Die beiden Spielgruppenleiterinnen Regina Widmer (links) und Ramona Schüpbach. Bild: KS

Miliz- und Freiwilligenarbeit: «Alle Kinder sollten die gleichen ­Chancen haben.» 

Wer seinem Kleinkind die Möglichkeit zur familienergänzenden frühen Bildung im Vorschulalter bieten möchte, kann dies in der Spielgruppe Näscht in Rüfenacht zu günstigen Tarifen tun. Das Team um Regina Widmer, fünffache Mutter, Pflegefachfrau und Diplomierte Spielgruppenleiterin, führt den Verein seit sieben Jahren und engagiert sich dafür, dass die Spielgruppe nach Möglichkeit für alle Kinder zugänglich ist, unabhängig vom Familienbudget. Sie und viele Vereinsmitglieder leisten wertvolle Freiwilligenarbeit, die Kindern und Eltern gleichermassen zugutekommt. Regina Widmer hat der Worber Post über das Engagement ihres Vereins Auskunft gegeben.

Frau Widmer, wie ist der Verein Spielgruppe Näscht organisiert?
Regina Widmer: Die Eltern, deren Kinder die Spielgruppe besuchen, sind automatisch Mitglieder des Vereins und zahlen einen Jahresbeitrag. Ramona Schüpbach und ich leiten die Spielgruppen, die jeweils am Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 08:45-11:15 Uhr stattfinden. Unser Verein hat vier weitere Vorstandsmitglieder, Aziliz Renggli (Vizepräsidentin), Cindy Widmer (Finanzen), Claudia Remy und Marcelle Ott (Beisitzerinnen).

Können Sie die Aktivitäten des Spielgruppenvereins genauer beschreiben?
Wir bieten in Rüfenacht Kindern ab ca. 2 Jahren bis zum Kindergarten die Möglichkeit zur Prozessorientierten Bildung im Vorschulalter und zum unbeschwerten Spielen mit Gleichaltrigen. Die Kinder können in einem grossen Raum zeichnen, malen, kneten, «bäbelen», bauen, Geschichten hören, «Värsli» lernen, singen und musizieren. Sie haben die Möglichkeit im Garten zu spielen, dürfen aber auch mal nichts tun, sie dürfen Konflikte austragen und dabei erste Erfahrungen machen, sich kreativ auseinanderzusetzen. Die Kinder werden gezielt gefördert und vorbereitet für den Übertritt in den Kindergarten. Schwerpunkte sind die Sprachförderung und Integration. Es ist mir wichtig zu erwähnen, dass auch Kinder mit speziellen Bedürfnissen bei uns willkommen sind. Zurzeit haben wir vier Gruppen mit je 7 bis 14 Kindern. Und da ist noch Simba, unser Spielgruppenhund. Er liebt Kinder und die Kinder lieben ihn.

Für Ihre Arbeit als Spielgruppenleiterin werden Sie bezahlt. Worin besteht das freiwillige Engagement von Ihnen und Ihrem Team?
Zum einen leisten wir die übliche Vorstandsarbeit. Dann organisieren wir Elternanlässe, zum Beispiel den Papitag. Es gibt zweimal jährlich einen Backwarenverkauf, dessen Einnahmen vollumfänglich der Spielgruppe zugutekommen. Tag der offenen Tür, Elternabende und Elterngespräche  gehören selbstverständlich dazu. Im Herbst nehmen wir gemeinsam mit der Schule und dem Kindergarten am Laternenumzug teil, alle zwei Jahre vor Weihnachten am Schulweihnachtsmarkt,  und im Sommer findet jeweils die «Robiwoche» auf dem Robispielplatz statt. Elterngespräche, Austausch mit Fachpersonen, sowie die Vernetzungsgespräche mit Schule und Gemeinde beanspruchen viele zusätzliche Stunden, welche wir gerne investieren. Wir Leiterinnen nehmen regelmässig an Weiterbildungen teil. Und wir putzen die grossen Räumlichkeiten selbst, was viel Zeit in Anspruch nimmt. Glücklicherweise werden wir bei den schweren Arbeiten von unseren Partnern unterstützt, beispielsweise beim Aufbau des Märitstands oder bei Reparaturen von den Spielsachen. Dafür sind wir sehr dankbar.

Wie viele Stunden wenden Sie dafür auf? 
Enorm viele, es werden immer mehr. Wir haben in den letzten Jahren die Zusammenarbeit mit den Schulen, Kindergärten, den Logopäden und den Kinderärzten vertieft. Eine genaue Stundenzahl kann ich aber nicht nennen.

Werden Sie und ihr Team für Ihre Arbeit vergütet?
Wir bekommen lediglich die Arbeit als Spielgruppenleiterinnen gezahlt. Wir spüren aber die Wertschätzung der Eltern, die ihre Kinder zu uns bringen.

In welcher Form engagieren sich die Eltern, die auch Mitglied des Spielgruppenvereins sind?
Das ist sehr unterschiedlich. Viele Eltern helfen beim Backen, beim Organisieren der Spezialanlässe oder begleiten die Kinder am Laternenumzug. Dafür sind wir sehr dankbar. Andere Eltern sind beruflich sehr eingespannt und können nur wenig Zeit beisteuern. Auch dafür haben wir vollstes Verständnis.

Welche Motivation haben Sie für die freiwillige Arbeit?
Mein Herz schlägt für die Kinder. Ich wünsche mir, dass es ihnen gut geht, dass sie sich positiv entwickeln und dass wir ihnen allen einen gleichwertigen Start für die Schullaufbahn bieten können. Hier in Rüfenacht leben viele verschiedene Kulturen. Ein Teil unserer Arbeit ist somit auch die Unterstützung bei der Integration. Wir versuchen mit unserer Arbeit ausserdem zu zeigen, welche enormen Bildungsprozesse das gemeinsame Spielen auslösen kann. Es ist eine Freude, zur Entwicklung eines Kindes etwas beitragen zu können und ihren Start in die Schullaufbahn positiv beeinflussen  zu dürfen. Es ist aber ebenso wichtig, dass es den Eltern gut geht, dass jemand ihnen zuhört, sie ihre Anliegen teilen können und in den Kontakt mit anderen Eltern kommen. Schliesslich sind wir ein Dorf und sollten zueinander schauen. 

Wie lange werden Sie sich hier noch engagieren?
Noch lange, denn ich habe noch ganz viele Ideen. Wir sind am Erarbeiten eines Konzepts für ein Angebot namens ZUWA – zusammen wachsen. Es soll die Kontaktpflege und den Austausch für Eltern mit Kindern von der Geburt bis zum Ende des Kindergartens fördern. Es soll Hilfestellung bei Anliegen, Sprachförderung und Schritte zur Integration und Frühförderung bieten. Hinsichtlich einer finanziellen Unterstützung sind wir im Austausch mit der Gemeinde. So wäre das Angebot der gesamten Gemeinde Worb zugänglich. Eine weitere Idee  wäre eine Wiederaufnahme der Waldspielgruppe, eventuell sogar über Mittag, oder ein Spielgruppenvormittag von fünf Stunden inklusive Mittagessen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Vereins?
Unser Ziel ist es, dass jedem Kind der Zugang zur Spielgruppe gewährleistet werden kann, unabhängig vom Budget der Eltern. Wir versuchen, unser Angebot zu einem möglichst erschwinglichen Preis zur Verfügung zu stellen. Wir sind uns aber bewusst, dass die Beiträge für viele Familien eine finanzielle Belastung darstellen. Das würden wir gerne ändern! Jede Familie sollte die Möglichkeit haben, ihr Kind in eine Spielgruppe zu geben, deshalb wünschen wir uns für Familien mit kleinem Budget die finanzielle Unterstützung der Gemeinde Worb. Denn gerade in jungen Jahren ist die Förderung entscheidend. Im Alter von zwei bis sechs Jahren ist der Spracherwerb am intensivsten, deshalb sollten insbesondere fremdsprachige Eltern schon vor Kindergartenbeginn ihre Kinder in die Spielgruppe geben können, so lernen diese unsere Sprache parallel zur Muttersprache. In der Schule und später im Leben wird nicht nur das einzelne Kind, sondern die ganze Gesellschaft davon profitieren. KS

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