Performance: Dinner for Horses and Humans. Bild: zvg

Vielfest Vielbringen: Kunst, Gemeinschaft und «Mut zur Brücke»

Vom 19. bis 22. Juni 2025 verwandelt sich das Worber Dorf Vielbringen in ein lebendiges Zentrum für zeitgenössische Kunst und nachhaltige Begegnung. Mit dem Motto «Mut zur Brücke» geht das Vielfest in seine zweite Ausgabe und knüpft dabei an die erfolgreiche Premiere im Jahr 2021 an. Das Vielfest hat sich mit seinem breiten Strauss an künstlerischen Ausdrucksformen, Workshops und Begegnungszonen zu einem durchdachten Festival mit klarem inhaltlichem Profil entwickelt. 

Anders als klassische Festivals findet das Vielfest nicht auf einem abgeschlossenen Gelände, sondern dezentral an verschiedenen Orten im Dorf statt – auf Wiesen, in Wäldern, im Stall oder in der alten Käserei. Diese Vielfalt an Schauplätzen ist kein Zufall: Sie reflektiert das zentrale Anliegen des Festivals, soziale und ökologische Fragen durch Kunst sichtbar und erfahrbar zu machen. So wird etwa das «Bühlwäldli» zur Bühne für Performance, im Silo läuft eine Videoinstallation und die Pferdeweide wird zum Ort eines interdisziplinären Dinners.

Die Vielfestorganisatorinnen, v.l.n.r.: Olivia Schneider, Livia Wermuth, Patricia Stana Colina, Naomi Onadein. Bild: zvg

Organisiert für und mit dem Dorf
Hinter dem Vielfest stehen vier engagierte Frauen: Livia Wermuth, Olivia Schneider, Patricia Stana Colina und Naomi Onadein. Die Verbindung der Organisatorinnen zu Vielbringen ist eng – sei es durch die eigene Herkunft, familiäre Beziehungen oder durch langjährige Freundschaften. Livia Wermuth ist Kuratorin, Olivia Schneider arbeitet als Künstlerin, Patricia Stana Colina bringt ihre Expertise als Treuhänderin ein, während Naomi Onadein als angehende Lehrerin das Team ergänzt. Was sie eint, ist der Wunsch, mit dem Festival einen Ort für gemeinschaftliches Experimentieren, kulturellen Austausch und Nachhaltigkeit zu schaffen.

Das Dorf selbst spielt dabei eine tragende Rolle: Die lokale Bevölkerung engagiert sich stark bei der Planung und Durchführung, sie trägt mit ihrer Arbeit und ihren Produkten vom Hof und Garten dazu bei, dass das Vielfest nachhaltig und lokal bleibt.  «Eintopf für viele» – gemeinsames Kochen und Essen – ist ebenso Teil des Konzepts wie das freiwillige Mitbringen von eigenem Geschirr, um Abfall zu reduzieren. Das Vielfest ist übrigens non-profit organisiert. Es lebt von freiwilligem Engagement und wird durch private und öffentliche Gelder unterstützt. Durch Kollekten vor Ort trägt auch das Publikum dazu bei, dass der Anlass finanziell gesichert ist und die Künstlerinnen angemessen entlöhnt werden können.

Ein Blumenstrauss für alle Sinne
Das Vielfest bietet an vier Tagen ein breites Spektrum an Veranstaltungen. Es beginnt am Donnerstag mit einem Soft Opening in der alten Käserei, die sich als «Kafi» präsentiert. Gemeinsam wird ein neuer Name fürs ehemalige «Kafi zum Kaff» gefunden. Ein Ort für Austausch und Treffpunkt im Dorf mit kleinen Leckereien, Kaffee und Tee. Hier erhalten die Besuchenden Informationen und können sich für Workshops anmelden. An allen Tagen führt ein Kunstparcours durch das Dorf, der Werke von Künstlerinnen wie Aline Witschi, Anna Lena Eggenberg, Jennifer Merlyn Schneider, BiglerWeibel und Caroline von Gunten zeigt.

Am Freitagabend zeigt das Humanushaus-Theater zusammen mit VORORT unter der Leitung von Dominique Jann Auszüge und Filmsequenzen aus dem Stück «Die Glorreichen», das Vergangenheit und Gegenwart in einem inklusiven Western-Theater verbindet.

Am Samstag, dem Haupttag des Festivals, erwartet die Gäste ein dichtes Programm: Vielbringerinnen öffnen ihre Gärten zu offenen Begegnungsorten, wo man die «Gwunderbar» findet, die Cocktails, Mocktails und lokales Bier anbietet. In einer anderen Ecke des Gartens werden Massagen angeboten, und «Mir male es Gmeinschaftsbild» lädt zur Teilnahme ein. Es werden diverse Workshops angeboten: An einem Wildkräuterspaziergang mit der Künstlerin Maya Minder entdecken die Teilnehmenden, welche Kräuter jenseits der Gartenzäune in den Wiesen und Wäldern wachsen. Im Anschluss können die Köstlichkeiten, die aus diesen Kräutern zubereitet wurden, probiert werden. Am Workshop «Dive into Creative Coding» lernen die Teilnehmenden, wie man digitale Kunst, interaktive Spiele und vieles mehr mit Hilfe eines Open-Source-Programms umsetzt. «The Air between us», eine Tanz-Atem-Performance, wird als Workshop von einem Tanz-und Yogalehrer sowie einem Performancekünstler angeboten. Und eine aussergewöhnliche Langzeit-Performance von zozoTransistor aka Zoë Binetti und Ulla Deventer erwartet die Gäste mit «Dinner for Horses and Humans», bei der Mensch und Tier an einem gemeinsamen Essen teilnehmen. Sie setzt sich mit den Beziehungen zwischen den Spezies auseinander und sensibilisiert uns am Esstisch auf der Pferdeweide für einen sorgsamen Umgang mit den empfindsamen Tieren. 

Der Abend auf der Hauptbühne verspricht literarisch-musikalische sowie tänzerische Höhepunkte. In einer literarisch-musikalischen Collage von Tine Melzer und David Zürcher wird ihr Roman «Do Re Mi Fa So» lebendig, gefolgt vom Duo MusiCucina, mit einer kulinarisch-musikalischen Darbietung. Nach dem Konzert wird der Dokumentarfilm «Wie Frauen von Worb» openair auf der Hauptbühne gezeigt. Den Abschluss bildet die Performance «Who is the Joystick of Whom?», die sich mit der Wechselwirkung zwischen Körper, Natur und Technologie befasst.

Am Sonntag rückt die Auseinandersetzung mit Traditionen in den Fokus. Die Performance «Trachttragen» lädt zum gemeinschaftlichen Spaziergang in Tracht ein – ein partizipativer Diskurs über Identität im ländlichen Raum.

Ein Festival als Denkraum
Das Vielfest ist mehr als ein Kunstfestival. Es versteht sich als Plattform für Fragen nach dem Zusammenleben – heute und in Zukunft. Welche Art von Gesellschaft wünschen wir uns? Wie können Stadt und Land, Mensch und Natur, Realität und Utopie miteinander verbunden werden? Mit dem diesjährigen Motto «Mut zur Brücke» greift das Vielfest das Motto der Gemeinde «Worb verbindet uns» auf: zwischen Menschen, Disziplinen, Lebenswelten. «Kunst bündelt Kräfte und baut Brücken», finden die Initiatorinnen, eine Haltung, die in Vielbringen nicht nur gedacht, sondern gelebt wird. Ausführliche Informationen finden sich auf der Webseite: www.vielfest.ch. KS

Vielfest Vielbringen


19. bis 22. Juni 2025 
in Vielbringen bei Worb (BE)

Eintritt: frei (Kollekte erwünscht)

Besonderheit: Geschirr und Besteck für den «Eintopf für viele» bitte selbst mitbringen

Anreise mit dem ÖV

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