Ein Blick auf die Wahlwerbung

Dieses Jahr war es wieder so weit: National- und Ständeratswahlen standen an. Wo sonst Werbung für Versicherungen, elektronische Geräte und sonstige Konsumgüter prangt, zierten nun strahlende Gesichter und Wahlversprechen die Strassenränder und Plakatwände.

Die vielen bunten Plakate animierten zum Innehalten. Grosse Portraits, Gruppenfotos, Parteileitsätze, ja sogar Haustiere waren auf den Flächen zu entdecken. Die Methoden des «Auf-sich-aufmerksam-Machens» waren vielseitig: So überraschte mich ein Kandidat, der unter seinem Bild mit dem nicht kontextualisierten Statement «Prostitution ist bezahlte Vergewaltigung!» für sich und seine Wahl in den Nationalrat warb. Einige der Plakate wurden nachträglich «verziert», Kandidierende bekamen Brillen, Bärte und ihre Parteiversprechen wurden durchgestrichen oder kommentiert. Auffallend erschien mir, dass die Erich-Hess-Plakate, denen ich begegnete, ausnahmslos zerrissen und / oder übermalt wurden.

Auch war der Briefkasten voll mit Flyern und Broschüren. Wahlerinnerungsanrufe wurden getätigt und Wahlgeschenke verteilt. Ein Kandidat hatte die aussgewöhnliche Idee, Kondome mit der Aufschrift «Du entscheidest, wer reinkommt!» zu verschenken.

Zudem liessen sich herkömmliche Werbeanzeigen von den Wahlen inspirieren: «Das Parteiprogramm ist nicht so wichtig, doch wähle ja beim Käse richtig.» oder aus einem schicken Anzug schaute kein lächelndes Gesicht, sondern ein Anti-Brumm-Spray mit dem Versprechen «Schmarotzer stoppen».

Der Werbewahnsinn stimmt mich nachdenklich. Wählen viele schlussendlich nicht doch die Personen, die am sympathischsten wirken? Wie sehr beeinflusst unser Unterbewusstsein unsere Wahl? Wird gewählt, wer am besten Werbung macht? Das Plakat «Traue keinem Plakat – Informiere dich!» erinnert an den wichtigsten Aspekt der Meinungsbildung.

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PAULA GÜNTHER

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