Der Natur- und Vogelschutzverein Muri-Gümligen-Rüfenacht setzt sich seit 1961 für die Arterhaltung und Biodiversität auf dem Gemeindegebiet der drei Ortschaften ein. Es sind vor allem Vogel- und Naturliebhaberinnen, die sich für die Förderung und Erhaltung der Artenvielfalt einsetzen. Sie unterstützen die einheimische Flora und Fauna sowohl in Privatgärten als auch auf dem Gebiet der Gemeinden Muri-Gümligen und Rüfenacht sowie in den umliegenden Gemeinden.
Ein Teil der Vereinsmitglieder hilft tatkräftig bei Arbeitseinsätzen mit, der Verein organisiert aber auch Kurse, wie zum Beispiel den Heckenpflegekurs in Rüfenacht im vergangenen November, oder bietet Interessierten Exkursionen und Filmvorführungen an. Der Agronom und Präsident ad interim, Ueli Scheuermeier, hat der Worber Post Auskunft über die Arbeit der Freiwilligen im Natur- und Vogelschutzverein MuGüRü gegeben.
Herr Scheuermeier, können Sie uns die Arbeit beschreiben, die Ihr Verein leistet?
Ueli Scheuermeier: Wir arbeiten für den Erhalt der Biodiversität im Gebiet der Gemeinden Muri-Gümligen-Rüfenacht-Worb. Konkret heisst das Hecken pflegen und Waldränder gestuft halten, damit die Vielfalt möglichst hoch bleibt. Wir halten die Tümpel frei für Amphibien, stellen Nistmöglichkeiten für diverse Vogelarten bereit und unterhalten diese. Wir mähen wertvolle Blumenwiesen und dämmen das Ausbreiten der Neophyten zurück, wir legen Stein- und Asthaufen als Biotope an. Wo Kanton und Gemeinde bei wichtigen schützenswerten Objekten nicht aktiv werden können, legen wir Hand an. So bearbeiten wir stets neue interessante Projekte, auch ausserhalb unserer Gemeinde.
Wie viele Freiwillige engagieren sich in Ihrem Verein?
Wir haben ca. 170 Mitglieder. Bei Natureinsätzen machen zwischen 3 und 30 Personen mit. Natürlich ist nicht jedes Mitglied bei jedem Einsatz dabei, etwa die Hälfte aller Mitglieder ist in der einen oder anderen Form freiwillig aktiv.
Welche Aufgaben übernehmen dabei die Vereinsmitglieder?
Jede und jeder kann nach den vorhandenen Fähigkeiten und Kräften bei uns mitmachen. Die einen arbeiten mit der Motorsäge, andere schichten Äste, wieder andere kochen eine Suppe im Freien für die Verpflegung des Einsatzteams. Die jüngsten sind 5–6-jährig, die ältesten über 80. Daneben gibt es auch Leiter und Leiterinnen, die die Einsätze organisieren. Ihre Aufgabe ist es, die Logistik mit Werkzeugen und Verpflegung sicherzustellen. Eine weitere Aufgabe ist das Einrichten und regelmässige Putzen von Nistmöglichkeiten für selten gewordene Vogelarten, wie z.B. die Mehlschwalben, den Gartenrotschwanz oder den Wendehals. Dann gibt es bei uns die sogenannten Objektgruppen, deren Mitglieder bestimmte Gebiete wie beispielsweise Biotope, Hecken oder Trockenwiesen beobachten und Einsätze planen. Und schliesslich ist natürlich die normale Vorstandsarbeit zu leisten.
Wie viele Stunden wenden die Vereinsmitglieder dafür auf?
Das ist sehr unterschiedlich. Einige im Verein arbeiten sicher mehr als 15 Tage im Jahr an diversen Einsätzen und Aufgaben, andere weniger.
Wie lange engagieren sich die Beteiligten schon im Verein?
Das ist bei Einzelnen sehr unterschiedlich. Es gibt Vereinsmitglieder, die sich schon seit mehr als 40 Jahren immer wieder für die Natur eingesetzt haben, noch bevor es den Verein überhaupt in seiner jetzigen Form gab. Und eine sehr positive Entwicklung ist, dass heute auch jüngere Leute dazukommen, welche neue Arbeits- und Kommunikationsmethoden kennen. Die Förderung der Biodiversität ist eine frohe und befriedigende Aufgabe.
Welche Motivation treibt Sie und die Mitglieder des Vereins an?
Die Natur braucht vernetzte Räume zur Erhaltung der Artenvielfalt (Biodiversität). Wir setzen uns ein für naturnahe Gärten, ökologische Ausgleichsflächen, ökologisch wertvolle Bäume und Baumgruppen, Hecken, gestufte Waldränder, Auen, Tümpel und Kleinstrukturen im Quartier und im ganzen Gemeindegebiet. Sicher ist es aber vor allem die Liebe zur lebendigen Natur und ihrer Vielfalt. Es gibt eine grosse Befriedigung, etwas Sinnvolles zu tun, das über die eigene Person und über die eigene Befindlichkeit hinausgeht.
Werden Sie für Ihre Arbeit vergütet?
Nein, dies ist ausschliesslich unbezahlte Arbeit. Neuerdings gibt es Bestrebungen, über eine Art Gutscheine eine Wertschätzung für die Arbeit für die Biodiversität zu gewähren und damit auch der geschaffenen Biodiversität einen berechenbaren Wert zuordnen zu können (siehe dazu www.bidigut.ch).
Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Vereins?
Es wäre wünschenswert, wenn die Natur in ihrer ganzen Vielfalt in die Planungen und Umsetzungen auch im Siedlungsraum mehr mit einbezogen würde. Dann wünschen wir uns mehr junge Menschen im Verein, die neue, wirksame Formen der Organisation und der Tätigkeiten mitbringen und die heutigen Möglichkeiten der Kommunikation effizient einsetzen können. Und schliesslich plädieren wir für mehr Wildnis, nicht nur in abgelegenen Orten, sondern auch kleine Wildnisse in Gärten, auf Dächern und Feldern und Fluren.
Was möchten Sie uns sonst noch erzählen?
Das Engagement für die Vielfalt des Lebens wird zusehends nicht mehr nur aus gutem Willen gemacht werden, sondern aus sehr ernst zu nehmender Notwendigkeit für unser aller Überleben. Die Gesellschaft lernt immer schneller, dass Biodiversität eine unabdingbare Voraussetzung für ein gutes menschliches Leben wird. Wie sich das dann konkret auswirkt, muss sich noch zeigen. Unser Verein ist daran, hier auch neue Wege zu erkunden und zu gehen. KS
Weitere Informationen
https://www.nvv-mugürü.ch