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Gemeinderat Markus Lädrach: Der Finanzchef tritt zurück

Spätestens Ende Jahr ist Schluss. Gemeinderat Markus Lädrach zieht sich aus der aktiven Politik zurück. Seine Nachfolge übernimmt Lenka Kölliker.

FDP-Politiker Markus Lädrach ist seit neun Jahren Mitglied des Gemeinderates und Vorsteher des Finanzdepartementes. Zuvor war er während vier Jahren im Grossen Gemeinderat (GGR) aktiv. Nun hat er entschieden, von seinem Amt zurückzutreten. Bevor er sich verabschiedet, will er noch zwei Geschäfte in den GGR bringen, die ihm am Herzen liegen: die Spar- und Verzichtmassnahmen sowie die Bodenpolitik. Die Vorlagen werden voraussichtlich im Oktober traktandiert, danach hört Lädrach auf, spätestens aber Ende Jahr. Zu seinen Beweggründen äussert sich der OLWO-Geschäftsführer wie folgt: «Die zeitliche Belastung als Gemeinderat ist spürbar. Es gibt einige Bereiche in der Firma und in meinem privaten Umfeld, welche in den letzten Jahren zu sehr gelitten haben. Das Resultat war teilweise Unzufriedenheit über die Qualität meiner Arbeit infolge der zeitlichen Kompromisse, die ich eingehen musste, um alles unter einen Hut zu bringen.» Für ihn hat aktuell sein Unternehmen Priorität. Die OLWO hat kürzlich eines der bedeutendsten Investitionsprojekte in der Firmengeschichte gestartet. Nach dem Bauprojekt folgen weitere Projekte in der Umstrukturierung der Betriebsorganisation oder im Bereich IT. Deshalb will er sich nun auf sein Engagement als Unternehmer fokussieren. Zudem gilt es, die Nachfolge als Geschäftsführer zu regeln und die Übergabe in die Wege zu leiten. Markus Lädrach feierte kürzlich seinen 60. Geburtstag und will die hohe Doppelbelastung als Geschäftsführer und Gemeinderat nicht weiter tragen. «Die Erwartungen der Verwaltung an einen Gemeinderat sind hoch», erzählt er und fügt an: «Ich bin nicht mehr bereit, auf meine Freizeit oder Ferien zu verzichten.» 13 Jahre politisches Engagement für die Gemeinde sind genug, findet er. Der Rücktritt erfolgt in Absprache mit der Partei und der Gemeindeverwaltung raschmöglichst. FDP-Fraktionspräsident Michael Suter bedauert den Abgang, meint aber: «Ich habe Verständnis für das Engagement eines erfolgreichen Unternehmers und danke Markus Lädrach für seinen grossen Einsatz für unsere Gemeinde.» 

Die alte neue Gemeinderätin
Nachfolgerin von Markus Lädrach wird Lenka Kölliker. Sie war bis Ende 2020 bereits Mitglied des Gemeinderates. Weil die FDP bei den letzten Wahlen zugunsten der SVP einen Sitz einbüsste, landete Kölliker auf dem Ersatzplatz. Nun will sich die ehemalige Sozialvorsteherin wieder ins Gremium einbringen. Neben Karin Waber, SVP, erhält der Worber Gemeinderat somit ein zweites weibliches Mitglied und muss, wie erst gerade vor einem Jahr, die Departemente neu verteilen. Man darf gespannt sein, wer das «wichtige» Finanzdepartement in Zukunft übernehmen und in die Fussstapfen des kompetenten und charismatischen Markus Lädrach treten wird. CK

INTERVIEW MIT MARKUS LÄDRACH

Markus Lädrach, seit wann machen Sie sich Gedanken über Ihren Rücktritt?
Das war schon vor den letzten Wahlen ein Thema, ich habe es aber verworfen und geplant, nach Mitte Legislatur mit der Partei die Nachfolge zu planen. Jetzt kam die Belastungssituation früher und stärker als erwartet.

Was werden Sie an der Funktion als Gemeinderat vermissen?
Den Kontakt mit den Kolleginnen und Kollegen und natürlich die Möglichkeit, als Finanzchef überall mitzugestalten und mitzumischen (einige Gemeinderäte sagen wohl eher «dreinzureden») – es geht bei allen Geschäften fast immer um Geld. Zudem habe ich geschätzt, dank meiner Funktion immer frühzeitig und nahe an den Informationen über die Gemeinde zu sein.

Welches Geschäft war für Sie die grösste Herausforderung?
Sicher als FDP-Gemeinderat die Steuererhöhung bei den damaligen Mehrheitsverhältnissen durchzubringen – die bürgerliche Seite erwartete eher das Gegenteil von ihrem Gemeinderat. 

Und welches Geschäft bereitete Ihnen am meisten Freude?
Das kann ich so nicht sagen. Jede Genehmigung von Finanzplan und Budget war ein Erfolg und ein Zeichen des Vertrauens in die Arbeit meines Departements. Zudem konnten wir mit der Schuldengrenze ein taugliches Instrument für die finanzielle Führung der Gemeinde verankern. Jüngst hat mich gefreut, dass ich dank meinem Votum im GGR den Kreditantrag der Bauabteilung zum Ausbau des Gemeinschaftsraums Wattenwil vor der Ablehnung «retten» konnte, obwohl das Geschäft rückweisungswürdig vorbereitet war. Da ging bei mir die Sache klar vor die Form. Generell war die konstruktive Lösungsfindung im Gemeinderat an Geschäften ausserhalb der Finanzen fast befriedigender, da wir im Finanzdepartement von jährlich wiederkehrenden Standardgeschäften und -prozessen geprägt sind.

Welchen Tipp geben Sie der Person, die Ihr Departement übernehmen wird?
Wichtig ist zu Beginn genügend Zeit und Fachkenntnis einbringen zu können! Ich habe rückblickend sicher zwei Jahre gebraucht, die Gemeindefinanzen zu verstehen. Dann gilt es, Teamplayer zu sein und sich auch für die anderen Departemente zu interessieren. Letztlich ist der Gemeinderat für alle Bereiche mitverantwortlich. Zum Schluss: Mir ist persönlich die Sachlichkeit immer wichtiger gewesen als die Parteipolitik.

Können Sie sich vorstellen, zu einem späteren Zeitpunkt wieder in die Politik zurückzukehren? 
Sag niemals nie! Zudem gibt es viele Bereiche, die man im weitesten Sinne der «Politik» zuordnen kann. Mich interessiert als Steuerzahler und als aktiver Unternehmer nach wie vor, was in der Gemeinde Worb geschieht und wie sie sich entwickelt, aber es stehen definitiv andere Punkte auf meiner «Bucket List».

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