Bernhard Gerber stellt ab März im Atelier Worb aus. Bild: zvg

Atelier Worb: Eisschriften

Kunst, so flüchtig wie ein gesprochenes Wort. Vom 17. März bis zum 2. April 2023 thematisiert Bernhard ­Gerber in seiner Ausstellung das Werden und Vergehen von Worten und die Spuren, die sie in unseren Gedanken und Empfindungen hinterlassen. Der Berner Künstler ist kein Unbekannter in Worb, bereits 2005 und an der Weihnachtsausstellung 2022 war er in der Galerie Atelier Worb zu Gast.

«Raum für meine Kunst ist überall dort, wo in mir etwas angeregt, angestossen, an- oder aufgekratzt wird», sagt der Künstler Bernhard Gerber über sein Schaffen. Für seine Projekte und Installationen sucht er den öffentlichen Raum; die freie Wildbahn, denn seine Arbeiten sind oft situationsbezogen und orientieren sich an örtlichen Gegebenheiten.

Geboren und aufgewachsen ist Bernhard Gerber in Biglen im Emmental. Seit 1989 ist er als freischaffender Künstler im In- und Ausland tätig. Seine plastischen Objekte, Installationen und Interventionen wurden nicht nur in der Schweiz gezeigt, sondern auch inner- und ausserhalb Europas, unter anderen in Georgien und Südkorea. Recherchereisen für Projekte haben ihn unter anderem nach China, Bosnien, Finnland und Herzegowina (Sarajevo / Srebrenica) geführt. Gesellschaftspolitische Hintergründe haben in seinem Schaffen nicht nur eine tragende Rolle, sondern sind wiederkehrend Inspirationsquelle. So auch im Projekt «Der behelmte Mann: Kriegserfahrungen – eine Spurensuche» welches er in Zusammenarbeit mit dem Schriftsteller Lukas Hartmann und der Performerin Cécile Keller erarbeitet hat. 2005 erhielt er für dieses Projekt zusammen mit Cécile Keller den Förderpreis «Kunstschub» des Kulturvereins Atelier Worb. Im selben Jahr präsentierten die beiden die Erkenntnisse ihrer künstlerischen Recherche in der Galerie Atelier Worb.

Flüchtig wie ein Wort
In seiner Ausstellung in Worb thematisiert Bernhard Gerber das Werden und Vergehen und zeigt Fotos von Eisschriften als Flachbettdrucke auf Bütte. Besser gesagt, deren Abbilder, denn die in das Eis geschmolzenen Zeichen und Worte existieren nur noch in der Erinnerung. «Reden wirkt nach in unserer Erinnerung. Was wir unmittelbar sagen, ist im nächsten Augenblick Geschichte – es schmilzt wie Eis in der Sonne», so der Künstler. Während zehn Jahren hat er in einem Freiluftatelier auf dem Männlichen oberhalb von Grindelwald gearbeitet, liess über Nacht Wasser zu Eisplatten gefrieren. Tagsüber schmolz die Sonne von ihm kreierte Zeichen, Buchstaben und Worte in die Oberfläche des Eises, die er mit Holzkohlepulver sichtbar machte. Wie die Spuren im Eis, hinterlässt Gesagtes einen Abdruck in Gedanken und Gefühlen, es kann aufheitern, an- oder aufregen, einen traurig stimmen. Gedankenkonstrukte verdichten sich zu gesprochenen Worten. «Meine Eisschriften sind nur teilweise lesbar jedoch oft bildhaft. Sie sind auch Metapher für all das, was wir oft meinen, aber nicht aussprechen.» Mit seinen Eisschriften macht Bernhard Gerber analog Gesprochenes für einen flüchtigen Moment greifbar, das Vergängliche macht sie frei und lädt die Betrachtenden dazu ein, ihren Gedanken freien Lauf zu lassen. AW

Ausstellung


Vernissage 
Freitag, 17. März 2023, 18 bis 21 Uhr
Einleitung: Michael Sutter, Kunsthistoriker

Öffnungszeiten 
Freitag 17 bis 19 Uhr
Samstag 14 bis 20 Uhr
Sonntag 11 bis 16 Uhr

Der Künstler ist an der Vernissage und jeweils samstags ab 17 Uhr und sonntags von 11 bis 13 Uhr anwesend.

Mehr über Bernhard Gerber ­unter www.bernhardgerber.ch und über die Galerie Atelier Worb unter www.atelierworb.ch 

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