Thomas Rupp vor dem neuen Verkehrsfahrzeug, bei dessen Entwicklung die Feuerwehr Worb beteiligt war. Bild: AW

Thomas Rupp: «Nicht in die Feuerwehr zu gehen, wäre eine Sünde gewesen»

Seit rund 40 Jahren ist Thomas Rupp Mitglied der freiwilligen Feuerwehr, neun Jahre davon war er Kommandant. In dieser Zeit hat er viele technische Weiterentwicklungen in der Brandbekämpfung miterlebt und war auch als Ausbildner tätig. Nun nimmt er Ende Dezember seinen Abschied, begleitet seinen Nachfolger aber noch ein Jahr lang in beratender Funktion.

Besuch im Feuerwehrmagazin Worb. Thomas Rupp, der Kommandant der Worber Feuerwehr, verspätet sich ein wenig. Was nicht weiter schlimm ist, schliesslich gibt es in einem Feuermagazin einiges zu sehen. Wie beispielsweise ein Mitglied der Feuerwehr und einen Techniker, die mit einem Analysegerät die Atemschutzmasken testen. Dynamische Prüfung, nenne man das. Einmal im Jahr wird das gemacht. Mit dem Gerät wird geprüft, ob alle Dichtungen halten und die Atemfunktion gewährleistet ist, denn im Einsatz müssen sich die Feuerwehrangehörigen auf das Material verlassen können.
Schliesslich trifft Thomas Rupp zum Interviewtermin ein. Er ist keiner, der gern über sich redet, es sei denn, es geht um die Feuerwehr. Aufgewachsen ist er in Vielbringen, wo er bis heute lebt, zusammen mit seiner Partnerin in seinem Elternhaus. Er hat eine Lehre als Spengler Sanitär Installateur absolviert und führt heute einen Einmannbetrieb. Mit 19 Jahren ist er in die freiwillige Feuerwehr Vielbringen eingetreten. Eine Selbstverständlichkeit, wie Rupp betont. «Wenn man nicht in die Feuerwehr gegangen wäre, das wäre eine Sünde gewesen.» Damals hatte noch jeder Worber Ortsteil eine eigene Feuerwehr, «in der ganzen Gemeinde hatten wir sicher etwa 500 Feuerwehrleute.» Danach wurden die Feuerwehrkommandos allmählich zusammengelegt, bis 2008 alle Feuerwehrkommandos nach Worb Dorf zusammengezogen wurden. Heute zählt die freiwillige Feuerwehr Worb ca. 75 Leute und unterhält zwei Magazine, eines in Worb und eines in Rüfenacht. Diese Entwicklung beobachtet Thomas Rupp mit einer gewissen Besorgnis. «Bei den Informationsanlässen wird uns die Bude nicht gerade eingerannt. Viele zahlen lieber Dienstersatz, als in die Feuerwehr einzutreten. Der Stab ist gut besetzt, aber es wäre gut, wenn wir den Bestand in der Mannschaft auf das neue Jahr aufstocken oder zumindest halten könnten.» Ab Alarmeingang muss die Feuerwehr innerhalb von 10 bis 15 Minuten am Schadensplatz sein. Da ist es von Vorteil, wenn aus allen acht Ortsteilen der Gemeinde Leute in der Feuerwehr sind. Da baut er auch ein wenig auf die Jugendfeuerwehr. Ab 14 Jahren können interessierte Jugendliche Jugendfeuerwehrkurse besuchen. In Worb ist die Jugendfeuerwehr in die Mannschaft integriert und kann an Übungen teilnehmen.

Der Ausbildner
Die Feuerwehrdienstpflicht startet mit 19 und endet mit 52 Jahren, wer über sein Dienstalter hinaus bleiben will, muss beim Gemeinderat einen Antrag stellen und die jährliche Gesundheitsprüfung bestehen, die ab dem 50. Altersjahr für die Atemschutztauglichkeit gemacht werden muss.  Wer in die Feuerwehr eintritt, absolviert einen fünftägigen Kurs, danach wird das Gelernte bei den regelmässigen Übungen verinnerlicht. Thomas Rupp ist die Karriereleiter schnell hochgestiegen. Angefangen habe er als Rohrführer und hat sich dann zum Geräteführer hochgearbeitet. Schliesslich hat er die Kader- und Kommandantenkurse absolviert. In Vielbringen und Rüfenacht, wie auch nach dem Zusammenschluss mit Worb, war er stellvertretender Kommandant und ist im Januar 2017 zum Kommandanten der Feuerwehr Worb aufgestiegen. Aber auch nebenamtlich  hat die Feuerwehr sein Leben bestimmt. 25 Jahre war er freier Mitarbeiter der GVB (Gebäudeversicherung Bern), die für die Ausbildung der Feuerwehrleute zuständig ist, als Instruktor tätig. Zudem war er in den letzten Jahren als Stellvertreter des Kreisfeuerwehrinspektors tätig. Rund 30 Feuerwehren im Kanton Bern habe er in dieser Zeit betreut. Er habe das wohl gut gemacht, meint er lachend: «Ich habe nirgends Hausverbot bekommen und darf noch heute in jedes Feuerwehrmagazin.» In  dieser Zeit habe er viele gute Leute kennengelernt und so manche technische Neuentwicklung miterlebt. «Als ich angefangen habe, da hatten wir in Vielbringen noch keine Fahrzeuge, wir sind mit Traktoren zu den Einsätzen gefahren. Da haben wir Sachen gemacht, die wahrscheinlich nicht mit dem Strassenverkehrsamt konform gingen.» Heute zählt der Maschinenpark der Worber Feuerwehr zehn Fahrzeuge, wovon zwei Tanklöschfahrzeuge sind, eines in Worb und eines im Magazin Rüfenacht. Die grösste Entwicklung sieht Rupp jedoch bei der persönlichen Schutzausrüstung. «Bedenkt man, wie wir früher ausgerückt sind, hat sich bei der Schutzausrüstung am meisten getan.» Insbesondere der Atemschutz sei ausgebaut worden. Was wohl auch mit dem verheerenden Grossbrand in der Papierfabrik «Tela» bei Niederbipp  im Sommer 1996 zusammenhänge. Damals sind drei Angehörige eines Atemschutztrupps ums Leben gekommen. Hat man bei einem Einsatz im Hinterkopf, dass es auch so enden könnte? Entschieden schüttelt er den Kopf, an sowas denke er nie. «Ich versuche das nicht zu nahe an mich zu lassen. Wir machen unsere Arbeit und die machen wir so professionell wie möglich. Während einem Ereignis hat man auch nicht die Zeit, darüber nachzudenken, da vertraut man den Leuten und dem Material.» Sollte ein Einsatz für Redebedarf sorgen, könne ein Peer Team aktiviert werden. Doch in der Regel spreche man untereinander darüber. Er appelliert da auch an die Eigenverantwortung, Angehörige der Feuerwehr müssten wissen, wo ihre Grenzen sind. Pro Jahr leistet die Feuerwehr zwischen 50 und 70 Einsätze. Wobei die Wohnungs- und Hausbrände deutlich zurückgegangen seien. Da würden die Brandschutzvorschriften greifen. Technische Hilfeleistungen oder das Entfernen von Ölspuren würden heute den Grossteil der Einsätze ausmachen. Was zunehme, sei die Unterstützung der Sanität, wenn es darum ginge, immobile Personen ein Treppenhaus hinunterzutragen. Auch Tierrettungen kämen immer wieder vor, oder dass eine Drohne von einem Baum geholt werden müsse. 

Pioniere
Manchmal sind die Feuerwehren auch bei der Entwicklung von Geräten oder Fahrzeugen beteiligt. Vielleicht ist es dem einen oder der anderen aufgefallen, dass die Worber Feuerwehr seit 2024 gelegentlich auf Elektro Scootern unterwegs ist, die Teil des neuen Verkehrsfahrzeuges sind, das bei Verkehrsunfällen zum Einsatz kommt. Da Feuerwehrfahrzeuge nicht von der Stange kommen, sei es nicht unüblich, dass die Feuerwehr bei Ausstattung und Innenausbau beteiligt sei. Denn das Material müsse schnell griffbereit sein und dann müssten noch sechs Feuerwehrangehörige Platz haben. So ist diese nicht alltägliche Ausstattung in enger Zusammenarbeit mit dem Hersteller der Scooter und der Firma FeuerwehrTech entstanden. Im Kanton Bern ist die Worber Feuerwehr die erste, die über ein Verkehrsfahrzeug mit sogenannten Schwarmfahrzeugen verfügt. «Diese Elektro-Trottinetts haben uns schon gute Dienste erwiesen», sagt Thomas Rupp nicht ohne Stolz. Dabei verweist er auf den Postautounfall im Rubigenkreisel im vergangenen Sommer. Wenn es bei einem Verkehrsstau auch für die Feuerwehr kein Durchkommen mehr gibt, können mit den, mit Sirene und Blaulicht ausgestatteten E-Scootern, schnell Umleitungen signalisiert werden. Dieses System könnte Schule machen, schon andere Feuerwehren hätten sich interessiert gezeigt. Mit dem neuen Verkehrsfahrzeug konnte ein grosser Wunsch erfüllt werden. Einer ist noch offen: «Eine Autodrehleiter, das haben wir leider nicht bekommen. Das habe ich aber noch nicht ganz aufgegeben, eine so grosse Gemeinde wie Worb sollte ein solches Gerät haben.» Ein Wunsch, der wahrscheinlich noch offen bleiben wird, Feuerwehrgeräte sind kostspielig und derzeit hat der Ersatz für das in die Jahre gekommene Tanklöschfahrzeug in Worb Priorität. Mit diesen Sorgen muss sich Thomas Rupp nicht mehr lange herumschlagen. Nächstes Jahr feiert er seinen 60. Geburtstag und nimmt Ende diesen Monat seinen Abschied als Kommandant. Obschon er es sich hätte vorstellen können, noch ein weiteres Jahr zu machen. Im Januar übernimmt sein Stellvertreter Roland Probst das Kommando. Sein Rat an seinen Nachfolger: «Er soll offen und ehrlich sein und gut zu den Leuten schauen. Allein schafft man das nicht, es braucht ein gutes Kader und eine gute Mannschaft. Dazu sollte man Sorge tragen. AW

Mehr über die Feuerwehr Worb und die Einsätze ist unter www.feuerwehrworb.ch zu finden.

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