Auf dem Areal der ehemaligen Haushaltungsschule Worb befindet sich ein grosszügiger Nutzgarten, der bisher von einer bunt gemischten Gruppe aus dem Umfeld der Wohnbaugenossenschaft Sonnhalde in gemeinsamer Arbeit gehegt und gepflegt wurde.
Im November 2022 gründeten die Beteiligten den Gemeinschaftsgartenverein Sonnhalde, ein Gartenbauprojekt unter fachlicher Leitung einer Gemüsegartenfachfrau, der interessierte Menschen aus der nahen und fernen Nachbarschaft beim Entstehen des neuen Permakultur-Gartens einbeziehen möchte. Ein grüner Daumen ist dabei nicht erforderlich. Nun hat der Verein beim Public-Voting des schweizweiten Ideenwettbewerbs im Rahmen der «#nachbarschaftsinitiative» von Migros-Engagement teilgenommen und in der Endausscheidung 50 000 Franken erhalten.
Das Gartenprojekt
Es ist Anfang Februar, ein grauer, kalter Samstagmorgen in Worb. An der Vechigenstr. 29, auf dem Gelände der ehemaligen Haushaltungsschule, herrscht dennoch fröhliches Treiben. Zehn Erwachsene und zwei Kinder haben sich zum Arbeitseinsatz eingefunden, um beim Aufbau des Gemeinschaftsgartens Sonnhalde zu helfen. Unter der fachkundigen Leitung von Gemüsegartenfachfrau Maleina Bürgin, die zu 30 % vom Verein angestellt ist, entsteht nach der Philosophie der Permakultur ein gut strukturierter, regenerativer Gemüsegarten, der die Biodiversität fördern soll. Im letzten Herbst wurde bereits ein Fermentationskompost angelegt, Beete wurden gemulcht und der entstandene Holzschnitt so gelagert, dass er im Folgejahr mittels Pyrolyse zu Pflanzenkohle werden kann. An diesem kühlen Februartag wird Mist zu den Frühbeeten gekarrt, einige Frauen stampfen diesen innerhalb einer Holzumrandung fest. Die zarten Gemüsepflanzen sollen es dadurch von unten schön warm haben. Noch wächst nicht viel auf dem winterlichen Gelände, doch in einem Tunnel grünt bereits frischer Nüsslersalat, Spinat, Portulak und Rucola. «Wir bauen Gemüse und später auch Obst nach der Philosophie der Permakultur an», erklärt Maleina Bürgin, «bei uns ist alles noch im Aufbau, es ist ein verschachtelter, vielfältiger, terrassierter, aber bereits wunderschöner Garten. Wir werden mit Mischkulturen, Fruchtfolgen, Mulch und diversen Bodenbedeckungen arbeiten, welche die Vielfalt und den geschlossenen Kreislauf in den Vordergrund stellen. Der Kompost wird fermentiert, alles wird regeneriert. Wir wählen für die Bodenlebewesen sogar verschiedene Kompostsysteme. Wir werden mit der Zeit herausfinden, was am besten zu diesem Ort passt.»
Was ist Permakultur?
Maleina Bürgin erklärt die Philosophie der Permakultur folgendermassen: «Permakultur ist eine mitreissende Gestaltungspraxis, die Lösungen, Werkzeuge und Methoden aus verschiedensten Kulturen und Bereichen zusammenträgt und mit solchen konkreten Projekten den Wandel unserer Gesellschaften hin zu Enkeltauglichkeit voranbringt. Sie erkennt, dass die Erde mit all ihrem Leben wertvoll ist, und fordert uns auf, Lebensmöglichkeiten für alle Lebewesen zu erhalten.»
Genossenschaftlicher Gedanke
Doch nicht nur die Gartenbauphilosophie macht das Projekt Sonnhalde so einzigartig, sondern der Gedanke des gemeinschaftlichen Nutzens sowie die Idee der Wissensvermittlung. Der Verein sucht Mitglieder, ob mit oder ohne grünen Daumen, die beim Entstehen und der Nutzung des Gartens dabei sein wollen. Die Gruppe ist offen für alle und sieht das Projekt als Plattform für Integration und den Garten als Ort für gemeinsames Lernen, Arbeiten und Erholung. Kulturelle Anlässe und Aktionstage rund um die Gartenaktivitäten, z.B. Erntefest, sollen Gelegenheiten für Begegnungen mit Nachbarinnen, Dorfbewohnern und Freundinnen bieten. Die Wissensvermittlung wird ebenfalls einen hohen Stellenwert haben, ob bei der täglichen Arbeit mit den Pflanzen oder auch beim Veranstalten von Kursen zu verschiedenen Themen um Nachhaltigkeit im Gartenbau. Dieses Konzept hat nun beim schweizweiten Ideenwettbewerb der «#nachbarschaftsinitiative» von Migros-Engagement den 4. Platz belegt. Erstmals hat das Migros-Kulturprozent Fördergelder in einem öffentlichen Voting-Prozess vergeben. Mit dem Preisgeld von 50 000 Franken wird ein Teil des Lohns für die engagierte Gartenfachfrau gezahlt und Material zum Aufbau des Gartens gekauft. Denn, so Maleina Bürgin: «Es braucht am Anfang alles, vom Werkzeug übers Holz bis zum Saatgut, das angeschafft werden muss. Wir haben den Vorteil, dass es in unserem Gartenteam handwerkliche Spezialisten gibt, beispielsweise für die Holzarbeiten. Jedoch wird für den Aufbau des Gartenhauses und des alten Gewächshauses auch noch ein Zimmermann gesucht. So können wir vieles in Eigenleistung aufbauen.» KS
Verein Gemeinschaftsgarten Sonnhalde
Die Jahresmitgliedschaft kostet Fr. 50.–.
Für die Vorstandsarbeit werden ebenfalls Mitglieder gesucht.
christoph.jacoby@sonnhaldeworb.ch
Mehr zum Ideenwettbewerb: migros-engagement.ch/nachbarschaft