Mundarterzählerin: Erinnerungen an das Blaue Bähnli

Geht man in Worb Dorf über den Bahnhofplatz, hört man immer noch, wie die Leute über das kultige Blaue Bähnli reden. Auch Verena Gfeller erinnert sich lebhaft an Tramfahrten aus Kindertagen und ihrer Jugendzeit.

Es gibt kaum etwas aus dem Rüfenacht von früher, über das die 84-Jährige keine Geschichte erzählen könnte. So hat Verena Gfeller natürlich auch eine Geschichte über das Blaue Bähnli in ihrem Fundus. Besonders lebhaft erinnert sie sich an den Unfall auf dem Helvetiaplatz im Mai 1950, bei dem das Welttelegrafendenkmal des Künstlers Giuseppe Romagnoli stark beschädigt wurde. AW

Ds Blaue Bähnli
I mir Chindheit sy Name: VBW, Vereinigte Bern-Worb Bahnen. Das Bähnli het nid nume  täglech i my Chindheit ghört, nei, sogar e Platz i myre Chinderschtube ygno. I ga no nid emau i d’Schueu, da chunnt  D’Lützuflüegotte z’Visite. Aus Delegation hei se zwo vo üs Schwöschtere byr Hauteschteu vis-à-vis vor Sunne müesse ga empfa. Es schwarzes Sammetbang verdeckt ihre Chropf. Die nachi Begrüessig, wo mir über üs müesse la ergah; sehr unagnähm. Es paar mau im Jahr isch für üs Ching u d’Mueter e Bähnlifahrt bis Bärn für Ychöif dringläge. Ds Yschtyge i das Bähnli, e Chnochearbeit, so höch si d’Tritte. Für üsi chlyne Füess es Bärgschtyge. Herti, höuzigi Bänk, e Plaggette unger de Fäischter: «Nicht herauslehnen.» Roucher u Nichtroucher trennt, metauigi Äschebächer mit em ne Klappdechu. Dr Tramfüherer im ne gschtreifte Überchleid isch parat für e Schtart. Dr Kondiktör, mit em ne schrille Pfiff usere Pfyffe, mahnt zur Abfahrt – d’Barriere isch bereits dunger. Mir überquere d’Bärn-Luzärn-Schtrass u fahre richtig Gümlige Dorf. Dr Kondiktör erschynt, e schwäri, bruni Lädertäsche m it Fächli hanget ihm um e Haus. Ds passende Billiett abrysse oder mängisch grad zwöi. Die si farbefroh derhär cho, grüen, blau, gäub u rosarot. Loche u no grad ykassiere. Gümlige Schtation: «Halt auf Verlangen». Isch me churz vor em Ynachte heigfahre: beydruckend uf dr Wänger u Hug Teigwarefabrig, dr belüchtet Hörnlimaa. So fahre mer wyter: Mäuchebüeu, Muri Chrone. «Halt auf Verlangen.» Muri, Egghöuzli, Burgereziu. Ändschtation uf em Helvetiaplatz. Über d’Chilefäudbrügg isch me immer gloffe. Es hät es Tram gä, aber die zuesätzleche Choschte si z’tüür. Die Bähnlifahrte, hüt würd me säge, soziau, immer het me öper kennt, e gmüetleche Schwatz ghaute, u de öppis Nöis verno. Aus jüngere Fahrgascht het me Eutere oder Gebrächleche dr Platz überlah, ganz säubschtverständlech.

Natürlech het’s ou es Miuchbähnli gä. Ei Wage, ohni Inventar, uf dr Yschtygsyte e Téu offe, drzwüsche e dicki Schtange us Yse. Unger dere si die voue 40 Liter Miuchchanne düregschobe worde. Bym Helvetiaplatz hei Miuchändler die Channe i Empfang gno. Wär aus us Rüfenacht d’Miuch diräkt uf Bärn verchouft het, das weiss i nid genau. Aber eine isch mer hingäge blibe. Es tönt no hüt i mine Ohre, wie wes geschter wär gsi. Am Morge am füf ab sächsi fahrt ds erschte Tram z’Rüfenacht ab. Wauthers vom Murmoos galoppiere mit em Rossgschpann mit de voue Miuchchanne gäge Rüfenacht. Tadäm tadäm tönt’s, d’Ross gä aus und ds Bähnli pfyfft scho. Es het no glängt. Won i i d’Gwärbschueu bi, han i Zyt im Bähnli gnützt. Entweder e Prob repetiert oder glismet. De het scho öpe eine gmeint: «Lismisch am Schatz e Pullover?» Me het denn no über aui Bscheid gwüsst, by dene 333 Ywohner z’Rüfenacht.

Wär meint, das Blaue Bähnli passi scho lang nüm i üsi Zyt, chumi nid drum ume itze no die Gschicht vom säubschtfahrende Bähnli z’verzeue. Das isch vor guet 70 Jahr passiert. Dr VBW het’s mit dr Helvetia, üser Landesmueter, ufgno u derby ds Wäuttelegrafedänkmau ufem Helvetiaplatz brutau beschädiget. Gheim lat sech, trotz auer Vorsicht, nid aus bhaute. Schpeter chunnts du us. Im Dunku vor Nacht hei Jungi vo bessere Eutere us Muri im Depot im Burgereziu d’Brämse vo me ne Trybwage glöst. Wo du am früeche Morge dr Schtrom ygschaute wird, passiert’s. Im Garacho fahrt es Tram los. Ufem Helvetiaplatz het’s das Bähnli us de Schine gschprängt. Mit vouer Wucht donnerets i ds Dänkmau. Ir Zytig list me, d’Eutere heige die Schäde beglyche. Ds Bähnli isch emu wider gfahre.

Itz fahrt es gräu rots Tram, aber ds Blaue Bähnli vermissen i scho. Me muess sech a mängs gwane.

D’Ouge zue, was gsehn i? Es blaus Bähnli. VERENA GFELLER

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