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Chris Warren. Bild: zvg

Worber Expats: «Im Worber Fussballclub habe ich Schwyzerdütsch gelernt!»

Ausländische, meist hoch qualifizierte Arbeitskräfte, auch unter dem Begriff Expats bekannt, werden von ihren Firmen oder den Botschaften ihrer Länder ins Ausland geschickt. Oder aber sie folgen dem Ruf einer interessanten Stellenausschreibung und wohnen schliesslich in Gemeinden wie Worb.

Sie kommen gern in unser Land, sie schicken ihre Kinder in die International School oder in unsere öffentlichen Schulen. Manche bleiben nur wenige Jahre, andere verbringen schliesslich Jahrzehnte bei uns oder bleiben für immer. Doch was bedeutet es für diese Menschen, in unserem Land, in unserer Gemeinde Fuss zu fassen? 
Chris Warren ist Lehrer für NMG, Volkswirtschaft und Philosophie an der International School Gümligen. Er ist ausserdem Präsident des Britisch-Schweizerischen Vereins in Bern und singt Bass im Worber Oratorienchor Cantica Nova.

Herr Warren, als Sie 1985 in die Schweiz kamen, wie lange hatten Sie vor zu bleiben?
CW: Eigentlich nur 3 bis 4 Jahre. Meine Frau Ulli (sie ist Österreicherin) und ich hatten an der American School in Griechenland gearbeitet und bekamen plötzlich dieses interessante Angebot aus Gümligen. Da haben wir uns gesagt, warum nicht die Schweiz? Nach der Geburt unserer Söhne entschieden wir uns, hier zu bleiben.

Warum?
An der International School haben wir viele Kinder, die alle 3 bis 4 Jahre den Wohnort wechseln, weil die Eltern Diplomaten sind. Wir sehen, wie manche dieser Kinder kulturell aufblühen, für die meisten aber ist es hart, die Freunde und die gewohnte Umgebung immer wieder aufgeben zu müssen. Das wollten wir unseren Kindern ersparen. Dazu kommt, wir fühlten uns sehr schnell wohl in der Schweiz, besonders in Worb mit seiner guten Infrastruktur. Wir leben ausgewogen zwischen Stadt und Land, die Natur ist ebenso nah wie der Bahnhof.

Wie ist Ihre jetzige Lebens­situation?
Ich arbeite immer noch an der International School. Meine Frau und ich schätzen enorm die Schweizer Landschaft, die Berge und Seen. Wir wandern sehr gern und schwimmen in Seen und natürlich der Aare. Das ist einzigartig! Wo in der Welt kann man auf dem Rücken im Fluss am Bundeshaus vorbeitreiben? Wir fühlen uns hier in Worb sehr wohl. Wenn ich heute im Garten bin, habe ich immer Zeit für einen Schwatz über den Gartenzaun mit den Spaziergängern, die vorbeilaufen.

Was ist Ihnen besonders kurios vorgekommen?
Oh, einiges! Zum Beispiel der Sonntag, an dem man nicht arbeitet. In England arbeitet man sonntags im Garten, wäscht sein Auto, macht die Wäsche.
Und dass so viele Menschen hier sehr früh aufstehen und arbeiten – das wäre in England selten passiert. Dafür ist hier ab 22 Uhr Nachtruhe. Wir mussten erst viele Regeln lernen, zum Beispiel wann und wie der Müll entsorgt werden muss. Aber wir haben diese Vorschriften mit der Zeit zu schätzen gelernt.

Beherrschen Sie unsere Sprache? 
Ja, ich spreche Schwyzerdütsch (mit vielen Grammatikfehlern), aber kein Hochdeutsch. Um es möglichst schnell zu lernen, bin ich dem lokalen Fussballclub beigetreten. Das hat wirklich viel ausgemacht! Im Gespräch mit den Menschen hier bestehe ich darauf, Mundart zu sprechen.
Sehr hilfreich ist übrigens die YouTube-Serie «Nicos Weg» für Sprachanfänger, ein Angebot der Deutschen Welle.

Sind Sie heute integriert? 
Ich denke, ich bin heute gut integriert. Das zeigt sich daran, dass wir gute Freunde gefunden haben, interessiert sind an den Ereignissen in der Gemeinde und dem ganzen Land. Ich kenne die Umgebung hier in- und auswendig, es fühlt sich gut und richtig an, hier zu leben. Ich schätze besonders den politischen Prozess der direkten Demokratie, und besitze seit letztem Herbst auch den Schweizer Pass, bin also jetzt schweizerisch-britischer Doppelbürger. Und: ich bin pünktlich geworden! 

Möchten Sie uns noch eine ­Anekdote erzählen? 
Einmal musste ich ins Spital. Nach dem Ausfüllen des Fragebogens mit all den Vorerkrankungen fragte mich die Krankenschwester: Haben Sie Finken? Da ich das Wort nicht kannte und meinte, es sei eine mir unbekannte Krankheit, sagte ich: Nein, das habe ich nie gehabt. Später lachte der Arzt schallend über dieses Missverständnis.
Als ich das erste Mal in der Post in Worb eine Vignette kaufen wollte, sah ich an der Wand das Schild «Hier Verkaufsstelle», darunter hing die Vignette. Ich ging also zum Schalter und sagte: «Ich möchte eine Verkaufsstelle, bitte.» Nach einigem Hin und Her habe ich die Vignette dann doch noch bekommen. Interview: KS

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