bähndli
Das restaurierte «Blaue Bähnli», BDe 4/4 36, Baujahr Jahrgang 1912, im RBS-Depot Worblaufen. Bild: zvg

Tramlinie 6: Das Ende einer blauen Ära

Mit der letzten Fahrt des kultigen blauen Trams, das liebevoll den Namen «Blaues Bähnli» erhielt, ging am 13. Dezember 2024 nach 37 Jahren ein Stück Berner Verkehrsgeschichte zu Ende. 

Jahrzehntelang war das Fahrzeug ein typischer Vertreter des Vorortverkehrs und verband das urbane Bern mit dem ländlicheren Worb. Für viele war es «dr schnällscht Wäg nach Worb», auch wenn die Fahrt oft gemächlich verlief.

Die Geschichte des «Blauen Bähnli» begann ursprünglich im Jahr 1898 als Dampfbahn. Schon 1910 fuhr die damalige Eisenbahn elektrisch und präsentierte sich in einem hellgrauen Anstrich mit dunklen Absetzungen und verspielten Jugendstil-Zierlinien. Erst im Jahr 1930 erhielt das Tram den ikonischen blau-weissen Anstrich, der das «Blaue Bähnli» zur Berner Legende machte. In dieser Zeit erhielt es deshalb den Spitznamen «Edelweiss-Express». Der Aufbau der Wagen war klassisch und funktional: Ein Holzgerippe, aussen mit Blech verkleidet, einfache Führerstände an beiden Enden, ein ­schmaler Gang, Holzbänke und Fenster zum Öffnen. Getrennte Raucher- und Nichtraucherabteile waren zu dieser Zeit selbstverständlich. 

Die Wagen des Trams modernisierten sich über die Jahre, wobei seine blaue Farbe in seiner Nuance variierte, jedoch über die Jahre erhalten blieb. Die blaue Farbe blieb über Jahrzehnte ein Markenzeichen und erfreute sich grosser Beliebtheit. In einem Zeitungswettbewerb im Jahr 1985 wurde ermittelt, welche Farbe das Bähnli der Zukunft haben sollte. Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden sprach sich dafür aus, die traditionelle blaue Farbe zu bewahren. 

Schweizweite Bekanntheit und Kultstatus erlangte das Fahrzeug durch den 1954 erschienenen Sketch «Dr schnällscht Wäg nach Worb». Ernst Mischler und Karl Steuer schrieben dafür eine bereits bestehende Nummer aus Deutschland um. Ein Deutscher steht beim Berner Zytgloggenturm, fragt einen Einheimischen nach dem schnellsten Weg nach Worb und verzweifelt nach und nach an dessen Begriffsstutzigkeit. Das Stück wurde in den 70er Jahren von einer Radiostation wiederentdeckt und gehört seither zum Schweizer Kulturgut. Auch Mani Matter verewigte das Tram, indem er wenige Monate vor seinem Tod im «Blauen Bähnli» für das Cover seiner Langspielplatte «Ir Ysebahn» posierte.

Das «Blaue Bähnli» hat nun das Ende seiner Lebensdauer erreicht und wurde seit letztem Sommer sukzessive aus dem Verkehr gezogen. Die Beschaffung von Ersatzteilen gestaltete sich für die neun blauen Trams als derart problematisch, dass ein Austausch der Wagen unabdingbar war. Ihre Nachfolger, die sogenannten «Tramlinks» von Bernmobil, bieten mehr Komfort, Stauraum und Barrierefreiheit. Für Kinderwagen, Gepäck und Rollstühle sind sie bestens gerüstet. 

Ein Stück «Blau» bleibt erhalten
Zwei der blauen Fahrzeuge dürfen im Einsatz bleiben. Eines wird «Schutz und Rettung Bern» künftig als Übungsobjekt für Notfälle dienen. Ein weiteres wird von einem Nos­talgieverein im Raum Biberist übernommen und als stationäres Event­tram genutzt. Das bereits im Einsatz stehende Nostalgietram mit Jahrgang 1913 wird weiterhin von den RBS betrieben. Es kann für Anlässe gemietet werden und von Zeit zu Zeit werden Publikumsfahrten durchgeführt. JANINE LEHMANN

«Dr schnällscht Wäg nach Worb»
Hintergründe zur Radioaufnahme mit Ernst Mischler und Karl Steuer 1954
Legendärer Sketch – «Dr schnäuscht Wäg nach Worb» feiert den 70. Geburtstag Radio SRF 1 – SRF
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