INTERVIEW MIT MARKUS LÄDRACH
Markus Lädrach, seit wann machen Sie sich Gedanken über Ihren Rücktritt?
Das war schon vor den letzten Wahlen ein Thema, ich habe es aber verworfen und geplant, nach Mitte Legislatur mit der Partei die Nachfolge zu planen. Jetzt kam die Belastungssituation früher und stärker als erwartet.
Was werden Sie an der Funktion als Gemeinderat vermissen?
Den Kontakt mit den Kolleginnen und Kollegen und natürlich die Möglichkeit, als Finanzchef überall mitzugestalten und mitzumischen (einige Gemeinderäte sagen wohl eher «dreinzureden») – es geht bei allen Geschäften fast immer um Geld. Zudem habe ich geschätzt, dank meiner Funktion immer frühzeitig und nahe an den Informationen über die Gemeinde zu sein.
Welches Geschäft war für Sie die grösste Herausforderung?
Sicher als FDP-Gemeinderat die Steuererhöhung bei den damaligen Mehrheitsverhältnissen durchzubringen – die bürgerliche Seite erwartete eher das Gegenteil von ihrem Gemeinderat.
Und welches Geschäft bereitete Ihnen am meisten Freude?
Das kann ich so nicht sagen. Jede Genehmigung von Finanzplan und Budget war ein Erfolg und ein Zeichen des Vertrauens in die Arbeit meines Departements. Zudem konnten wir mit der Schuldengrenze ein taugliches Instrument für die finanzielle Führung der Gemeinde verankern. Jüngst hat mich gefreut, dass ich dank meinem Votum im GGR den Kreditantrag der Bauabteilung zum Ausbau des Gemeinschaftsraums Wattenwil vor der Ablehnung «retten» konnte, obwohl das Geschäft rückweisungswürdig vorbereitet war. Da ging bei mir die Sache klar vor die Form. Generell war die konstruktive Lösungsfindung im Gemeinderat an Geschäften ausserhalb der Finanzen fast befriedigender, da wir im Finanzdepartement von jährlich wiederkehrenden Standardgeschäften und -prozessen geprägt sind.
Welchen Tipp geben Sie der Person, die Ihr Departement übernehmen wird?
Wichtig ist zu Beginn genügend Zeit und Fachkenntnis einbringen zu können! Ich habe rückblickend sicher zwei Jahre gebraucht, die Gemeindefinanzen zu verstehen. Dann gilt es, Teamplayer zu sein und sich auch für die anderen Departemente zu interessieren. Letztlich ist der Gemeinderat für alle Bereiche mitverantwortlich. Zum Schluss: Mir ist persönlich die Sachlichkeit immer wichtiger gewesen als die Parteipolitik.
Können Sie sich vorstellen, zu einem späteren Zeitpunkt wieder in die Politik zurückzukehren?
Sag niemals nie! Zudem gibt es viele Bereiche, die man im weitesten Sinne der «Politik» zuordnen kann. Mich interessiert als Steuerzahler und als aktiver Unternehmer nach wie vor, was in der Gemeinde Worb geschieht und wie sie sich entwickelt, aber es stehen definitiv andere Punkte auf meiner «Bucket List».