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Andrew Cousins in seiner Garage. Bild: zvg

Worber Expats: «Es ist nicht mein Ziel, perfekter Schweizer zu sein.»

Im zweiten Teil unserer Expatriates-Serie portraitieren wir Andrew Cousins. Er stammt aus Südafrika, studierte Werkstofftechnologie an der Universität Stellenbosch im Weingebiet Südafrikas und arbeitet heute bei Alupak in Belp.

Herr Cousins, wie sind Sie in die Schweiz und zur Alupak gekommen?
AC: In meinem Studium hatte ich mich auf Verpackungslösungen für Weine spezialisiert. Ein Schweizer Produzent für Weinverpackungen, insbesondere Aluminium-Schraubverschlüsse, die in die ganze Welt exportiert werden, fragte mich an. So kam ich 2009 in die Schweiz, zuerst als Spezialist für Weinverpackungen und fand schliesslich bei der Alupak eine Stelle als Technischer Key Account Manager, wo Kaffeekapseln aus Aluminium hergestellt werden.
Schon mein Vater hatte beruflich Kontakt mit Schweizer Firmen, zum Beispiel die Georg Fischer AG. Ich erinnere mich, schon im Alter von 6 Jahren die ersten Wörter auf Schweizerdeutsch gelernt zu haben!

Hatten Sie vor, länger zu bleiben?
AC: Der Plan war, 4 bis 6 Jahre zu bleiben. Aber dann lernte ich Sibylle kennen, und das warf alle Pläne über den Haufen. Wir heirateten 2010 und ich blieb hier.

Warum haben Sie sich für Worb als Wohnort entschieden?
AC: Wir haben in verschiedenen Gemeinden nach einem Haus gesucht, hier wurden wir 2017 fündig. Das Haus gehörte früher dem Fahrlehrer Hans Bigler. Er hat hier gelebt, bis er 100 war! Und er hat sein Haus im Jahr 1966 grosszügig gebaut, es gibt sogar eine Doppelgarage. Wir sind ständig am Renovieren, das Haus ist perfekt für uns und unsere drei Kinder.

Woran mussten Sie sich erst gewöhnen?
AC: Ich hatte keine Ahnung, dass es hier im Winter so kalt sein würde. Das war ein Schock.
Dann das Tempolimit! Ich bin damals mit meinem Camaro manchmal zu schnell gefahren. Die Polizei musste mich erst einmal unter Kontrolle bringen. Aber in Südafrika fährt man zwei Stunden über Land, ohne dass einem ein Auto oder ein Mensch begegnet.

Welches sind denn die grössten Unterschiede im Lebensstil?
AC: Dass alles so gut organisiert ist und alle Leute pünktlich. Das war ein sehr positives Erlebnis.
Und die Leute sind so ruhig hier! Ich bin eher ein lauter Mensch, also versuchte ich, mich anzupassen.
Im Beruf ist mir aufgefallen, dass den Schweizern immer sehr wichtig ist, dass man sich wohl fühlt. Sie passen sich dir an, auch mit der Sprache. Sie sind ungemein höflich, manchmal so formell, dass es schwer ist, auf eine informelle Ebene zu wechseln. In Südafrika ist man schnell sehr direkt und persönlich, hier braucht es Zeit, um eine persönliche Beziehung aufzubauen.

Sprechen Sie unsere Sprache?
AC: Ja, ich spreche ziemlich gut Hochdeutsch und Schweizerdeutsch, allerdings mit einem starken Akzent. Mit der Aussprache des Dialekts habe ich weniger Probleme, denn ich spreche auch Afrikaans, das ist ein holländischer Dialekt in Südafrika und dem Schweizerdeutsch vom Klang her ähnlich. Aber das schwierigste ist, Witze zu verstehen.

Sind Sie gut integriert?
AC: Mein Ziel ist es nicht, perfekter Schweizer zu werden, das ist unmöglich. Aber ich versuche, das Beste aus beiden Kulturen zu machen und immer offen und lernfähig zu bleiben. Dazu gehört Geduld und natürlich, dass man die Sprache beherrscht. Dank meiner Schweizer Frau habe ich inzwischen die erleichterte Einbürgerung bekommen und bin jetzt Doppelbürger. In der Gemeinde sind wir von den Behörden immer unterstützt worden, die Menschen sind sehr freundlich, wir fühlen uns hier extrem wohl. Dazu kommt, dass wir eine ganz tolle Nachbarschaft haben, und auch mit der Schule für unsere Kinder sind wir super zufrieden.

Haben Sie private Projekte für die Zukunft?
AC: In meiner Garage steht eine 30-jährige Corvette, der Motor muss revidiert werden. Dann freue ich mich darauf, das Auto wieder einmal zu fahren. 

Interview: KS

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