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Regula Wyss hat den Friedhof lange geprägt. Bild: S. Mathys

Friedhofsgärtnerin Regula Wyss: «Meine Arbeit hat mich immer mit Freude erfüllt.»

Regula Wyss beendet ihre 16-jährige Tätigkeit als Friedhofsgärtnerin in Worb auf Ende Juni. Sie prägte das Bild des heutigen Friedhofs in vielfältiger Weise, sie hinterlässt neben einer eindrucksvollen Gestaltung des Areals auch eine breite Palette an Projekten und Massnahmen zur Förderung der Biodiversität. Wer den Friedhof besucht, staunt vor allem über die Vielfalt an Gestaltungselementen. Doch auch neue Rituale und Anlässe wie den «Tag des Friedhofs» hat die kreative Gärtnerin nach Worb gebracht.

Ursprünglich in Worb aufgewachsen, entschloss sich Regula Wyss zuerst für eine pädagogische Ausbildung. Dann aber verliess sie Worb und absolvierte gärtnerische Aus- und Weiterbildungen. 1995 machte sie sich selbständig. Eine Frau, die in den 90er Jahren ihr eigenes Gartenbaugeschäft führte, war damals ausgesprochen selten. Als 2008 die Stelle als Friedhofsgärtnerin ausgeschrieben wurde, bewarb sie sich erfolgreich und arbeitet seither zusätzlich zum eigenen Betrieb auf dem Friedhof Worb. Als sie die Stelle antrat, konnte sie sich nicht vorstellen, wie viele Möglichkeiten zur Gestaltung sich ihr bieten würden, doch bereits zu Beginn eröffnete sich eine spannende Situation. Die Halle auf dem Areal wurde renoviert, sämtliche Feiern fanden in einem Zelt statt. Nach dem Abbau des Zelts blieb eine grosse, braune Brache zurück, und Regula Wyss beschloss, hier die erste Wildblumenwiese anzulegen. Diese älteste der vielen Wiesen hat heute die grösste Vielfalt an Wildblumen, mit ihr begann die Zeit der Biodiversität des Friedhofs, sie inspirierte die Gärtnerin zu weiteren Projekten.

Prägende Landschaftsgestaltung
Die Gärtnerin Regula Wyss und ihr Team haben das Bild des Friedhofs in den 16 Jahren ihres Schaffens auf eindrückliche Weise geprägt. Sie hatte nicht nur viele innovative Ideen, sondern auch die wohlwollende Unterstützung vonseiten der Gemeinde, diese umzusetzen. Sie schaffte neue Wege aus Mergel und Naturstein, gestaltete eine breite Mittelachse auf dem Areal mit Blick auf den Seerosenteich, so dass der Eindruck eines Parks entsteht. Stein- und Asthaufen wurden für Kleintiere wie Blindschleichen und Igel angelegt, Vogelnistkästen an die Bäume angebracht, und die Pflege des Friedhofs wurde gesamtheitlich ökologisch ausgerichtet. Ein besonderes Projekt war das Anlegen eines Labyrinths. Schon lange trug sich Regula Wyss mit dieser Idee, als ein Standort für die Buch-Metallskulptur des Worber Künstlers Roger Bertsch gesucht wurde. Der Gärtnerin war klar, das Labyrinth steht für den Weg des Menschen, und das «Buch des Lebens» gehört neben diesen Lebenssymbolweg. Viele eigene Ideen setzte Regula Wyss auch auf den Grabfeldern um. Es wurde ein Engelsgrab gestaltet, und in einem Wildblumenfeld kann die Asche Verstorbener beigesetzt werden. Sie führte mobile Karettenbänke ein, die es den Trauergästen ermöglichen, bei der Abdankungsfeier neben dem Grab sitzen zu können. Das letzte ihrer Projekte ist ein Urnenthemenfeld, neben dem ein Hügel mit Bank unter einem Baum zum Verweilen einladen wird. Die drei nach Blumenfarben unterteilten Urnenfelder sind zurzeit noch im Entstehen.

«Heute sind die Bestattungsmöglichkeiten vielfältiger», erklärt Regula Wyss. Erdbestattungen machen nur noch einen kleinen Teil der Beisetzungen aus, die Urnenbeisetzung ist zum Standard geworden. Die Gärtnerin führte zudem einen neuen Anlass ein, wenn ein Grabfeld aufgehoben wird. Die Angehörigen werden vorab informiert, dann findet eine Feier mit den Pfarrpersonen und den Angehörigen statt. Und bereits dreimal hat Worb am «Tag des Friedhofs» mitgewirkt. Im vergangenen Jahr arbeitete die Gärtnerin mit dem Natur- und Vogelschutzverein MuGüRü zusammen und stellte den Tag unter das Motto «Kommt ein Vogel geflogen», der ein breites Programm zum Thema Vögel und Ökologie bot. Heute findet man auf den Worber Friedhofswiesen Insekten und Grillen, dazu gesellten sich Vögel wie der Distelfink, Girlitz und Meisen. Sogar ein Grünspecht besucht das Areal oft und gern.

Natur und Kunst
In besonders schöner Erinnerung werden den Friedhofsbesuchern die jährlichen Adventsinstallationen in der Abdankungshalle bleiben. Regula Wyss verwendete dazu vielfältiges Pflanzenmaterial. Sie arbeitete mit Licht und Farben und schaffte Räume, die als stimmige Gesamtkunstwerke betreten und bewundert werden konnten. In diesen Werken zeigte sich das aussergewöhnliche gestalterische Talent der Gärtnerin.

Gute Zusammenarbeit
«Besonders bedanken möchte ich mich bei der Gemeinde Worb», sagt Regula Wyss zum Abschied. Diese habe ihr nicht nur viel Freiheit bei der Gestaltung des Geländes, den Feiern und Anlässen sowie der Adventsausstellung gelassen, sondern wichtige Punkte neu auch in das Pflichtenheft der Gemeinde aufgenommen. Ihr Dank gilt auch ihren tollen Mitarbeitenden, die all die Veränderungen mitgetragen und mit umgesetzt haben. Und schliesslich dankt sie den Besuchenden, die ihr so viele konstruktive Rückmeldungen gegeben haben. 

Auch die Gemeinde Worb bedankt sich bei Regula Wyss für ihre grossartigen Leistungen. Gemeinderat Urs Gerber schreibt: «Regula Wyss und ihr Team haben auf dem Friedhof ein Bijou geschaffen. Die parkähnliche Anlage weist regionale und für die Tierwelt wertvolle Pflanzen und Gehölze auf. In jeder Jahreszeit gibt es auf dem Friedhof etwas zu sehen und zu entdecken. Es ist massgeblich der Verdienst von Regula Wyss, dass der Friedhof sowohl als Ort der Stille als auch der Begegnung wahrgenommen wird. Der Gemeinderat dankt Regula Wyss und ihrem Team für ihre langjährige wertvolle Arbeit für die Gemeinde Worb. Der Friedhof mit seinen ökologisch wertvollen Flächen, den bestehenden Kleinstrukturen und der sorgfältig gepflegten und farbenfrohen Umgebung bleibt Zeugnis ihres Wirkens.»

Ausblick
Obwohl sie nun im AHV-Alter ist und die Stelle als Friedhofsgärtnerin abgibt, wird Regula Wyss weiterhin Gärten pflegen. Für die zukünftige Pflege des Friedhofs hat die Gemeinde Worb das Geschäft «Botanica Garten AG» gewählt, Thomas Bolliger wird mit seinem Team die Friedhofsarbeit weiterführen. Wie blickt die scheidende Gärtnerin selbst in die Zukunft des Friedhofs, und was denkt sie über ihre geleistete Arbeit? «Im Bestattungswesen gibt es neue Herausforderungen, vieles ist anspruchsvoller und komplizierter geworden. Ich bin aber stolz und zufrieden mit dem, was ich in den vergangenen 16 Jahren erreicht habe. Meine Arbeit habe ich immer mit viel Freude gemacht.» KS

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