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SRK-Freiwillige Margrit ­Krähenmann. Bild: KS

Miliz- und Freiwilligenarbeit: «Ich brauche noch Action im Leben»

Freiwillige Frauen und Männer begleiten ältere, allein lebende Menschen im Alltag, schenken ihnen Zeit zum Spazierengehen, Vorlesen, Spielen oder einfach zum Zuhören. Diese kostenlose Dienstleistung wird vom Schweizerischen Roten Kreuz angeboten. Stellvertretend für die Freiwilligen, die sich im Besuchs- und Begleitdienst des SRK engagieren, hat die Worber Post ein Interview mit Frau Margrit Krähenmann geführt, eine geborene Zürcherin, die seit 6 Jahren in Worb wohnt und Menschen inner- und ausserhalb unserer Gemeinde betreut.

Frau Krähenmann, was haben Sie beruflich gemacht, bevor Sie sich als Freiwillige beim SRK gemeldet haben? 
M.K.: Bis zum regulären Pensionsalter von 64 Jahren habe ich bei der Securitas in leitender Funktion gearbeitet – eine Aufgabe, die ich leidenschaftlich gern ausgeübt habe. Ich hatte danach die Möglichkeit, bis zum 70. Altersjahr in den Logen am Empfang der Securitas weiterzuarbeiten. Dann musste ich aufhören, aber mir war klar, dass ich weiterhin etwas Sinnvolles tun kann und will.

Wie sind Sie zur Freiwilligenarbeit gekommen?
Ich habe vier erwachsene Kinder, die selbständig sind, also habe ich mich nach einer freiwilligen Tätigkeit umgesehen. Eine Bekannte hat mir empfohlen, mich beim SRK zu melden, und die Idee hat mir von Beginn an zugesagt.

Erzählen Sie uns ein wenig über Ihre Arbeit im Besuchs- und Begleitdienst.
Viele ältere Menschen sind einsam, weil ihre Kinder oft weit weg leben, manchmal sind die Freunde und der Partner verstorben. Wir nehmen in dieser Situation eine Ersatzfunktion für das fehlende Umfeld ein. Ich betreue zurzeit vier Personen, mit denen ich spazieren gehe, einkaufe, lese oder spiele. Manchmal machen wir Ausflüge, Mitte Mai war ich im Jardin de Vuillerens oberhalb von Morges. Der Garten ist rollstuhlgängig, im Mai blühen die Iris und es ist traumhaft schön. Ich habe aber auch schon das Handy einer 88-jährigen Dame eingerichtet und ihr gezeigt, wie man WhatsApp benutzt. Eine andere Dame wiederum hat sehr schwere Zeiten erlebt, sie ist froh, dass sie nun endlich darüber sprechen kann. In solchen Momenten höre ich einfach nur zu.

Machen Sie Ihre Arbeit immer gern?
Meine Arbeit macht mir sehr viel Freude. Es ist ein gutes Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. Die alten Menschen sind sehr dankbar für die Zuwendung, und ich bin gern aktiv und unter Menschen. Mir gefällt es, wenn immer etwas läuft, ich brauche Action im Leben. Es ist aber nicht immer alles einfach, manchmal muss man konsequent Nein sagen, wenn zum Beispiel jemand Forderungen stellt, die ich nicht erfüllen kann, weil sie nicht in meiner Kompetenz liegen. Es gibt selbstverständlich auch schwierige Situationen. 

Wie bereitet das SRK Sie auf diese Arbeit vor?
Wir besuchen Kurse beim Schweizerischen Roten Kreuz, die uns gut auf diese Aufgabe vorbereiten, indem wir das richtige Verhalten in den unterschiedlichsten Situationen trainieren. Beim ersten Besuch einer Person, die unseren Dienst in Anspruch nehmen möchte, ist immer auch jemand vom SRK dabei. Nur wenn die Chemie zwischen uns stimmt, und das spürt man schnell, übernehme ich die Betreuung dieser Person. Das SRK steht uns aber weiterhin zur Seite und unterstützt uns jederzeit mit Rat und Tat. Ich fühle mich hier extrem wohl und gut aufgehoben. Es steht uns frei, weitere kostenfreie Kurse zu besuchen, sie sind ausgezeichnet.

Was braucht es Ihrer Ansicht nach, um für diese Arbeit geeignet zu sein?
Man muss die richtigen Voraussetzungen schon mitbringen, also Geduld, Einfühlungsvermögen und Empathie. Durch meine berufliche Funktion habe ich weitere wichtige Fähigkeiten mitgebracht wie Führungsstärke und Durchsetzungsvermögen. Wichtig ist aber auch, zu erkennen, dass die alten Menschen motiviert werden sollten, so vieles wie möglich noch selbst zu tun, selber zu denken und eigene Entscheidungen zu treffen. Manche wollen die Eigenverantwortung abgeben, dann versuche ich, Gegensteuer zu geben. Wenn jemand in einem Bereich nie etwas  gemacht hat, weil es vorher immer der Partner übernommen hatte, dann sage ich ihnen, versucht es doch einmal! Ob die Steuererklärung ausfüllen oder ein Essen kochen, es ist nie zu spät, etwas Neues zu lernen. 

Haben Sie Zukunftswünsche?
Oh ja! Mein Sohn lebt in Japan und hat gerade das zweite Kind bekommen. Wegen Corona habe ich meine beiden Enkel noch nie sehen können. Sobald ich ein Visum für Japan bekomme, besuche ich meine Familie dort. Solange es mir gesundheitlich so gut geht, möchte ich weiterhin für das SRK tätig sein, die Kinder in der Nachbarschaft hüten und zwischendurch immer wieder reisen, am liebsten nach Asien. Interview: KS

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