Suche
Close this search box.
2312_Kultur-Martin-Studer-Foto
Wo er auftaucht, wird Musik lebendig; Martin Studer in seinem Übungszimmer am Klavier. Bild: AW

Martin Studer: «In der Musik geht es um Emotionen»

Er arbeitet in seiner eigenen musikalischen Holding; der international bekannte Dirigent aus Rüfenacht leitet Orchester und Chöre, ist an Musikförderprojekten beteiligt, organisiert Konzerte und Tourneen, ist Dozent und Coach. Im Gespräch mit Martin Studer wird schnell klar, wo er ist, wird Musik nicht bloss gespielt, sondern gelebt.

Martin Studer empfängt am Muldenweg 7 in Rüfenacht; Die Wohnung dient als Geschäftsstelle der vielen Projekte, die er ins Leben gerufen hat, u. a. das Neue Zürcher Orchester und die Swiss Philharmonic Academy. Als Wohnung für die vierköpfige Familie sei es hier zu eng geworden. Für ihn und seine Frau, die ebenfalls Musikerin ist, die ideale Lösung, so diene diese «Arbeitswohnung» der Work-Life-Balance. Dementsprechend zweckmässig ist die Einrichtung, vor allem die Regale mit den vielen Aktenordnern fallen ins Auge, sie enthalten Partituren und Orchestermaterialien, die Martin Studer in seiner über 30-jährigen Karriere als Musiker und Dirigent zusammengetragen hat. Auf dem Weg ins Übungszimmer, wo neben den obligaten Regalen auch ein Konzertflügel steht, wird einem bewusst, dass Martin Studer nicht dem Klischeebild des in einer anderen Sphäre existierenden, unerbittlich mit dem Taktstock über sein Orchester herrschenden Dirigenten entspricht. Starallüren hat er nicht, denn wenn man mit ihm über Musik spricht, stehen die Menschen im Mittelpunkt.

Geboren und aufgewachsen ist Martin Studer in Zürich. Ein Grossvater war Klavierpädagoge und Organist. Zur Musik geführt habe ihn unter anderen Einflüssen aber auch die Rudolf-Steiner-Schule, wo sein Interesse am Musischen geweckt und gefördert wurde. Er begann Violine zu spielen, später kamen Cello und Klavier hinzu. «Im Studium musste ich viel Klavier spielen, was ein Stress für mich war. Heimisch fühlte ich mich bei den Streichern.» Sein Musikstudium an der Hochschule der Künste Bern schloss er mit einem Lehrdiplom in Musik-Theorie und dem Kapellmeisterdiplom ab. Die ersten Orchestererfahrungen sammelte Martin Studer nicht am Dirigierpult, sondern als Violinist im Orchester. Wichtige Impulse für seine weitere Laufbahn erhielt er vom amerikanisch-ungarischen Dirigenten und Meisterkurslehrer Antal Dorati. Insbesondere hat er Doratis Rat befolgt, ein eigenes Archiv an Partituren und Noten anzulegen. So habe er immer seinen eigenen Notizen im Notenmaterial zur Hand und könne so zielorientierter arbeiten.

Besonders prägend sei für ihn die Begegnung mit dem Dirigierlehrer Ilya Musin, während eines sechswöchigen Studienaufenthalts in Finnland, gewesen. Vom «Meistermacher», wie Musin auch genannt wurde, hat Martin Studer seine Art zu dirigieren übernommen, der den Taktstock nicht linear, sondern in einer Vorwärts- und Rückwärtsbewegung führte. «Diese auf- und abbauende Bewegung verstehen die Leute im Orchester intuitiv. Ich zeige ihnen so nicht an, wie es sein muss, sondern führe sie durch das Stück», so Martin Studer.

Lernoasen schaffen
Konzerttourneen oder Engagements als Gastdirigent, seine Tätigkeit hat Martin Studer durch ganz Europa und nach Asien geführt. Durch seine Zusammenarbeit mit Orchestern und Chören auf Profi- und Laienstufe hat er sich eine breite Erfahrungsbasis auf allen Leveln geschaffen. Diesen Erfahrungsschatz gibt er im Neuen Zürcher Orchester an junge Musizierende, die am Anfang ihrer Karriere stehen, weiter. «Mein Anliegen ist es Oasen zu schaffen, in denen Menschen sich entwickeln und Erfahrungen in der Praxis aneignen können», führt Studer aus. Ob dieses Wissen aus Sport, Wissenschaft oder dem Leben selbst kommt, spielt für ihn dabei keine grosse Rolle, er arbeitet gerne interdisziplinär. Besonders wichtig dabei ist ihm, den Musikerinnen die Angst vor Fehlern zu nehmen: «Viele Musiker kennen das, passiert ein Fehler, verkrampft man sich und schon kommt der nächste. Im Sport steht man auf und macht weiter. Diese Flexibilität und Reaktionsfähigkeit will ich ihnen vermitteln. Sie sollen Allrounder mit speziellen Kenntnissen werden.» Nicht die perfekte Technik eine Phrase zu spielen steht für ihn im Vordergrund, sondern die Fähigkeit Emotionen durch die Musik erlebbar zu machen. Als Musiker versteht sich Martin Studer als Anwalt der Komponisten und sieht sich in der Pflicht, die Gefühle, die sie in ihre Werke haben einfliessen lassen, für das Publikum hörbar zu machen. «Es geht darum Emotionen auszudrücken. So verstehen die Menschen Musik, so kann man Brücken bauen.» In den vergangenen über 30 Jahren haben sich über 1500 Musizierende aus der ganzen Schweiz an Projekten des Neuen Zürcher Orchesters beteiligt. Einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt er mit der Swiss Philharmonic Academy. Mit dem Chor und dem Orchester ist auch die Academy eine vielseitig ausgerichtete Förderinstitution, die aber auf dem Kreislaufgedanken des Empfangens und Gebens basiert. Unter dem Motto «Klänge für einen guten Zweck» werden auch Benefizkonzerte durchgeführt, deren Erlös jeweils an national oder international tätige Hilfsorganisationen geht. Ein weiterer Hut von Martin Studer ist der des Dozenten und Coach. An der Kalaidos Hochschule unterrichtet er Musiktheorie und Ensembleleitung. Auch hier geht es ihm vor allem darum den Raum zu bieten, wo Menschen wachsen können. Unter seinen Schülern sind Profimusikerinnen, Laien oder Chorleitende. «Meine Schüler kommen mit ihren eigenen Fragestellungen zu mir, die einen wollen wissen, wie man ein Ensemble anleitet, andere wiederum haben Fragen zur Projektgestaltung oder Organisatorischem.»

Auf die Frage, ob es ihm etwas ausmacht, dass er nicht in die Reihen der grossen, international bekannten Dirigenten aufgestiegen ist, antwortet Martin Studer mit einem klaren Nein. In der Rolle des Motivators, Förderers und Vermittlers fühlt er sich wohl. Für ihn ist Musik Lebensschule. «In der Musik muss man aufeinander hören, sonst fällt ein Stück auseinander. Das gilt nicht nur für die Musik, wir könnten Oasen der Möglichkeiten schaffen, wenn wir alle aufeinander hören würden.» AW

Mehr über das Neue Zürcher Orchester und die Swiss Philharmonic Academy sind unter www.philharmonicacademy.ch und www.nzo.ch zu finden.

Beitrag teilen:

Aktuelle Beiträge

In Rüfenacht steht ein weiteres Verdichtungsprojekt an. An der Hinterhausstrasse, wo heute noch das alte Aebersold Bauernhaus steht, soll eine Wohnüberüberbauung, bestehend aus vier Gebäuden, errichtet werden. Das dafür benötigte Areal wird von der Gemeinde gekauft und im Baurecht abgegeben.

Warning: Undefined array key "button_class" in /home/httpd/vhosts/aeschbacher.ch/worberpost.ch/wp-content/plugins/premium-addons-for-elementor/includes/class-premium-template-tags.php on line 1009

In unserem täglichen Leben, spielt das Virus, das die Welt von 2020 bis 2022 fest im Griff hatte, zum Glück keine grosse Rolle mehr. Um bei möglichen kommenden Krisen besser gerüstet zu sein, hat der Gemeinderat eine Befragung unter den Behörden und angeschlossenen Institutionen durchgeführt. Nun sollen organisationsübergreifende Konzepte erarbeitet werden, um die Handlungsfähigkeit auch im Krisenfall zu gewährleisten.

Warning: Undefined array key "button_class" in /home/httpd/vhosts/aeschbacher.ch/worberpost.ch/wp-content/plugins/premium-addons-for-elementor/includes/class-premium-template-tags.php on line 1009

Auf Basis von einer Umfrage wurden Velostrecken in der Gemeinde Worb überprüft. 48 Fahrverbote für Velos und E-Bikes, die aus Sicht des Gemeinderates unnötig sind, sollen nun schrittweise aufgehoben werden.

Warning: Undefined array key "button_class" in /home/httpd/vhosts/aeschbacher.ch/worberpost.ch/wp-content/plugins/premium-addons-for-elementor/includes/class-premium-template-tags.php on line 1009