Marmelade-Sandwich im Ehrenamt

Es gibt Momente im Leben, die prägen sich im Gedächtnis ein, unauslöschlich. Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich im Garten meines Elternhauses auf eine Prüfung lernte, als die Nachricht vom Unfalltod Lady Dianas eintraf. Ich sehe das Bild vor mir, wie ich an meinem Arbeitsplatz in Bern sass, als eine Arbeitskollegin damals im September 2001 aufgelöst über die Twin Towers in New York informierte. Ob der Eingang der Todesnachricht der Queen bei uns allen auch so Spuren hinterlassen wird, muss sich noch erweisen.

Tatsache ist, dass die ganze Welt am vergangenen 8. September innegehalten hat, weil hoch oben in den wunderschönen schottischen Highlands eine betagte Dame friedlich eingeschlafen ist. Wir sind hier in Worb wohl alles andere als Royalisten, aber sagen Sie selbst: Diese Dame hatte doch etwas Besonderes an sich. Nebst dem, dass sie offensichtlich einen absolut feinen, britischen Humor besass, legte die Queen eine Loyalität und eine Hingabe für «ihre» Sache an den Tag, die ihresgleichen suchen. Mit 21 Jahren versprach sie den Briten, sich ganz in ihren Dienst zu stellen, und davon ist sie bis ins hohe Alter nicht abgerückt. Chapeau! Davon können wir uns, ungeachtet unserer Zugehörigkeit zu einem komplett anderen politischen System, eine grosse Portion abschneiden. Sich für eine Sache, von der man überzeugt ist, bedingungslos einzusetzen, sich immer wieder der Kritik zu stellen, endlos viel Zeit und Energie zu investieren, um am Schluss möglicherweise «bloss» ein paar lobende Worte zu erhalten, das ist wahrhaft royal.

Die Furcht, in die öffentliche Kritik zu geraten oder unattraktive Aufgaben zu übernehmen, hemmt viele von uns fast noch mehr, als das Dauerargument, keine Zeit zu haben. Öffentliche Ämter können oftmals kaum mehr besetzt werden und in den Worber Dorfvereinen sind Vakanzen in den Vorständen gang und gäbe. Die Queen konnte sich ihrerseits ihr Amt nicht wirklich auslesen. Trotzdem, oder gerade deshalb, ist sie ihren Grundsätzen bis zum Schluss treu geblieben. Vielleicht fiel ihr dies auch etwas leichter, weil sie offenbar seit ihrer Kindheit ausnahmslos jeden Tag einen sogenannten Jam Penny, eine Art Confi-Sandwich, ass. Und dass sie in ihrem Handtäschli «for later» jeweils ein Marmelade-Sandwich mittrug, wissen wir spätestens seit ihrer Begegnung mit Paddington Bear aus Anlass ihres 70-jährigen Thronjubiläums. Sollte ein solcher Proviant allenfalls zu einer erhöhten Bereitschaft für gemeinnützige und ehrenamtliche Tätigkeiten führen, dann wäre die Anschaffung eines grösseren Kontingents dieser süssen Köstlichkeiten auch in Worb zu überdenken.

2011_Randnotiz-Foto-Ursula-Schreiber nicht zugeschnitten

URSULA SCHREIBER

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