Auf den 31. Juli 2025 wird Karin Waber, SVP, von ihrem Amt als Gemeinderätin zurücktreten. In über 4 Jahren als Vorsteherin des Departements Soziales hat Karin Waber für die Bevölkerung wichtige Akzente gesetzt. In ihren Augen lassen sich die Werte der SVP mit Anliegen aus dem linken politischen Spektrum durchaus vereinbaren.
Karin Waber erscheint mit ein paar Minuten Verspätung zum InterviewTermin. «Ja, manchmal komme ich auf den letzten Drücker», kommentiert sie lachend. Offen, herzlich und direkt, sie ist keine, die sich hinter Floskeln versteckt.
Nachdem sie bei den Gemeindewahlen 2024 mit dem besten Resultat aller Kandidierenden in ihrem Amt bestätigt wurde, hat die SVP im März überraschend bekanntgegeben, dass sie auf den 31. Juli 2025 aus dem Gemeinderat zurücktritt. Demnächst werden sie und ihr Mann Michael in eine Wohnung in Bern, die sie im Vorfeld altersgerecht umgebaut haben, umziehen. Ein Vorhaben, das schon länger geplant gewesen sei. Doch die Entscheidung, diesen Schritt jetzt zu gehen, sei dann doch plötzlich gekommen. «Michael und ich sind seit Anfang Jahr beide pensioniert und wir haben während unserer letzten Reise im Februar lange darüber geredet, wann wir umziehen wollen. Für mich stand fest entweder in 4 Jahren oder jetzt, wo die neue Legislaturperiode erst angefangen hat. Ich dachte dann, jetzt ist der Zeitpunkt. Jetzt können wir es noch geniessen. Jetzt können wir noch umziehen, aufräumen und ausmisten.»
Hinaus in die Welt
Geboren und aufgewachsen ist Karin Waber in Bern, als Einzelkind. Nach der Schule absolvierte sie zunächst eine Ausbildung zur diplomierten Handelskauffrau an der Wirtschaftshandelsschule. «Ich habe mich da durchgekämpft, weil ich alles andere im Kopf hatte, Jungs und Partys. Meine Mutter hat darauf gedrängt, dass ich das durchziehe, und mich dabei sehr unterstützt.»
Um ihr Französisch zu verbessern, ging sie nach der Handelsschule nach Genf und arbeitete dort 2 Jahre lang in einem Unternehmen für Lederhandel. «Mir hat das grossen Spass gemacht. Mein Chef war viel auf Reisen, also habe ich den Betrieb praktisch geführt.» Doch ihr Traumberuf war das nicht, sie wollte hoch in die Lüfte und als Flight Attendant arbeiten. Sie hätte sich auch gleich bei der Swissair beworben, wäre ihr Englisch besser gewesen. Also schob sie einen Sprachaufenthalt in England dazwischen. 1985 bewarb sich Karin Waber schliesslich bei der Swissair und wurde angenommen. Bis 2023 war sie First Class GalleyFlight Attendant, (zuständig für die 1. Klasse). «Das waren wahnsinnig spannende Jahre. Ich habe viel gesehen, viel erlebt und interessante Menschen kennengelernt.» Was für den Familienmenschen Karin Waber manchmal fehlte, waren die Freundschaften zu Hause und Zeit mit der Familie. Mit ein Grund, warum sie nicht in die Karrierelaufbahn eingebogen ist und sich nicht zur Maître de Cabine hochgearbeitet hat, dafür hätte sie mit ihrer Familie nach Zürich ziehen müssen. «Ich hatte Kinder und war viel unterwegs, auch am Wochenende. Zum Glück hatte ich viel Unterstützung von meiner Mutter, ohne das wäre es nicht gegangen.» Lange Präsenzzeiten, man arbeitet in verschiedenen Ländern und Zeitzonen, kümmert sich um die Passagiere und im Notfall muss man auch nach 12 Stunden Einsatz noch die Gäste evakuieren können, ein Beruf, für den man geerdet sein muss, wie Karin Waber sagt. «Wenn du in die Uniform steigst, dich schminkst, dann bist du eine andere Person. Das hat mir immer geholfen, in meine Rolle zu finden.» Das Thema Lohngerechtigkeit beim Kabinenpersonal ist ihr während ihrer Tätigkeit immer wieder aufgefallen. Im Jahr 2012 wurde sie in den Vorstand der Gewerkschaft kapers gewählt. Dort war sie bis 2018 Vorsitzende der juristischen Kommission. «Ich konnte dort mein Wissen aus der Handelsschule einbringen und habe mitgeholfen, 5 Gesamtarbeitsverträge neu zu verhandeln.» Was bei den vielen Berufsgruppen, die in einer Fluggesellschaft zusammentreffen, und den strikten Regeln, was die Arbeitszeiten, oder besser gesagt Flugstunden, des Kabinenpersonals betrifft, nicht immer einfach gewesen sei.
Die Politikerin
In die SVP kam Karin Waber durch ihre Mutter, die eine überzeugte SVP-Politikerin gewesen sei. Mit einer Freundin aus der Handelsschule begleitete sie deren Vater an eine Parteiveranstaltung und fühlte sich gleich zu Hause. «Ich fand das so cool. Das Bodenständige und die herzhaften Diskussionen haben mich begeistert. Ich habe da meine politische Heimat gefunden.» Sie steht hinter den Werten der SVP, doch als Gemeinderätin zählt für sie die Sache und das Menschliche. Den Weg von der Politikinteressierten zur Politikerin machte sie mit ihrem Mann in zweiter Ehe, Micheal Waber. Obschon sie viel unterwegs war, bekam sie durch sein politisches Engagement einiges mit. Schliesslich wurde sie angefragt, ob sie in der Bildungskommission in Worb mitmachen will, und sagte zu. Das habe ihr Lust auf mehr gemacht. So kandidierte sie für das Parlament – damals noch Grosser Gemeinderat – wo sie 2018 auf einen frei gewordenen Sitz nachrutschte. Desgleichen 2021, wo sie anstelle von Bruno Fivian Einsitz im Gemeinderat nahm. «Vor dem Amt als Gemeinderätin hatte ich grossen Respekt. Ich wusste nicht, was auf mich zukommt. Dazu kam, dass ich damals noch die einzige Frau war und nach dem Wechsel von Bruno Wermuth von der SVP in die GLP war ich auch die einzige SVPlerin und dann wurde ich auch noch ins Sozialdepartement eingeteilt, da dachte ich schon ou hoppla.» Lange gehadert hat sie nicht, konnte sie doch aus ihrem Erfahrungsschatz aus der Vorstandsarbeit in der Gewerkschaft schöpfen und sie schätzt den Respekt über die Partei hinaus, den man auf kommunaler Ebene pflegt. So kann sie in ihren 4 ½ Jahren als Gemeinderätin einige Erfolge verbuchen, wie unter anderem die Festlegung des Zentrum Alter, die Betreuungsgutscheine oder die sprachliche Frühförderung, die Liste ist lang. Doch Teammensch Karin Waber mag diese Erfolge nicht nur sich zuschreiben. «Der Sozialdienst hier in Worb ist gut aufgestellt. Was wir erreicht haben, ist nicht mein Verdienst, es ist der Verdienst von allen. Ich bin nur die Dirigentin, die das Orchester zusammenhält. Nur wenn alle am gleichen Strick ziehen, kommt es gut.» Doch eine Superkraft tritt bei ihr schon hervor: Karin Waber ist authentisch und schafft es, auch den bürgerlichen Parteien ein eher linkes Thema so plausibel zu servieren, dass man kaum dagegen sein kann, und sie bleibt immer sachbezogen. Auch da winkt sie ab, für sie ist es ganz einfach: «Ich kann nur hinter einer Sache stehen, an die ich auch glaube.» Sie führt das am Beispiel der Frühförderung aus, die den Vorteil mit sich bringt, dass Kinder aus Migrantenfamilien die Sprache verstehen, wenn sie in Kindergarten oder Schule kommen, Verhaltens-Codes und Regeln bereits verinnerlicht haben, was wiederum Ruhe in den Schulbetrieb bringt und sich auch positiv auf den Bildungserfolg dieser Kinder auswirken kann. Geht es um diese Themen, spürt man das Herzblut, das dahinter steckt. Doch für Karin Waber beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt, ob sie sich anderweitig politisch betätigen wird, weiss sie noch nicht. Für Worb wünscht sie sich, dass die Gemeinde so bleibt: «Worb ist auf einem guten Weg – ein paar zusätzliche Feste, die die Gemeinschaft stärken, wären schön.«Überhaupt wünscht sie sich, dass das Konzept «Caring Community» – zu Deutsch: achtsame Gemeinschaft – mehr zum Tragen kommt. «Freundlich zueinander sein, den Nachbarn helfen, Sachen unternehmen, die die Gemeinschaft zusammenschweissen, Verantwortung übernehmen.» Für sich wünscht Karin Waber Gesundheit, das Eingebettetsein in der Familie «und die Liebe, die ich habe.» AW