Am 11. September weiht Rüfenacht den neuen Dorfplatz beim Zentrum Sonne ein. Unter der Federführung der Dorfgemeinschaft Rüfenacht ist ein buntes Festprogramm mit Marktständen und vielen Aktivitäten für Jung und Alt entstanden.
Als am 6. Februar 2012 der Traditionsgasthof «Zur Sonne» vollständig niederbrannte, entstand im Zentrum von Rüfenacht eine klaffende Wunde. Die Sonne wurde früher gerne für Feiern genutzt. Gemäss Otto Gurtner und Simone Luginbühl von der Dorfgemeinschaft Rüfenacht (DGR) verlegte man die Feste anschliessend auf den Robi-Spielplatz oder ins Kirchgemeindehaus. Beides sind aber keine zentralen Standorte. Bei der DGR ist man deshalb froh, dass es wieder einen Platz im Zentrum gibt, der als Treffpunkt genutzt werden kann. «Wir hoffen sehr, dass der Platz belebt wird, und sind offen zu unterstützen, wenn Ideen an uns herangetragen werden», sind sich Gurtner und Luginbühl einig. Die beiden haben bereits festgestellt, dass sich Kinder und Jugendliche gerne auf dem neuen Areal aufhalten. Die fix installierten Fitnessgeräte, der Tischtennistisch sowie die aufgemalten Linien, denen man mit dem Trottinett nachfahren kann, werden rege genutzt. «Bisher habe ich niemanden beim Schach- oder Mühlespiel gesehen», stellt Otto Gurtner fest. Die Spielfelder dafür sind auf dem Asphalt aufgemalt und die Figuren stehen in einer Box zur Verfügung. «Bestimmt braucht es nur jemanden, der damit beginnt. Dann wollen auf einmal alle spielen», ist Simone Luginbühl überzeugt. Das Lieblingselement der beiden ist aber der Brunnen, der mit einer kleinen Wasserstrasse zum Spielen anregt und bei hohen Temperaturen eine wohltuende Erfrischung bietet.
Die besondere Attraktion
Die DGR gibt es seit 1957. Sie zählt über 500 Mitglieder und organisiert regelmässig Anlässe fürs Dorf. Es erstaunt deshalb nicht, dass der Worber Gemeinderat die DGR gebeten hat, sich um das Einweihungsfest für den neuen Dorfplatz zu kümmern. Die erfahrenen Vereinsmitglieder haben in der Folge ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. An verschiedenen Ständen werden Aktivitäten für den Nachwuchs geboten. So beispielsweise bei der Jugendarbeit oder bei der Spielgruppe Näscht, die sogar als Kinderhort fungiert und mit den Kindern basteln will. Der christliche Verein Träff-Point organisiert eine Hüpfburg. Auch der Stand von Coop zielt auf die Kleinen: Kinder können einen Malbogen ausmalen und erhalten bei Abgabe im Coop eine kleine Überraschung. Am Stand der Bäckerei Reinhard gibt es frische Quarkinis. Alexander Reinhard, Inhaber Bäckerei Reinhard, freut sich auf das Fest und ist zufrieden mit dem Start in Rüfenacht: «Unser Angebot findet im Dorf einen guten Anklang. Besonders am Wochenende zählen wir jeweils viel Kundschaft.» Für Action vor Ort sorgt die Feuerwehr-Demonstration der Handdruckspritzenteams Rüfenacht und Wyssachen. Der Feuerwehrverein Worb lädt derweil zu Oldtimerfahrten mit dem alten Feuerwehrauto. Mit einem verschmitzten Lachen erzählen Luginbühl und Gurtner von einer besonderen Attraktion: die «Kiste». Das ist ein Holzkäfig, der als Gefängnis dient und von einem Sheriff bewacht wird. Die Besuchenden können gegen eine kleine Gebühr einen Haftbefehl auf jemanden ausstellen, der dann vom Sheriff verhaftet wird und während 15 Minuten in die «Kiste» muss. Immerhin wartet dort ein kühlendes Getränk auf den Insassen. «Wir hatten die ‹Kiste› zuletzt am Dorffest 2017 in Betrieb, zuvor viele Jahre nicht. Es war ein Heidenspass und fand grossen Anklang», erzählt Simone Luginbühl lachend. Die musikalische Unterhaltung gestalten eine Örgeligruppe, DJ Black und abends der Farmer Bady. Der offizielle Eröffnungsakt findet um 11.30 Uhr statt und wird bestritten von Niklaus Gfeller, Gemeindepräsident, Otto Gurtner, Präsident DGR, und Beat Zaugg, Inhaber und Geschäftsführer Ramseier und Stucki Architekten AG.
Ein gelungenes Projekt
Auf die Frage, was der Dorfplatz für ihn als Gemeindepräsidenten und Rüfenachter für eine Bedeutung hat, holt Niklaus Gfeller etwas aus: «Ich habe extra die alten Karten der Ortsplanung hervorgeholt und bei der Analyse festgestellt, dass Rüfenacht nicht als Dorf gebaut worden ist. Es entstanden immer einzelne Häuser oder Häusergruppen. Der neue Platz ist nun ein erster Schritt zu einem echten Dorfkern.» Er hoffe, dass das Einweihungsfest den Auftakt bilde und daraus etwas entstehe. Durch das Mitwirkungsverfahren seien die Anliegen der Bevölkerung aufgenommen worden. So sei beispielsweise die Platzierung eines Brunnens ein grosser Wunsch gewesen. Der Gemeindepräsident ist zuversichtlich, dass der Platz gut ausgerüstet ist, und weist darauf hin, dass bei der Nutzung ein Miteinander erforderlich ist: «Wo Leben ist, entsteht auch Lärm». Im Vergleich zum Worber Bärenplatz ist die Nutzung in Rüfenacht klar geregelt und hängt nicht vom Wohlwollen der Anwohnenden der Überbauung ab. Fünfmal pro Jahr darf auf dem Platz «open end» gefeiert werden. Beat Zaugg, Inhaber der Ramseier und Stucki Architekten AG, ist ebenfalls zufrieden mit dem Endergebnis im Zentrum Sonne. «Es freut mich, dass wir hier etwas für die ganze Dorfbevölkerung und nicht nur für unsere Anwohnenden bauen konnten. Ich bin froh, wie sich alles so schnell und gut eingespielt hat. Der Dorfplatz lebt, Coop und Reinhard erfreuen sich grosser Beliebtheit, die Rückmeldungen der Anwohnenden sind durchwegs positiv. Für uns ist es der grösste Lohn zu sehen, wie belebt das Zentrum ist», so Zaugg. Auf die kritische Frage zur augenfällig grossen Asphaltfläche erwidert er: «Die gewählte Oberfläche entstand aus der Mitwirkung und ist ideal zum Bespielen des Platzes, beispielsweise mit einem Markt. Zudem braucht das nun etwas Geduld. In einem Jahr sind die Bäume schon grösser und der Belag heller, dann wirkt das sogleich anders.» Das auffälligste Merkmal auf dem Platz ist ein Kunstwerk: ein roter Kopf eines befreundeten Künstlers, den Zaugg während des Lockdowns kennenlernte. «Mich fasziniert der Gedanke, durch den Kopf zu gehen oder in den Kopf hineinzublicken. Die Installation soll zum Denken anregen», erläutert Zaugg. Für ihn sei klar gewesen, dass Kunst auf den Platz gehöre, und er habe lange überlegt, was es sein soll. Nun habe er ein Objekt gefunden, das generationenübergreifend funktioniere: «Die Mutter kann mit ihrem Kind ebenso darüber diskutieren wie sich ein 90-Jähriger dazu Gedanken machen kann. Der rote Kopf ist Kunst für alle Alterssegmente.» Am 11. September wird das Kunstwerk sicherlich Teil der Diskussionen sein. Fürs grosse Fest ist soweit alles bereit. Die Verantwortlichen hoffen nun einzig noch auf schönes Wetter! CK