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Christine Lüdi-von Känel und Monika Straub-Siegenthaler betreuen die Eltern-Kind-Gruppe in der Spilerei. Bild: zvg

Miliz- und Freiwilligenarbeit: «D’Spilerei» fördert soziale Kompetenzen bei Kleinkindern

An der Industriestrasse 27, auf dem Gelände der Alten Mosterei Worb, befinden sich seit 2018 die Räume der Spilerei, einem Verein, der das Spiel von Kleinkindern ins Zentrum stellt und sich an den Grundsätzen der Pädagogik von Emmi Pikler orientiert. Am 28. Oktober feiert die Spilerei ihr 5-jähriges Jubiläum mit einem Nachmittag der offenen Tür.

Kochgeschirr und Körbe mit Muscheln, ein Waschbrett, eine Kaffeemühle und sogar ein Fleischwolf, dazu verschieden grosse Behälter mit feinem, hellem Sand, warten im «Sandraum» der Spilerei auf experimentierfreudige Kinder. Nebenan im grossen Spielraum laden Elemente aus Holz und vielseitiges Spielzeug ein, physikalische Gesetze zu erproben und kreativ zu spielen.

Kleiner Verein mit viel Engagement
Christine Lüdi-von Känel und Monika Straub-Siegenthaler, beide erfahrene Kleinkindererzieherinnen, lernten sich bei einer Fortbildung kennen. Mit der Überzeugung, dass die Pikler-Pädagogik Kindern die bestmögliche, eigenständige Entwicklung bietet, gründeten sie den Verein «D’Spilerei» und bezogen die Räumlichkeiten in der Alten Mosterei, die sie mit grossem Aufwand neu gestalteten und möblierten. Monika Straub betreut und koordiniert die Spielgruppe, Christine Lüdi die Eltern-Kind-Gruppen im Pikler®Spielraum. Im Winterhalbjahr kümmern sie sich abwechslungsweise um die Gäste im Sandraum, der übrigens auch gemietet werden kann, zum Beispiel für einen Kindergeburtstag. Zusätzlich bieten die beiden Pädagoginnen Weiterbildungskurse für Institutionen an. Sie leisten wertvolle Arbeit, die Kindern und Eltern gleichermassen zugutekommt, und werden dabei von freiwilligen Helferinnen auf vielfältige Weise unterstützt. Neben dem Spielangebot an der Industriestrasse 27 offeriert die Spilerei im Kirchgemeindehaus gemeinsam mit der Mütter- und Väterberatung des Kantons Bern ab Oktober 2023 einmal im Monat eine Spielraum-Krabbelgruppe, und im Ferienspass bietet sie jeweils eine Bewegungsbaustelle für Schulkinder gemäss der Bewegungspädagogik nach Hengstenberg an.

Respektvoller, liebevoller Umgang
Die Pikler-Pädagogik ist ein pädagogisches Konzept, das von der ungarischen Kinderärztin Emmi Pikler entwickelt wurde. Das Ziel der Pikler-Pädagogik ist es, Kinder so zu begleiten, dass sie selbstbewusst und selbständig durch ihr Leben gehen können und in der Lage sind, ihr volles Potential zu entfalten. Das Pikler-Konzept basiert auf der Annahme, dass Kinder von Natur aus neugierig und lernwillig sind und dass sie ihr Wissen und ihre Fähigkeiten am besten entwickeln, wenn sie in einer freundlichen, unterstützenden und anregenden Umgebung spielen und lernen. Pikler-Einrichtungen sind so gestaltet, dass Kinder frei wählen können, welchen Aktivitäten sie nachgehen möchten, dabei werden sie von Betreuern unterstützt, die ihnen bei ihren individuellen Lernprozessen helfen. So entwickeln sie soziale Kompetenzen. Eltern erfahren ebenfalls viel Neues über die Entwicklung ihres Kindes und erhalten Raum und Zeit, den Kindern in Ruhe zu begegnen. Der Austausch zwischen Pädagoginnen und  Eltern geschieht laufend und hat einen gros-sen Stellenwert. 

Offenes Spielmaterial
Spielmaterial, welches nicht nur eine Idee verfolgt, ist zahlreich vorhanden und regt die Fantasie der Kinder an. Gegenstände, beispielsweise längliche, gelbe Stoffzylinder, können unter den Händen der Kinder beispielsweise zu Feuerholz oder Würsten werden. Bemerkenswert sind auch die grösseren Holzelemente wie Balancierstangen, Spielhocker oder eine Dreiecksleiter, die miteinander kombinierbar sind. Diese vielseitigen und beweglichen Pikler- und Hengstenberg-Elemente schaffen Kindern vielfältige Möglichkeiten, ihre Geschicklichkeit und Bewegungsfreude in ihrem eigenen Tempo zu entwickeln. Das stetige Klettern und Üben mit den Holzelementen schafft Sicherheit und gilt dadurch als Unfallprävention. D’Spilerei ist etwas Besonderes und so kommen Eltern mit Kindern nicht nur aus Worb, sondern auch aus entfernteren Gemeinden extra dafür hierher. Die Grösse der Gruppe wird bewusst klein gehalten, zurzeit sind sechs bis sieben Kinder mittwochs zwischen 8.30 und 11.30 Uhr in der Spielgruppe und freitags Gruppen bis zu fünf Eltern und Kinder im Pikler®Spielraum. 

Optimistische Zukunftspläne
Bisher ist die Spilerei für beide Frauen noch nicht selbsttragend. Es braucht Idealismus, viel Überzeugung und Visionen für die Zukunft, denn mit den Einnahmen aus Spielgruppe und Pikler®Spielraum, den Vermietungen und den Angeboten zu Weiterbildungen können die laufenden Kosten gedeckt werden, Überschüsse fliessen in neue Bewegungselemente sowie Werbung und Administration. Bisher wenden die Frauen ein bis zwei Tage pro Woche für die Spilerei auf, das soll sich jedoch in Zukunft ändern. Monika Straub und Christine Lüdi möchten ihr Engagement im kommenden Jahr ausbauen, damit der Verein selbsttragend werden kann. Dann soll das Programm für Eltern und Kinder, ebenso wie das Weiterbildungsangebot, erweitert werden. Vielleicht finden sich sogar eines Tages Räumlichkeiten mit einem Aussenbereich, der zu einem Treffpunkt für Familien werden kann. Beide Frauen sind hoch motiviert: «Ich bin überzeugt von der Piklerarbeit und wünsche, dass möglichst viele junge Familien sich damit auseinandersetzen können. Hier eröffnet sich ihnen eine Welt, wo sie mit mehr Ruhe und Gelassenheit miteinander umgehen, und die Kinder können im Spiel nachentfalten, was für sie notwendig ist», so Christine Lüdi-von Känel. KS

Jubiläum 5 Jahre Spilerei
Industriestr. 27, Worb
Samstag, 28. Oktober 2023, 13.30 – 17.30 Uhr
Tag der offenen Tür mit Spielen, Ballonwettfliegen, Basteln für Kinder, Geschichtenerzählerin Barbara Luchs 
Der Anlass ist öffentlich.
Infos unter: spilerei.ch

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