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Feuerbändiger, Jongleur, Zirkuslehrer Steeve Böhm in seinem Element. Bild: zvg

Steeve Böhm: «Ich bin ein Weltenspringer»

Weltenbummler, Feuerbändiger, Zirkuslehrer, Bar-Tender, wer Steeve Böhm zuhört, fühlt sich mitunter in den Roman von Walter Moers über die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär versetzt. Seit 2016 lässt er andere mit «Happy Productions» an seinen vielen Leidenschaften teilhaben. Ob Spielanimation, Feuershows oder die mobile Cocktailbar, er bietet für jeden Anlass einen bunten Strauss voller Möglichkeiten.

Die Wohnung, in der Steeve Böhm mit seiner Frau Anna und dem vier Monate alten Sohn Finn lebt, ist klein und gemütlich. Ein Hauch von Welt und Zirkus zieht sich durch die Räume. Letzten Dezember ist die kleine Familie an den Rand von Worb gezogen, dort am fliessenden Übergang zu Beitenwil. «Wir sind am häuslich werden», sagt Steeve Böhm.

Das Leben des 31-Jährigen in wenigen Worten zu umschreiben ist nicht einfach, denn er ist viele Wege gegangen, alle haben ihn immer wieder zum Zirkus geführt und mündeten schliesslich in seinem eigenen kleinen Unternehmen «Happy Productions», wo er neben einer mobilen Cocktail-Bar auch Feuershows und Zirkusanimation anbietet. Bei jemandem, der mit Feuer jongliert, ist natürlich die Frage naheliegend, ob er denn auch im übertragenen Sinn gern mit dem Feuer spielt. Die Antwort kommt prompt: «Ja, natürlich. Sonst wäre ich in meinem Leben nicht so herumgekommen.» Der Hang zum Feuer kommt nicht von ungefähr, sein Vater war Feuerwehrmann und schon als Kind war er ab und an bei Feuerdemonstrationen dabei. Man kann also sagen, Steeve Böhm hat eine fundierte Zündlerausbildung. Auch das Thema Zirkus kam über ein Familienmitglied, sein älterer Bruder sei mal mit Pois (Bälle, die an einer Schnur befestigt sind und in der Artistik verwendet werden) vorbeigekommen und habe ihm gezeigt, was man damit machen könne. Ihn hat das fasziniert und er wollte unbedingt besser werden als sein Bruder. «Ich habe gleich mit Feuerpois angefangen zu üben.» Doch zunächst machte er eine KV-Lehre bei einer Bank. Ein anspruchsvoller, aber auch spannender Bereich, wie er sagt. «Man wird ganz anders behandelt. Plötzlich trägt man Anzug und muss in der Bar den Ausweis nicht mehr zeigen.» Nebenher vertiefte er zum Ausgleich seine Jonglierkenntnisse in der «Lichtwurzel» in Bern bei Bidu (Beat) Ryser, «Er hat mir die Zirkuswelt eröffnet. Dort habe ich auch meine ersten Erfahrungen, mit Feuer auf einer Bühne zu stehen, gemacht.» Nach der Lehre arbeitete Steeve Böhm noch ein Jahr in der Bank, sparte Geld. Danach zog es ihn mit einem Kollegen in die Welt hinaus. Per Autostopp reisten sie innerhalb von vier Monaten nach Irland, wo das europäische Zirkusfestival stattfand. Ein neuntägiges, buntes Zusammentreffen von Strassenkünstlerinnen, Theaterleuten, Musikern und Artistinnen jeder Couleur. Danach zog er alleine weiter, bis nach Thailand, wo er ein halbes Jahr verbrachte. «Es war ein Kulturschock und ich musste mich durchschlagen. Aber da ich Couchsurfing machte, habe ich viele Einblicke von Menschen und Kultur erhalten.» Auch in Thailand nahm er an einem Zirkusfestival teil und arbeitete schliesslich drei Monate in einem auf Zirkus ausgelegten Guest House als Jongleur und an der Rezeption. Zurück in der Schweiz stand für Steeve Böhm fest, dass er nicht mehr zurück ins Büro will, der Zirkus liess ihn nicht mehr los. Zwei Jahre arbeitete er in der Zirkusschule Bern mit Schwerpunkt Jonglieren und Feuer und befasste sich mit Zirkuspädagogik.

Seine selbstgebaute mobile Cocktail-Bar hat natürlich auch eine Vorgeschichte. Eine seiner Stationen war die Cocktail-Bar eines Freundes, wo er hinter dem Tresen arbeitete, bis Corona kam. Aus dieser Zeit rührt seine Leidenschaft fürs Drinks mixen, die er seit 2020 mit seiner selbstgebauten mobilen Bar auslebt. Die letzten vier Jahre war er in der Matte Brennerei in der Gastronomie und im Verkauf tätig. Demnächst tritt er in einer Tagesschule in Bern eine neue Stelle an.

Zirkusschule
Brauchen wir mehr Zirkus in unserem Leben? Steeve Böhm lacht: «Definitiv! Der Zirkus gibt einem die Möglichkeit über die Grenzen hinauszuwachsen. Man wird dazu eingeladen mutig zu sein.» Zirkus ist für ihn Lebensschule, gerade für Kinder. Es gehe darum das Bewegen in allen Richtungen auszuleben und um das Zusammentreffen unterschiedlichster Charaktere, die gemeinsam etwas erarbeiten. Auf das neue Schuljahr hin, ab August, bietet Steeve Böhm im Humanus Haus in Beitenwil eine Zirkusschule an. Das Programm ist für Kinder und Jugendliche von vier bis achtzehn Jahre ausgelegt und enthält neben Jonglier-Trainings und Akrobatik auch Theater. Aufgeteilt ist das Angebot in drei Gruppen. Bei einer davon dreht sich alles um das freie Spielen. «Für mich ein wichtiger Aspekt, da die Kinder oft einen Alltag haben, der mit Aktivitäten durchgetaktet ist», so Böhm. Es wird aber auch eine Showgruppe geben, wo die Kinder gemeinsam einen Auftritt erarbeiten. Und, was bei Steeve Böhm nicht fehlen darf, eine Feuerbändiger-Gruppe. Die sei aber eher für ältere Kinder gedacht.

Auf seine Zukunftspläne angesprochen, winkt Steeve Böhm ab. «Pläne sind fix, gehen sie nicht auf, sieht man sich scheitern. Ich bin ein Fan von Ideen. Funktioniert eine nicht, kommt sicher eine andere. Die Welt ist voller Möglichkeiten, es gibt immer etwas zu tun.»  Vorerst sieht er seine wichtigste Aufgabe in seiner Vaterschaft und für seine Familie da zu sein. AW

Alle Angebote sind unter www.happyproductions.ch zu finden.

Anmeldeschluss für die Zirkusschule ist Ende Juni.

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