Vis-à-vis mit mit Jacqueline Maire, Ideen-Aktivistin

Dieses Vis-à-vis führt mich zu Jacqueline Maire, einer Powerfrau, die mitten im Leben steht und vollgepackt ist mit guten Ideen und viel Energie. Ich werde herzlich willkommen geheissen in einem bunten, künstlerischen Zuhause. Auf dem Tisch stehen frische Gipfeli und ich bekomme einen feinen Kaffee. Helene, eine der Töchter von Jacqueline, ist auch da und auch ihr Hund Captain «Chäppu» fehlt nicht. 

«Ich lebe nun seit 38 Jahren in Worb. Mein damaliger Mann und Vater meiner drei Kinder wollte nach Worb ziehen. Seit ich hierhergezogen bin, sind mindestens elf Läden zugegangen. Trotzdem ist Worb immer weiter gewachsen. Jetzt lebe ich immer noch da – momentan in einer ‹Grossmutter – Grosskind WG› mit meiner ältesten Enkelin Vivienne. Das funktioniert super und macht uns beiden Freude. Natürlich gab es anfangs ein paar Sachen, die geklärt werden mussten, aber das ist nicht schlimm und passiert sowieso immer, wenn Menschen zusammenleben.

Wenn es nach mir ginge, gäbe es einiges, was man für Worb und die Bevölkerung hier tun könnte. Ich habe viele Ideen. Früher gab es noch zahlreiche Veranstaltungen, auf denen man Leute getroffen hat, ins Gespräch gekommen ist. Z. B. das Countryfestival gab es mal, oder die Munibar, die Gewerbeausstellung, das Open-Air-Kino. All das gibt es heute nicht mehr. Und es fehlt mir an öffentlichen Begegnungsorten. Der Bärenplatz, der wäre wunderbar für kulturelle Anlässe oder auch einfach zum Zusammenkommen geeignet, aber er ist heute ein kahler Platz der eigentlich gar nicht genutzt wird. Man müsste die Begegnungszonen so gestalten, dass man sich dort gerne aufhält. Ein gutes Beispiel ist auch der Fussballplatz. Manchmal begleite ich meinen Enkel Lenn, wenn er ein Fussballspiel hat, und schaue zu. Beim Kunstrasenfeld könnte man doch ein kleines, pflegeleichtes Mäuerchen bauen, damit die Zuschauer und Zuschauerinnen angenehm sitzen könnten, und ein einfacher Sonnenschutz, wenn die Spiele in der vollen Sommerhitze stattfinden, wäre doch keine Dummheit und auch keine grosse Sache. Und zu guter Letzt: Ich bin viel auf den schönen Spazierwegen in Worb unterwegs. Immer wieder denke ich, es wäre toll, wenn es hie und da ein nettes Bänkli zum Verweilen gäbe. Aber das sind Zukunftstöne. Wer weiss, vielleicht findet das alles irgendwann Gehör und das eine oder andere wird umgesetzt. Ich versuche jedenfalls, meine Energie für Gutes einzusetzen: Bis zu meinem 70. Lebensjahr habe ich im Seniorenheim gearbeitet. Heute helfe ich einmal im Monat beim Tischlein deck dich und zwischendurch bin ich gerne ‹Taxidienst› und fahre vor allem Seniorinnen und Senioren irgendwohin, sei es zu einem Arzttermin, zum Einkaufen oder auch einfach nach Hause, wenn ich ihnen grad zufällig begegne. Natürlich verbringe ich auch viel Zeit mit und für meine Familie. Wenn zum Beispiel Helene wieder mal alle Hände voll zu tun hat mit der Bar-Bara ‹Bärble› oder der ‹Rossmarie›, was gar nicht so selten vorkommt, schaue ich zu Kindern, Tieren, Haus und Hof. Das mache ich gerne und bin froh, dass ich etwas Sinnvolles tun kann.»

Jacqueline erzählt begeistert und liebevoll von ihren drei Kindern Janine, Helene und Maurice und von ihren vier, bald schon fünf Grosskindern und auch von den Hühnern bei Helene. Sie ist eine grosse Tierfreundin und lässt mich an einer Geschichte teilhaben, als sie vor ca. einem halben Jahr ein kleines Vögelchen fand, das vermutlich aus dem Nest gefallen war: «Ich habe das hilfsbedürftige Tier damals in den Tierpark gebracht. Ich ging davon aus, dass man ihm dort hätte helfen können. Leider war das aber nicht so und ich wurde gebeten, das Tier in die Wildstation Landshut zu bringen. Das war mir aber nicht möglich und ich habe das Vögelchen in der Obhut des Tierparks gelassen. Wie die Geschichte für das kleine Tier ausgegangen ist, weiss ich nicht. Ich hatte aber die Idee, dass es doch sinnvoll und naheliegend wäre, wenn der Tierpark eine eigene Wildtierpflegestation einrichten könnte, damit man bei solchen Funden keine halbe Weltreise mit dem Tier machen müsste. Gemäss einem Antwortschreiben des Tierparks ist diese Idee aber derzeit aus verschiedenen Gründen nicht umsetzbar. Auch wenn wir nicht immer erreichen können, was wir gerne möchten mit unseren Ideen, gibt es so viele kleine Handlungen, die Grosses bewirken können. Z. B. habe ich angefangen, PET-Deckeli zu sammeln für die Ausbildung der Blindenführhunde. Pro Kilogramm gesammelte Deckeli bezahlt die Recyclingfirma 30 Rappen an die Ausbildung der Blindenführhunde. Das ist doch einfach eine gute Sache, die grad zwei sinnvollen Zwecken dient.»

Nach unserem spannenden Gespräch mache ich noch ein Foto von Jacqueline. Im Hintergrund sind drei ihrer eigenen Bilder zu sehen. «Ich habe viel gemalt und gestaltet», erzählt sie mir und zeigt mir zahlreiche schöne Werke, die in der Wohnung einen Platz gefunden haben. Am Boden stehen ein paar Bilder an ein Regal gelehnt: «Diese kommen vielleicht in die Rossmarie…, wenn sie denn passen.»

Aufgezeichnet von
RAHEL VON DER DECKEN

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