzone 31 neue Wohnungen entstehen. Der Baurechtsvertrag wird mit der Contractbau-Bern GmbH, mit Sitz in Bolligen, geschlossen. Somit ist die Baumanagementfirma Baurechtsnehmerin und Bauherrin. Entworfen wurde das Projekt vom Worber Architekturbüro ANS Architekten und Planer SIA AG. Wie Jürg Schulthess, Geschäftsführer von Contractbau, ausführt, ist das bereits das zweite Bauprojekt in Worb, das zusammen mit ANS durchgeführt wird.
Ein Teil des benötigten Areals ist bereits seit den frühen 2010er im Besitz der Gemeinde. Nun soll das Grundstück, auf dem das Aebersold-Haus steht, dazugekauft werden. Die Verträge seien schon vorbereitet und werden demnächst unterzeichnet. Damit das Projekt ausgeführt werden kann, muss neben dem Bauernhaus noch ein weiteres Wohnhaus an der alten Bernstrasse abgerissen werden.
Die grosszügig begrünte Wohnüberbauung soll ein Kontrapunkt zum gegenüberliegenden Sonnenplatz werden. «Als Landeigentümerin konnte die Gemeinde bei der Planungsvereinbarung festhalten, welche Punkte uns bei der Ausführung wichtig sind. Dazu gehört, dass die Gebäude an das Fernwärmenetz angeschlossen werden und mit Photovoltaikanlagen ausgestattet sind und die Spiel- und Aufenthaltsfläche eine hohe Qualität aufweisen und öffentlich zugänglich sind», so Gemeindepräsident Niklaus Gfeller. Dazu sagt Jürg Schulthess: «Eine zeitgemässe Planung war für uns von vorneherein klar. Auch die Holzfassade ist für uns ein Qualitätsmerkmal. Die Überbauung soll gut ins Dorfbild passen.» Und sein Geschäftspartner André Koradi ergänzt: «Die Neubauten nehmen in ihrer Gestaltung Bezug zum alten Bauernhaus. Haus 2 an der Hinterhausstrasse wird in Positionierung und Grösse ungefähr dem Aebersold-Haus entsprechen.»
Eine weitere Vorgabe der Gemeinde ist, dass das Erdgeschoss der beiden an die Hinterhaus- und Bernstrasse angrenzenden Häuser als Gewerberäume genutzt wird. Wer sich dort niederlassen wird, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gesagt werden.
Der Ausbaustandard der Wohnungen bewege sich von der Qualität her auf einem höheren Level und ist auf Eigentum ausgerichtet. Ob die Wohnungen als Eigentumswohnungen oder Mietobjekte auf den Markt kommen, stehe jedoch noch nicht fest. Auf den Bedarf nach günstigem Wohnraum angesprochen, meint Niklaus Gfeller: «In dieser Richtung sehen wir in Rüfenacht keinen Bedarf. Hier sind bereits günstige Wohnungen vorhanden.»
Die Planungsarbeiten sind schon weit vorangeschritten, ab Oktober 2021 hat sich ein Fachausschuss, bestehend aus einem Architekten, einem Städteplaner sowie einem Landschaftsarchitekten, mit dem Projekt befasst. Nun ist die Überbauung bereit für das Baubewilligungsverfahren. Ziel wäre es, dass die Bauarbeiten im Frühling 2025 starten können.
Projekt kommt gut an
Mit dem Abriss des Aebersold-Hauses verschwindet ein weiteres Stück des alten Rüfenacht. Doch da die Bausubstanz des Bauernhauses in einem schlechten Zustand sei, wäre eine Sanierung sehr kostspielig und würde die Wohnungen massiv verteuern. Hinzu komme, dass Verdichtungsprojekte es mit sich bringen, dass alte Gebäude weichen müssen, damit die Parzellen optimal ausgenutzt werden können. Trotzdem werde die geplante Überbauung in Rüfenacht positiv aufgenommen. «Wir haben ganz bewusst die Dorfgemeinschaft Rüfenacht und die direkten Nachbarn früh kontaktiert und sie über das Projekt informiert», so Niklaus Gfeller. Am häufigsten sei gefragt worden, ob der Kastanienbaum in der Dorfmitte gefällt werden müsse. Doch da können Niklaus Gfeller und Jürg Schulthess beruhigen: Nach heutigem Planungsstand wird der Baum nicht tangiert. AW