Die Worber Post hat den Interkulturellen Treffpunkt für Frauen in Worb besucht und mit zwei Frauen, die sich hier und auch ausserhalb des Treffpunkts freiwillig engagieren, ein Gespräch geführt.
Frau Kurdie Ozgun kommt aus dem kurdischen Teil Syriens und lebt seit acht Jahren in der Schweiz. Frau Nanthini Thillaiyampalam ist Tamilin und bereits seit 30 Jahren im Land. Beide haben drei erwachsene Kinder. Beide Frauen besuchen regelmässig den Interkulturellen Treffpunkt und sind dort als Freiwillige aktiv. Der interkulturelle Treffpunkt soll Frauen aller Nationalitäten vernetzen und ihnen eine Austauschplattform bieten. Ein abwechslungsreiches Programm bietet gemeinsame Aktivitäten wie etwa Nordic Walking, Backen und Dekorieren sowie Inputs zu verschiedenen Themen.
Frau Ozgun, in welcher Form engagieren Sie sich freiwillig?
K.O.: Meine Leidenschaft ist das Kochen. Ich koche kurdische Gerichte für Feste und Anlässe, z.B. für den Internationalen Flüchtlingstag, das Generationenfest in Worb oder den Weihnachtsmarkt. Wenn in Worb die Kinderfasnacht stattfindet, bin ich zuständig für das Schminken der Kinder. Ich helfe regelmässig beim Bazar mit.
N.T.: Ich koche ebenfalls, am liebsten tamilisch. Ganz allgemein helfe ich immer, wo ich gebraucht werde, und bin eine der Leiterinnen der Nordic-Walking-Gruppe. Beim Walking begegnen sich viele unterschiedliche Frauen, wir machen gemeinsam Sport und plaudern miteinander. Dann unterrichte ich tamilische Kinder im Schulhaus Wyden, wo sie jeden Mittwochnachmittag die tamilische Sprache, Schrift und Kultur erlernen. Der Unterricht wird schweizweit vom Verein «Tess» (Tamil Education Service Switzerland) organisiert. Schon bevor es den Interkulturellen Treffpunkt gab, half ich bei der «Sozialen Arbeitsgruppe», die von der Gemeinde organisiert worden war.
Wie viele Stunden wenden Sie für diese Arbeit auf?
N.T.: Das ist sehr unregelmässig, manchmal braucht es mehrere Tage, um ein Fest zu organisieren und zu kochen. Das Walking findet jeden Mittwochmorgen statt, ich leite es zweimal im Monat.
Gehen Sie beide auch einer bezahlten Arbeit nach?
K.O.: Ja, ich arbeite im Gastorant von Anita Vogt. Dieses Restaurant schliesst leider bald, nun bin ich auf der Suche nach einer neuen Stelle im Bereich Küche und Gastronomie.
N.T.: Ich habe fünf Jahre im Löwen Worb, im Rössli Utzigen und im Migros Restaurant gearbeitet. Nun ist mein Mann krank und ich habe aufgehört zu arbeiten, um mich um ihn zu kümmern.
Werden Sie finanziell vergütet?
N.T.: Nein. Wir bekommen die Auslagen für die Einkäufe der Lebensmittel zurückerstattet.
Und der Unterricht für die tamilischen Kinder?
N.T.: Nein. Auch das mache ich gratis.
Was motiviert Sie, sich freiwillig zu engagieren?
K.O.: Wir möchten uns bei den Menschen bedanken. Wir haben in der Schweiz so viel Hilfe und Unterstützung erfahren. Durch den Interkulturellen Treffpunkt lernen wir andere Frauen kennen, die Kinder werden gehütet, während die Frauen hier an Kursen teilnehmen können.
Wir bekommen hier auch Unterstützung bei der Stellensuche, z.B. eine schriftliche Bestätigung, dass wir uns hier engagieren.
N.T.: Es sind sehr interessante und wichtige Themen, die hier behandelt werden. Es gibt Vorträge über Gesundheitsfragen, Haushalt, Putzen und vieles mehr. Manchmal machen wir Ausflüge zusammen. Wir sind dafür dankbar und möchten etwas zurückgeben.
K.O.: Ja, man kann nicht immer nur nehmen, man muss auch etwas geben.
Was wünschen Sie sich für Ihre Zukunft?
K.O.: Bei uns steht die Familie an erster Stelle, für sie wünsche ich mir Gesundheit und Sicherheit. Und mein ganz grosser Wunsch ist, eines Tages reisen zu dürfen. Meine Schwester lebt in der Türkei, und ich habe sie seit acht Jahren nicht mehr gesehen, denn wir haben nur einen Ausweis F, mit dem dürfen wir nicht ins Ausland. Meine Schwester in der Türkei bekommt kein Visum für die Schweiz.
N.T.: Gesundheit, ein gutes Leben und Harmonie in der Familie! KS
Informationen zum Interkulturellen Frauentreff finden Sie unter www.worbinterkulturell.ch