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Gemeinderat Christoph Moser und das Leiterduo Tae Woodtli und Markus Schaller vor dem Schulhaus Zentrum. Bild: AW

Schulhaus Zentrum: Einführung der Basisstufe

Mit Beginn des Schuljahres 2023/2024 wird im Schulhaus Zentrum in Worb die Basisstufe eingeführt. Das bedeutet, dass in zwei Schulklassen die vier Jahrgänge Kindergarten, 1. und 2. Klasse gemeinsam unterrichtet werden. 

Mit dieser neuen Organisationsform hat bisher die Ortschaft Vielbringen Erfahrungen sammeln können. Neben der pädagogischen Neuausrichtung müssen am Schulhaus Zentrum auch bauliche Anpassungen vorgenommen werden. Was bedeutet das für die Kinder, die erstmals in dieser Form unterrichtet werden? Wie bereiten sich Schule, Gemeinde und Lehrkräfte auf die Neuerungen vor? Die Worber Post hat bei Tae Woodtli und Markus Schaller, Schulleiterin resp. Schulleiter des Primarstufenkreises Worb, und Christoph Moser, Gemeinderat Bildung, nachgefragt. 

Welches sind die Gründe für die Einführung der Basisstufe im Schulhaus Zentrum? 
Markus Schaller: Da unsere Schülerzahlen im Primarstufenkreis in letzter Zeit rückläufig sind, wurden wir vor einem Jahr vom Schulinspektor aufgefordert, entsprechende Massnahmen einzuleiten und umzusetzen. Dies bedeutete, dass wir in diesem Schuljahr eine 3. Klasse schliessen mussten. Mit der Einführung der zwei Basisstufenklassen für das kommende Schuljahr 23/24 können wir den Rückgang der Schülerzahlen entsprechend für die Zukunft stabilisieren und auffangen. Diese organisatorische Massnahme kann aber nur vollzogen werden, wenn die Lehrpersonen das ganze Vorhaben unterstützen und mittragen. Die Lehrpersonen sind diesbezüglich motiviert und leisten fantastische Arbeit. Nur mit ihrer tatkräftigen Hilfe können wir diese Unterrichtsform im nächsten Schuljahr eröffnen. Bei dieser Gelegenheit danke ich den Lehrpersonen ganz herzlich für ihr grosses Engagement.

Können Sie uns das pädagogische Konzept der Basisstufe erklären? 
Tae Woodtli: Die Basisstufe verbindet den Kindergarten und das erste und zweite Schuljahr der Primarstufe. In den Basisstufenklassen werden Kinder im Alter von vier bis acht Jahren gemeinsam unterrichtet. Die Basisstufe bietet ein pädagogisches Umfeld, in welchem den unterschiedlichen Entwicklungen der einzelnen Kinder optimal entsprochen werden kann. Der Übergang von spielerischen Tätigkeiten zum aufgabenorientierten Lernen erfolgt fliessend. Der Unterricht findet in altersdurchmischten und flexiblen Lerngruppen statt, in welchen die Kinder voneinander lernen können und damit ihr eigenes Wissen und Können vertiefen. Pro Basisstufen-Klasse sind 150 % Stellenprozente gesprochen, das bedeutet, sie wird von zwei Lehrkräften teilweise gemeinsam unterrichtet.

Heisst das, die Kinder lernen beispielsweise nicht mehr zur gleichen Zeit lesen und schreiben? 
Tae Woodtli: Für die Einführung von Lesen, Schreiben und Rechnen ist nicht das Alter oder der Übertritt ins erste Schuljahr massgebend, sondern der Entwicklungsstand der Kinder. Die Flexibilität der Basisstufe ermöglicht, dass Kinder dann lesen, schreiben und rechnen lernen, wenn sie dazu bereit sind. Neugierde und Lernfreude der Kinder sollen dabei nicht gebremst, sondern gefördert werden. Dieser Grundsatz gilt auch für die übrigen Unterrichtsfächer «Natur, Mensch, Gesellschaft», Gestalten, Musik und Sport.

Was bedeutet die Basisstufe für die Anzahl Schulklassen? 
Christoph Moser: Die Umwandlung der bisherigen drei Klassen im Schulhaus Zentrum (ein Kindergarten, eine erste und eine zweite Klasse) in zwei Basisstufenklassen bedeutet, dass eine Klasse weniger geführt wird. Einerseits freut es mich, dass wir in unserer Gemeinde nebst Vielbringen eine weitere Basisstufe eröffnen können, andererseits ist mir bewusst, dass mit der Klassenschliessung die Klassengrössen tendenziell steigen. Über den ganzen Primarstufenkreis Worb gesehen liegt die durchschnittliche Klassengrösse bei rund 21 Schülerinnen und Schülern, was durchaus vertretbar ist. Leider verteilen sich die Jahrgänge nicht schön regelmässig über die ganze Gemeinde, so dass es in einzelnen Schulhäusern und Kindergärten zu Klassen mit deutlich über 20 Schülerinnen und Schülern kommt, wohingegen es dann wieder Klassen gibt, die weniger als 20 Schülerinnen und Schüler umfassen. Die Basisstufe bewirkt aber, dass man zukünftig Schwankungen besser auffangen kann.

Wie sind die Erfahrungen in Vielbringen? 
Christoph Moser: Seit der Einführung der Basisstufe in Vielbringen fallen die Erfahrungen durchwegs positiv aus. Niemand möchte die Basisstufe missen. Schülerinnen und Schüler, Lehrpersonen und Eltern finden dieses Schulmodell gewinnbringend. Jüngere Kinder können von den älteren profitieren – und ebenso umgekehrt. Die Basisstufe hat zudem den Vorteil, dass in einer grösseren Zahl der Lektionen zwei Lehrpersonen für eine Klasse zuständig sind und sie somit gut auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder eingehen können. Ohne die Einführung der Basisstufe wäre zudem der Standort Vielbringen gefährdet gewesen.

Welche baulichen Änderungen müssen am Schulhaus Zentrum vorgenommen werden? 
Markus Schaller: Im Schulhaus Zentrum sind Wanddurchbrüche geplant. Die Schulleitung ist mit der Bauabteilung und der Hauswartschaft daran, diese aufzugleisen. Diese Anpassungen müssen vorgenommen werden, da Basisstufen-Klassen einen grösseren Raumbedarf haben als konventionelle Klassen.

Welche Anforderungen werden mit der Basisstufe an die Lehrpersonen gestellt? 
Tae Woodtli: Sie sind für den Unterricht im Kindergarten und der Primarstufe ausgebildet. Da sie zum Teil im Teamteaching, also gleichzeitig in derselben Klasse, unterrichten, planen sie den Unterricht mit seinen Zielen, Inhalten und Arbeitsformen gemeinsam und werten diesen nach der Durchführung aus. Sie tragen die Verantwortung gemeinsam und definieren eine klare Rollenverteilung. 

Wie bereiten sich die Lehrpersonen auf das Unterrichten auf der Basisstufe vor? 
Tae Woodtli: In einem ersten Schritt ging es darum, die Bereitschaft zum Wechsel an eine Basisstufe bei den bestehenden Lehrpersonen zu klären. Glücklicherweise konnten wir alle Lehrpersonen für diese grosse Umstellung gewinnen. Anschliessend kam der Teambildung eine zentrale Rolle zu, da eine gute Zusammenarbeit einen der grundlegendsten Faktoren für den Erfolg darstellt. Es folgten der Besuch einer Informationsveranstaltung und Weiterbildungen an der Pädagogischen Hochschule Bern (PH Bern), Unterrichtsbesuche von bestehenden Basisstufenklassen und teaminterne Sitzungen. An den regelmässig stattfindenden Sitzungen werden ganz praktische Fragen besprochen wie Klärung des Budgets für Anschaffungen und Koordination der baulichen Massnahmen mit dem laufenden Unterricht. An dieser Stelle möchte ich dem ganzen Basisstufen-Team ein grosses Kränzchen winden. Sie haben bisher einen unglaublich hohen, zusätzlichen Effort geleistet, und das ausschliesslich während ihrer unterrichtsfreien Zeit. 

Was bedeutet das Unterrichten auf der Basisstufe für die Integration von Kindern mit besonderen Bedürfnissen? 
Tae Woodtli: Es bietet Chancen und Stolpersteine gleichermassen. Grundsätzlich genau gleich wie in jeder anderen Klasse. Ein Vorteil einer Basisstufen-Klasse könnte jedoch sein, dass die Akzeptanz eines Kindes mit besonderen Bedürfnissen erhöht ist, da durch die Mehrstufigkeit eine sehr vielfältige Klassenmischung schon gegeben ist und das integrativ geschulte Kind einfach nur noch einen weiteren «Farbtupfer» mehr bedeutet. 

Wann und wie werden die Eltern informiert? 
Markus Schaller: Im Januar 2023 wurden die Eltern, deren Kinder ganz klar den Basisstufen-Klassen zugewiesen sind, über die Einführung informiert. Ein weiterer Informationsanlass ist im Juni geplant, wenn alle Einteilungen bekannt sind.

Sind die Familien gegenüber der Basisstufe offen oder erleben Sie auch skeptische Reaktionen? 
Tae Woodtli: Es ist sehr interessant. Ich erhalte die ganze Bandbreite der möglichen Reaktionen: Eltern, die sich explizit eine Einteilung in eine Basisstufen-Klasse wünschen, bis Gesuche, die genau das Gegenteil möchten. Interview KS

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