Für die gebürtige Worberin Catarina Jost-Pfister steht nicht Ideologie, sondern Sachpolitik im Vordergrund. Da für sie ökologisches Handeln und Wirtschaft gleichermassen von Bedeutung sind, politisiert sie seit 2012 für die GLP. Die 62-jährige Unternehmerin präsidiert den Grossen Gemeinderat in seinem 50. Bestehungsjahr und ist somit «höchste Worberin».
Auf die Frage, wie es ist für ein Jahr «höchste Worberin» zu sein, meint Catarina Jost-Pfister lachend: «Es tut nicht weh.» Sie ist Pragmatikerin, sei es in der Politik oder im Berufsleben. Sie mag es sachlich und mit Fakten hinterlegt. «Ich kläre Sachverhalte erst ab, damit ich die Geschäfte geradlinig vorantreiben kann.» Das fällt auch in ihren Voten an den Sitzungen des Grossen Gemeinderates auf, ruhig und sachlich bringt sie die Dinge auf den Punkt. Für ihr Amtsjahr als Parlamentspräsidentin hat sich Catarina Jost-Pfister vorgenommen, neben der Repräsentation nach aussen für einen reibungslosen Ablauf der Sitzungen zu sorgen. Ein besonderes Anliegen ist es ihr aber, den Austausch zwischen den Parteien und Fraktionen zu fördern. «Nur durch Zusammenarbeit kommt man zum bestmöglichen Resultat», ist sie überzeugt. Da kommt es gelegen, dass sie den Austausch mit Menschen, die eine andere Meinung vertreten, schätzt.
«Stillstand mag ich nicht»
Geboren und aufgewachsen ist die Mutter zweier erwachsener Kinder in Worb, mit einem Unterbruch von drei Jahren hat sie auch immer in Worb gelebt. Nach der Schule liess sich Catarina Jost-Pfister zur Lehrerin ausbilden und unterrichtete in der Unterstufe. Es folgte der Aufstieg in die Schulleitung und sie beteiligte sich an Projekten zur Entwicklung nachhaltiger Lehrmittel. 2011 stieg sie im Familienbetrieb ein und übernahm die Geschäftsleitung der Pfisterladenbau AG in Worb. Auf den ersten Blick mag der Wechsel von der Schule in einen handwerklichen Betrieb gross sein, doch Catarina Jost-Pfister umschreibt es gelassen: «Die Materie ist anders als in der Schule, aber die Grundstrukturen ähneln sich; als Lehrerin habe ich viel über zwischenmenschliche Interaktion gelernt.» Diese Erfahrungen bringen ihr einen Nutzen in der Zusammenarbeit mit Geschäftskunden, den Mitarbeitenden und in der Politik. Ihre politische Karriere begann nach der Geschäftsübernahme, kurz nachdem die GLP-Worb gegründet wurde. Im Januar 2013 ist sie ins Worber Parlament eingetreten und wurde zeitgleich Fraktionschefin. 2014 hat sie das Parteipräsidium übernommen.
Über sich selbst sagt Catarina Jost-Pfister, dass sie sehr offen für Neues ist, sie mag keinen Stillstand, «Man kann seine Ziele nur erreichen, wenn man neugierig ist und genug Mut hat auch mal etwas anders zu machen», sagt sie. Sie gehört nicht zu jenen, die von Anfang an sagen, dass etwas nicht gehe.
Wirtschaft und Ökologie
Catarina Jost-Pfister hat sich aus verschiedenen Gründen für die GLP entschieden. Zum einen ist es naheliegend, dass sie als Unternehmerin in einer Partei ist, die die Wirtschaft vertritt. Zudem sagt ihr das fortschrittliche Zukunftsbild der Grünliberalen zu. Auch Nachhaltigkeit ist ihr ein sehr grosses Anliegen, aber um die ökologischen Ziele zu erreichen braucht es die Wirtschaft, «irgendwoher muss das Geld kommen», sagt sie. Gute Sachpolitik ruht für sie auf den drei Pfeilern Wirtschaft, Ökologie und den sozialen Strukturen. «Um nachhaltige Lösungen zu finden, die für alle tragbar sind, muss man das gesamte Bild unter diesen drei Gesichtspunkten anschauen. Sobald es nur noch um Ideologie geht, wird es einseitig.»
Ein Herz für Worb
Dass sich Catarina Jost-Pfister in der Gemeindepolitik engagiert, kommt nicht von ungefähr. «Ich wohne und arbeite hier und kann die Infrastruktur der Gemeinde nutzen. Da kann ich mich auch einbringen und etwas zurückgeben. Mir liegt Worb am Herzen», führt sie aus und ergänzt: « Es ist schon eindrücklich, wie sich das Dorf entwickelt hat.» Für Worb wünscht sie sich, dass diese Entwicklung weitergeht, es den Dorfcharakter aber beibehält. Ihr ist auch wichtig, dass die Bevölkerungsstruktur vielfältig bleibt und sich alle Altersklassen wohl fühlen. Schliesslich hat die Gemeinde mit ihren acht Ortsteilen viel zu bieten. Ein weiteres Anliegen ist es ihr, dass die Worberinnen und Worber weiterhin Anteil am öffentlichen Leben und der Politik nehmen und so dazu beitragen die Lebendigkeit des Ortes zu erhalten.
Was auf das Amtsjahr als Parlamentspräsidentin folgt, steht noch offen. Sie werde sicher noch eine Weile der Gemeindepolitik treu bleiben. «Ich bin jemand, der sich nicht lange im Voraus festlegt», sagt Catarina Jost-Pfister. Lieber behält sie die Dinge im Blick, prüft die Fakten und trifft ihre Entscheidung zum gegebenen Zeitpunkt. AW
Die Präsidien
Das Worber Gemeindeparlament gibt es seit 1973. Das Präsidium des 40 Mitglieder zählenden Grossen Gemeinderates wird im Jahresturnus ausgeübt.
1973 Ulrich Zaugg SVP
1974 Rolf Bühlmann FDP
1975 Hermann Kirchhofer SP
1976 Elisabeth Steiger-Roth SVP
1977 Hannes Walz FDP
1978 Fred Feitknecht SP
1979 Gottfried Hofmann SVP
1980 Hansruedi Stoll FDP
1981 Peter Fankhauser FWW
1982 Gottfried Gfeller SP
1983 Fritz Gasser SVP
1984 Klaus Moser FDP
1985 Richard Braun FWW
1986 René Bauer SP
1987 Willy Kilchenmann SVP
1988 Fritz Jenzer EVP
1989 Jürg Wettstein FDP
1990 Rudolf Stooss FWW
1991 Matthias Weber SP
1992 Peter Hubacher SVP
1993 Roland Möschler FDP
1994 Kurt Baum FWW
1995 François Breitenmoser CVP
1996 Werner Lüthi SP
1997 Therese Bernhard SVP
1998 Niklaus Mayer FDP
1999 Toni Maurer EVP
2000 Jonathan Gimmel FWW
2001 Jürg Kaufmann SP
2002 Andreas Wälti SVP
2003 Franziska Fritschy FDP
2004 Hans Ulrich Joss SP
2005 Hans Ulrich Born SVP
2006 Hanspeter Stoll FDP
2007 Ruth Bichsel SP
2008 Bruno Wermuth SVP
2009 Harry Suter EVP
2010 Maja Widmer FDP
2011 Christoph Moser SP
2012 Heinz Stauffer SVP
2013 Christa Kühn-Blank SP/parteilos
2014 Gregor Messerli FDP
2015 Brigit Raymann-Ochsenbein SP
2016 Martin Wälti SVP
2017 Beatrix Zwahlen EVP
2018 Christof Läderach BDP
2018/19 Sven Christensen FDP
2020 Sandra Büchel SP
2021 Bruno Fivian SVP
2022 Michael Suter FDP
2023 Catarina Jost-Pfister GLP