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Worber Alterspolitik: Zentrum Alter – wie ­weiter?

Ende Jahr läuft das dreijährige Pilotprojekt Zentrum Alter Worb aus. Die Verantwortlichen würden die Anlaufstelle für Altersfragen gerne weiterführen. Der Gemeinderat prüft das weitere Vorgehen. 

Das Zentrum Alter ist seit 2019 in der Altersbetreuung Worb angesiedelt und wird betreut von Frank Heepen, Heimleiter Altersbetreuung Worb, und Annemarie Pulver, Präsidentin Verein Seniorinnen und Senioren VSeSe. Der Gemeinderat hat für den versuchsweisen Aufbau und Betrieb einen dreijährigen Verpflichtungskredit von 150 000 Franken gesprochen. Mit dem Zentrum Alter Worb will die Gemeinde den Zugang zum vielfältigen Versorgungssystem vereinfachen und sicherstellen, dass die ältere Generation in Worb gut betreut ist und sich zuhause möglichst lange einer hohen Lebensqualität erfreuen kann. Eine Leistungsvereinbarung, basierend auf den definierten Massnahmen im Altersleitbild, regelt die Aufgaben. Ende Jahr läuft das Versuchsprojekt aus und die Verantwortlichen haben ihre Erkenntnisse in einem Bericht zusammengefasst.

Wichtige Anlaufstelle
In der Berichterstattung des Zentrums Alter Worb steht, dass der Unterstützungsbedarf älterer Menschen zu 70 Prozent in nichtpflegerischen Bereichen wie Wohnumfeld, Wohnung, schwere Hausarbeiten, Einkaufen und administrativen Tätigkeiten liegt. Annemarie Pulver und Frank Heepen sind deshalb überzeugt, dass das Zentrum Alter als Anlaufstelle für Altersfragen in Zukunft weiterbestehen sollte. «Die Rückmeldungen sind sehr gut und gerade in der Corona-Zeit waren und sind wir wichtige Ansprechpartner. Unser Angebot, bei der Impfregistrierung behilflich zu sein, ist auf reges Interesse gestossen», erzählt Frank Heepen. Täglich seien vier bis fünf Anrufe von impfwilligen älteren Personen eingegangen, die sehr dankbar waren für die Unterstützung. Von Ärzte-Seite sei das Angebot ebenfalls sehr begrüsst worden, da in den Hausarztpraxen die Kapazität fehlte, um den Leuten beim Registrieren zu helfen. Im Zentrum Alter geht es darum, die ältere Bevölkerung zu informieren, unterstützen und beraten, sind sich Heepen und Pulver einig. «Gerade die tägliche Präsenz zu den Bürozeiten während des ganzen Jahres wird von den Seniorinnen und Senioren geschätzt», hält Annemarie Pulver fest. Verschiedene Informationsanlässe, die noch vor Corona stattgefunden haben und jetzt langsam wieder organisiert werden können, sind jeweils auf gros­ses Interesse gestossen. Diese will man unbedingt fortsetzen sowie die neuen Massnahmen des aktuell in der Überarbeitung befindenden Altersleitbildes umsetzen.

Gemeinderätin Karin Waber, Departement Soziales, findet das Zentrum Alter eine gute Sache. Allerdings erachtet sie eine Beurteilung, insbesondere über die Kostenstruktur des Pilotprojekts, als schwierig. «Das erste Halbjahr 2019 war von viel Aufbauarbeit geprägt, ein Konzept musste erstellt werden. Ab 2020 konnte das Zentrum Alter Worb infolge Corona Dienstleistungen nicht erbringen, die gemäss Leistungsvertrag vorgesehen waren», erläutert die Sozialvorsteherin. Der Gemeinderat wird sich gemäss Waber in den nächsten Wochen mit dem Thema auseinandersetzen und eine Lösung für das weitere Vorgehen präsentieren.

Wachsende Altersgruppe
Und wenn es das Zentrum Alter zukünftig nicht mehr gäbe? Auf diese Frage antwortet Frank Heepen: «Die Folgen wären wohl erst in ein paar Jahren spürbar. Wir müssen uns einfach bewusst sein, dass beispielsweise Migrationsprobleme auch in der Alterspolitik zum Thema werden und das Zentrum Alter da eine wichtige Anlaufstelle ist. Zudem besteht die Gefahr, dass wertvolle Steuerzahler wegziehen in ein betreutes Wohnen ausserhalb der Gemeinde, wenn sie sich in Worb zuhause nicht mehr gut aufgehoben und betreut fühlen.» Mit der Vermittlung von Informationen, Dienstleistern und Freiwilligen sorgt das Zentrum Alter dafür, dass sich die ältere Generation daheim wohlfühlt und dort möglichst lange unabhängig leben kann. Dies hat eine positive Auswirkung auf die Sozialleistungen, die tiefer ausfallen oder gar gänzlich wegfallen, solange die Leute in den eigenen vier Wänden leben. Annemarie Pulver dazu: «Die Wirkung unserer Arbeit ist vielleicht wenig sichtbar. Aber dank unseren Beratungen und Vermittlungen bleiben die Leute länger daheim und müssen unter Umständen erst später gesundheitliche Dienstleistungen in Anspruch nehmen.» 

Bereits heute zählt rund ein Viertel der Worber Bevölkerung zu den über 65-Jährigen. Gemäss der Berichterstattung des Zentrums Alter wird die Altersgruppe der 65- bis 79-jährigen in den nächsten 20 Jahren um knapp fünf Prozent zunehmen. Bei den 80+ wird ein besonders hohes Wachstum erwartet. Es ist nun an der Politik zu entscheiden, wie sie das Wohlbefinden der älteren Bevölkerung als Mitglieder der Gemeinde in Zukunft sicherstellen will. CK

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