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Einst Käselager, heute Künstleratelier, das Haus an der Dorfstrasse 10 in Rüfenacht. Bild: zvg

Entwicklung Rüfenacht: Wenn Altes Neuem weichen muss

Ein weiteres Stück altes Rüfenacht droht zu verschwinden. Das Haus an der Dorfstrasse 10, wo heute der Künstler Walter Geissberger alias «Capramontes» sein Schaulager hat, soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Dagegen regt sich nun Widerstand. Dem gegenüber stehen die Interessen der Gemeinde, die auf Investitionen in den Wohnungsbau angewiesen ist und der langsam das Bauland ausgeht.

Wie eine Ohrfeige sei es gewesen, erzählt Walter Geissberger, Gestaltungslehrer im Ruhestand, als er am 20. März seine Post durchsah und dabei die Kündigung für seine Wohnung an der Dorfstrasse 10 in Rüfenacht vorfand. Innerhalb eines Jahres müssen die Mieter ausziehen, da das Gebäude abgerissen werden soll. 2012 ist er in die Wohn- und Geschäftsräume eingezogen und hat dort sein Künstleratelier eingerichtet. Bis Ende 2020 dienten die Räume auch als Kulturveranstaltungsort. Walter Geissberger ist nicht der, der lange stillsitzt. Nach dem ersten Schreck ist er gleich in Aktion getreten, «ich habe mich in das Haus und seine Geschichte verliebt, das soll nicht einfach so verschwinden». Zusammen mit weiteren Mitstreitenden hat er eine Petition lanciert, die sich mit der Bitte an die Gemeindeverwaltung und den Besitzer der Parzelle richtet, auf den Abriss zu verzichten. Sie wurde bereits von rund 150 Personen unterschrieben. Des Weiteren strebt Geissberger ein Schlichtungsverfahren an. Dass die Geschichte von Rüfenacht verloren geht, befürchtet auch Paul Gfeller, seine Vorfahren liessen das Gebäude 1848 errichten, damals diente es als Käselager. Der Bauunternehmer Rudolf Wilhelm Rüfenacht kaufte das Haus 1902, worauf seine Frau Rosina ihren Allerweltsladen eröffnete. In den 1930er Jahren ging der Laden schrittweise an Tochter Rosa Choffat über. Später wurde er zu einem der ersten Selbstbedienungsläden in der Region. «Wenn man nach der Schule ‹gänggelen› ging, war es üblich, dass man bei Choffats einen Fünfermocken kaufte», erinnert sich Paul Gfeller.

Vom ehemaligen Bauerndorf Rüfenacht ist heute nicht mehr viel übrig, der ländliche Charakter ist ihm im Lauf der Zeit abhandengekommen, heute liegt der Worber Ortsteil auf der Schnittstelle zwischen Dorf und Agglomeration. Die unscheinbare Liegenschaft an der Dorfstrasse 10 ist noch eines der wenigen Überbleibsel aus der Rüfenachter Vergangenheit. Aus Kantonaler Sicht ist das Haus weder schützens- noch erhaltenswert und ist nicht im Bauinventar des Kantons aufgeführt. Somit liegt es im Ermessen des Besitzers, was mit der Parzelle, auf der das ehemalige Käselager und ein weiters Wohnhaus stehen, geschieht. Da das Grundstück aber in Rüfenachts Kernzone liegt, wird das geplante Bauprojekt durch den zuständigen Fachausschuss geprüft.

Worb und das Bauland
Das Thema Siedlungsentwicklung droht derzeit zu einem heissen Eisen zu werden, denn Worb hat praktisch keine Baulandreserven mehr. Gleichzeitig strebt die Gemeinde ein Bevölkerungswachstum von jährlich 50 Personen an, um das zu erreichen müssen zwingend neue Wohnungen gebaut werden. Aber bereits das Minimalziel, die Bevölkerung auf dem heutigen Stand zu halten, erfordert, dass jährlich 30 Wohnungen gebaut werden, da Single-Haushalte zunehmen und Familien höhere Platzansprüche haben als früher. Eine weitere Zielsetzung der Gemeinde ist «Innenentwicklung vor Aussenentwicklung», was heisst, dass die erforderliche Siedlungsentwicklung innerhalb der bestehenden Bauzonen stattfindet und Landwirtschaftsland vorerst nicht eingezont werden soll. Wie die derzeitige Bautätigkeit in Worb zeigt, wird das Potential für die Innenentwicklung intensiv genutzt. So intensiv, dass auch diese Reserven kurzum aufgebraucht seien, wie Gemeindepräsident Niklaus Gfeller in einer Mitteilung ausführt. Somit würde die Aussenentwicklung wieder zum Thema, wenn denn das Bauland vorhanden wäre. Eine der letzten grösseren Flächen, die für einen weiteren Siedlungsbau in Frage gekommen wäre, war die Bächumatt an der Richigenstrasse in Worb. In den Richtplänen der Gemeinde und des Kantons war die 5,3 ha grosse Fläche bereits als Siedlungsentwicklungsgebiet festgesetzt. Bekanntlich hat sich der Grundeigentümer nun gegen eine Umzonung entschieden, das Land soll seinen Nachkommen auch künftig für die Landwirtschaft zur Verfügung stehen. Für die Gemeinde stellt sich nun die Frage, wie die oben genannte Zielsetzung ohne die Bächumatt erreicht werden kann. Aus diesem Grund will der Gemeinderat eine Neuausrichtung der Worber Siedlungsentwicklung an die Hand nehmen. «Nun gilt es zu klären, was in Bezug auf die Siedlungsentwicklung geändert werden muss und ob wir allenfalls den Richtplan anpassen müssen», so Niklaus Gfeller. Eine Möglichkeit das noch vorhandene Bauland besser auszunutzen wäre höhere Gebäude zu bauen, doch in der Regel kommen solche Projekte in der Bevölkerung selten gut an. 

Bauprojekt liegt bald vor
Noch ist für den geplanten Neubau an der Dorfstrasse 10 in Rüfenacht kein Baugesuch eingereicht worden. Wie der Besitzer des Geländes Max Rieder von der Rieder Bau und Immobilien AG Saanen, aber sagt, soll das in den nächsten Tagen geschehen. Weiter bestätigt Max Rieder, dass das nun vorliegende Projekt mittels Qualitätssichernden Work Shop Verfahren unter der Leitung der Fachausschuss der Gemeinde Worb durch das Architekturbüro Galli Rudolf Zürich ausgearbeitet wurde. Die früheren Projektvarianten, bei denen das ehemalige Käselager erhalten geblieben wäre, wurden nicht weiterverfolgt. Dies aufgrund der Erkenntnisse, dass sich das alte Gebäude in einem sehr sanierungsbedürftigen Zustand befindet und die die Neubauten mit den dazugehörenden Freiräumen so besser entfaltet und gestaltet werden können.

Walter Geissberger wartet jetzt das Ergebnis des Schlichtungsverfahrens ab. Jedoch mehr als eine Fristverlängerung erhofft er sich nicht. Auch wenn er keine öffentlichen Anlässe mehr durchführt, ist sein Schaulager Begegnungsort geblieben, immer wieder kommen Leute auf einen Schwatz vorbei, für Gruppen bietet er noch Anlässe auf privater Basis an. Zurzeit verkauft Geissberger seine umfangreiche Kunstsammlung. Bei Interesse könne man bei ihm vorbeikommen und einen Blick in sein Schaulager werfen. «Ich lebe gerne hier und hoffe das wir mit der Petition und dem Schlichtungsverfahren etwas erreichen können», sagt Walter Geissberger. AW

Info
Schaulagerbesuche können über capramontes@bluemail.ch vereinbart werden.

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Entwicklung wie weiter. Worb muss seinen Richtplan neu überdenken. Bild: S. Mathys
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Aktuelle Beiträge

In Rüfenacht steht ein weiteres Verdichtungsprojekt an. An der Hinterhausstrasse, wo heute noch das alte Aebersold Bauernhaus steht, soll eine Wohnüberüberbauung, bestehend aus vier Gebäuden, errichtet werden. Das dafür benötigte Areal wird von der Gemeinde gekauft und im Baurecht abgegeben.

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In unserem täglichen Leben, spielt das Virus, das die Welt von 2020 bis 2022 fest im Griff hatte, zum Glück keine grosse Rolle mehr. Um bei möglichen kommenden Krisen besser gerüstet zu sein, hat der Gemeinderat eine Befragung unter den Behörden und angeschlossenen Institutionen durchgeführt. Nun sollen organisationsübergreifende Konzepte erarbeitet werden, um die Handlungsfähigkeit auch im Krisenfall zu gewährleisten.

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Auf Basis von einer Umfrage wurden Velostrecken in der Gemeinde Worb überprüft. 48 Fahrverbote für Velos und E-Bikes, die aus Sicht des Gemeinderates unnötig sind, sollen nun schrittweise aufgehoben werden.

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