Warum so schäbig?

Am 26. Juni stand in der Zeitung (Der Bund): «Die Berufsverbände geizen beim Lehrabschluss-Apéro». Es ging darum, dass die Bernischen Berufsverbände im Betreuungs- und Gesundheitsbereich wie auch im Detailhandel ihren Lernenden, die gerade die Abschlussprüfung bestanden haben, zu ihrem Lehrabschluss nicht einmal einen anständigen Apéro gönnen. Offenbar aus Kostengründen. Es ging um vergleichsweise wenig Geld. Immerhin, bei den Lernenden kann man sparen.

Am 26. Juni habe ich im Worber Parlament eins-zu-eins erfahren: Das Worber Parlament geizt bei der Unterstützung von älteren Menschen in unserer Gemeinde. Es ging um ein Postulat der Fraktion SP/Grüne zur Einführung von Wohngutscheinen zugunsten von älteren Menschen, damit diese möglichst lange selbstbestimmt in der eigenen Wohnung leben können. Es ging um vergleichsweise wenig Geld, mit dem sehr viel bewirkt werden könnte, nämlich um ca. rund 10 000 Franken, die die Gemeinde Worb älteren Menschen bürokratielos zukommen lassen könnte. Wenn sie denn wollte. Das Parlament hat das Postulat – auf Antrag des Gemeinderats – mit 22 zu 14 Stimmen als nicht erheblich erklärt. Offenbar aus Kostengründen. – Übrigens, die Stadt Luzern hat es andersherum vorgemacht: Mit relativ kleinen und ebenso niederschwellig zu erhaltenden Gutschriften an ältere Menschen wird überdurchschnittlich viel bewirkt: Kleiner Einsatz – grosse Wirkung, wenn es darum geht, jenen Teil der älteren Bevölkerung, der nicht auf der Sonnenseite steht, wirklich zu entlasten. Das Worber Parlament will das nicht. Auch bei den älteren Menschen kann man sparen.

Interessant dabei ist: Wenn es um gesellschaftlich eher schwache Gruppen geht – wie z.B. um die Lernenden in Niedriglohnbranchen, denen ein verdienter Apéro vorenthalten wird, oder eben um ältere Menschen, die an der Grenze der Armut leben, wird von Seiten der Politik zuverlässig ein Argument ins Feld geführt: zu teuer.

Ich bin in einem bäuerlichen Milieu aufgewachsen. Grosszügigkeit gegenüber schwächeren Menschen war in dieser Welt ein fragloser Wert. Das Argument «zu teuer» galt nicht. Von meiner Grossmutter habe ich ein Wort gelernt, das für vorenthaltende Grosszügigkeit steht: schäbig.

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Andreas Bircher, 
Mitglied GGR 
Planungskommission

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