Am 1. Oktober 2024 lädt die Buchhandlung «Zur Schmökerei» ihre Gäste zu einer literarischen Reise ein. Die Worber Autorin Barbara Traber liest aus ihrem neuen Buch «Nigeria – Ich komme!». Das Werk basiert auf Tagebüchern, Briefen und Notizen, die sie in den 1960er-Jahren während ihrer Zeit in Nigeria verfasst hat.
Bunte Stände, leuchtende Stoffe in sattem Rot und tiefem Blau, und der Duft von frischen Gewürzen und gegrilltem Fleisch, der sich mit der warmen Küstenluft vermischt. Die 21-jährige, damals noch ledige Barbara Thöni befindet sich mitten im Trubel und scheut sich nicht, mit den lokalen Händlern um die besten Preise zu feilschen – ein fester Bestandteil der Kommunikationskultur, der in Nigeria keinesfalls unangenehm sei. Die Augen der Autorin leuchten, wenn sie von ihrer erlebnisreichen Zeit in Lagos erzählt.
Für die junge Frau war das, was viele als riskantes Abenteuer abgetan hätten, eine einmalige Gelegenheit, ihrem Fernweh nachzugeben und eine fremde Welt für sich zu entdecken. Nach ihrer Rückkehr aus England wollte die Steffisburgerin der beengten Schweiz entfliehen. Eine Stelle als Sekretärin an der Schweizer Botschaft in Lagos wurde frei, die genau ihren Vorstellungen entsprach. Trotz Bedenken ihrer Familie setzte sich ihr weltoffenes Naturell durch und bald darauf fand sie sich allein auf einem französischen Passagierschiff wieder, das sie in 17 Tagen von Marseille nach Westafrika brachte.
Als junge Europäerin fühlte sich die Kosmopolitin in Nigeria weder unwohl noch einsam. Sie fand Geborgenheit und eine Art familiären Zusammenhalt in der Schweizer Botschaft. In die Organisation der Cocktail- und Dinnerpartys des Diplomatencorps wurde sie intensiv eingebunden und gesellte sich anschliessend zu den geladenen Gästen. Die Mitgliedschaft im hoch angesehenen «Ikoyi Club» erweiterte ihren Freundeskreis. So lernte sie auch den einflussreichen Maler und Bildhauer Ben Enwonwu kennen, dessen Kunst in ihr eine tiefe Bewunderung geweckt hat.
Slums und Märkte erkundete die Alleinstehende auf eigene Faust. Ihre Offenheit und ihr respektvoller Umgang mit den Menschen trugen wesentlich dazu bei, dass sie sich rasch einlebte. So probierte sie den traditionellen «Fufu-Brei» und führte endlosen Smalltalk mit Hilfe eines Grundwortschatzes «Yoruba», einer wichtigen westafrikanischen Sprache.
Durch das Eintauchen in die nigerianische Literatur lernte sie das facettenreiche Nigeria verstehen und lieben. So habe «Nemmo», «das Wort», in Nigeria eine ähnlich grosse Bedeutung, wie die afrikanische Bildhauerkunst mit ihren Holzskulpturen. Einige davon besitzt Barbara Traber. Geheimnisvoll und erhaben thronen sie auf ihrem Bücherregal. Die sogenannten «Ibeji-Zwillinge» haben es der Schriftstellerin besonders angetan. «Zwillinge haben in der westafrikanischen Kultur spirituell eine grosse Bedeutung und werden ihr Leben lang verehrt», erklärt die Autorin.
Lebendige Erinnerunge
Erst jetzt fand Barbara Traber die Zeit, all ihre Eindrücke zu verarbeiten. In ihrem autofiktionalen Bericht hat sie ihre Aufzeichnungen zu einem Mosaik aus Erinnerungen zusammengesetzt, das einen authentischen Einblick in das Nigeria der 1960er-Jahre gewährt. «Beim
Schreiben konnte ich meine Erlebnisse noch einmal durchleben. Ich fühlte mich wieder 21 Jahre jung», sagt sie mit einem Lächeln. Mit ihrem Werk «Nigeria – Ich komme!», das am 24. September 2024 erschienen ist, räumt Traber mit Stereotypen auf und offenbart die Vielschichtigkeit der nigerianischen Kultur aus ihrer persönlichen Perspektive. Am 1. Oktober 2024 präsentiert sie in der Buchhandlung «Zur Schmökerei» in Worb Auszüge aus ihrem spannenden Reisebericht. Die Gäste dürfen sich ausserdem auf einen kleinen Apéro freuen. JANINE LEHMANNN
«Nigeria – Ich komme!
Eine mutige junge Schweizerin in Lagos 1964/65»
Neptun Verlag Bern,
ISBN: 978-3-85820-364-9
Lesung in der Buchhandlung Zur Schmökerei Worb:
Dienstag, 1. Oktober 2024, Beginn um 19 Uhr
Anmeldung unter:
info@zurschmoekerei.ch
031 839 03 54