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Streitgespräch
Ist die Gesamtsanierung des OSZ Worbboden unumgänglich oder Luxus? Marco Jorio (li) von der GLP und Gregory Graf von der FDP vertreten unterschiedliche Positionen. Bild: zvg

Streitgespräch: OSZ Worbboden sanieren, aber wie?

Der Abstimmungskampf über die beiden Kredite für die Gesamtsanierung des roten Schulhauses ist in der heissen Phase. Sanieren ja, aber in welchem Ausmass? Darüber scheiden sich die Geister im Worber Parlament. Marco Jorio von der GLP und Gregory Graf, Präsident der FDP Worb, kreuzen die Klingen.

Im Vorfeld der Abstimmung über die Sanierungskredite am 22. Oktober 2023 haben sich zwei überparteiliche Abstimmungskomitees gebildet. Das Komitee «Für unsere Jugend – Ja zum Worbboden», bestehend aus GLP, der Mitte, EVP, den Grünen sowie der SP, sieht in der Sanierung eine notwendige Investition in die Jugend und eine zeitgemässe Bildung. Dem gegenüber steht das Komitee «Wobo mit Vernunft» aus FDP und SVP, die den Sanierungsbedarf des Oberstufenzentrums nicht in Abrede stellen, jedoch deren Ausmass und Umsetzung und die Folgen für die Gemeindefinanzen kritisieren.

Herr Graf, warum sollten die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger von Worb am 22. Oktober den Sanierungskredit ablehnen?
Gregory Graf: Wir kritisieren das Ausmass der Sanierung und die damit verbundenen Kosten. 23,2 Millionen für die Sanierung und 2,8 Millionen für das Provisorium sind zu viel für Worb. Das 26-Millionen-Projekt führt zu einer Steuererhöhung. «Nur das Beste ist gut genug» passt nicht zu Worb. Zu viel Geld für zu viel Raum: Das Schulhaus wurde für 550 Schülerinnen und Schüler gebaut, heute sind es nur noch 297. Das ist nicht wirtschaftlich, der Schulraum muss effizienter genutzt werden. Das schont die Finanzen und auch die Umwelt.

Ich richte das Wort an Sie, Herr Jorio, warum sollte die Stimmbevölkerung den Sanierungskredit am 22. Oktober annehmen?
Marco Jorio: Weil das Schulhaus sehr sanierungsbedürftig ist und sich eine Gesamtsanierung aufdrängt. Seit über zehn Jahren «doktern» wir an Teilsanierungen herum. Sie sind teuer und ineffizient. Das war Plan A. Jetzt kommt Plan B: Gesamtsanierung. Die Abklärungen – die übrigens sehr gründlich gemacht wurden und die die Gemeinde bereits 1,026 Millionen gekostet haben – ergaben, dass eine Gesamtsanierung langfristig die günstigste und effizienteste Lösung ist. Dass SVP und FDP nun wieder mit der unzweckmässigen und teuren Etappierung kommen und als Sparfüchse zudem noch über eine Million Planungsfranken in den Sand setzen wollen – da kann man nur den Kopf schütteln.

Sie sprechen die Etappierung der Sanierungsarbeiten bei laufendem Schulbetrieb an, wie sie von FDP und SVP schon mehrfach gefordert wurde. Würde das die Ausführungsarbeiten nicht verlängern, längere Bauzeit, höhere Kosten, oder wie sehen Sie das, Herr Graf?
G. G: Längere Bauzeit bedeutet nicht automatisch höhere Baukosten und schon gar nicht im Umfang von 2,8 Millionen Franken. Es wurde nicht überprüft, ob eine Etappierung zu höheren Kosten führen würde. Jeder Fachmann wird bestätigen, dass es sehr wohl Alternativen gibt und die Sturheit des Gemeinderates ist nicht nachvollziehbar. Es gibt für jedes Bauprojekt Alternativen und es gibt den Design-to-Cost-Ansatz. Bei diesem Ansatz zeigen die Architekten auf, was man mit einem fixen Maximal-Budget am besten macht. Dass das alles beim Wobo nicht gelten soll, ist ein Märchen.

Kann sich eine moderne Schule, als Teil einer zeitgemässen Infrastruktur, nicht als Standortvorteil erweisen?
G. G: Natürlich ist gute Bildung ein absolut wichtiger Standortvorteil. Schon seit Jahren engagieren wir uns für eine hohe Bildungsqualität. In den letzten Jahren wurde auch schon viel in die Bildung investiert. Z. B. wurden Kredite für Mobiliar und Informatik bewilligt. Bei dieser Vorlage geht zu viel Geld in die Häuser. Das macht die Bildung nicht besser. Im Gegenteil, die Gemeinde muss dann anderswo den Gürtel enger schnallen.

Herr Jorio, hängt Ihrer Meinung nach gute Bildung von der Infrastruktur ab?
M. J: Ja, zum Teil schon. Natürlich kann man auch in einem Tipi Schule geben. Aber die heutigen Bedürfnisse benötigen schon eine gewisse Infrastruktur. Die steckt bei uns halt in den Gebäuden, die einen gewissen Wert haben und von Zeit zu Zeit saniert werden müssen. Die immer wieder beschworenen Alternativen würde ich gerne mal sehen. FDP und SVP haben genug kompetente Baufachleute. Sie reden immer von Alternativen, aber gebracht haben sie noch keine. Die Etappierung haben wir jetzt zwölf Jahre lang erlebt; sie gibt einen unruhigen Schulbetrieb und im Endeffekt kommt das teurer als eine Gesamtsanierung, die nach 50 Jahren Schulbetrieb angemessen ist.
G. G: Man muss einfach das Dringende vom Wünschbaren trennen. Allein die Umgebungsarbeiten sollen 600000 Franken kosten. Verbessert denn das die Bildung? Muss die Aussengarderobe wirklich erneuert werden? Sie wird hauptsächlich vom SC Worb genutzt und selten mal an einem Sporttag. All das haben wir angesprochen, aber bis heute keine Antwort erhalten.

Dann sind Sie also der Meinung, dass auf einige der Arbeiten, die ausgeführt werden sollen, verzichtet werden könnte?
G. G: Das Provisorium könnte z.B. gestrichen werden. Wir haben versucht Kompromisse zu finden, indem wir ein Gesamtschulkonzept gefordert haben. Ich gebe zu, wir haben diese Forderung spät eingereicht, aber eigentlich hätte der Gemeinderat das vorgängig überprüfen sollen. Zudem hat man lange nicht gewusst, in welchem Ausmass saniert werden soll. Es sind immer mehr Punkte hinzugekommen, die die Rechnung aufblasen. 
M. J: Da muss ich widersprechen. 2020 hat man den Studienwettbewerb gemacht, der gezeigt hat, in welche Richtung es geht. Dieses Ergebnis haben wir alle gekannt. Auch 2022, als über den Projektierungskredit abgestimmt wurde, wusste man, was alles gemacht werden muss.

Gesamthaft 26 Millionen Franken sind schon ein grosser Brocken, der Vorwurf der Luxussanierung steht im Raum. Kann es sein, dass beim Wobo übers Ziel hinausgeschossen wird?
M. J: Wo ist denn der Luxus? Eben wurden Aussengarderobe und Umgebungsgestaltung genannt. Eine so grosse Anlage braucht nun mal auch eine gewisse Aussengestaltung. Daher sind die genannten 600000 Franken angemessen. Der andere groteske Vorschlag ist, die Schüler auf die anderen Schulhäuser verteilen zu wollen. Das käme einem Wanderzirkus gleich. Ich sehe keinen Luxus, wenn die Asbestbelastung beseitigt oder die Energieeffizienz erhöht wird.
G. G: Es wurde soeben angesprochen, 26 Millionen sind ein Riesenbrocken. Es wird einfach um den heissen Brei herumgesprochen, eine Steuererhöhung wird kommen, wir haben Beispiele wie Zäziwil, Frauenkappelen und Konolfingen in der Region. In Konolfingen wurde ein grosses Projekt für 30 Millionen umgesetzt, nun müssen die Stimmberechtigten für weiter 6 Millionen an der Urne antraben. Zäziwil konnte zwar ein Sanierungsprojekt von 12 Millionen auf immerhin 9 Millionen reduzieren, aber dort wird der Steuerfuss im nächsten Jahr auf 1,89 steigen.

Dann gehen Sie davon aus, dass es in Worb nicht anders sein wird?
G. G: Ja. In Frauenkappelen ist es zwar schon einen Moment her, aber sie hatten einen Massnahmenplan und einen aktiven Gemeinderat und konnten die Steuern wieder senken.
M. J: Dass in Worb die Steuern erhöht werden müssen, ist heute eine unbewiesene Behauptung. Natürlich sind 26 Millionen ein grosser Brocken. Ob es zu einer Steuererhöhung kommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie von der Entwicklung der Gemeindefinanzen sowie der Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung. In den letzten Jahren hat Worb die Schulden reduziert. Jedes Jahr wurden, unter anderem mit Hinweis auf den grossen Brocken Worbboden, zwei bis drei Millionen weniger investiert als budgetiert. Wir haben also für den Worbboden gespart. Bei einer Steuererhöhung haben auf alle Fälle die Stimmberechtigten das letzte Wort.
G. G: Trotzdem, wir müssen schauen, wie wir an das Geld kommen. Uns ist es wichtig, dass der Bildungsfranken auch wirklich bei den Schülerinnen und Schülern ankommt. Investitionen in die IT und der Erhalt der SpezSek, dies würde die Bildung verbessern.

Die Kindergärten nicht mitgezählt, verfügt die Gemeinde Worb über acht Schulhäuser. Bei zweien davon stehen irgendwann auch Sanierungen an, wie kann gerechtfertigt werden, dass so viel Geld in ein Schulhaus gesteckt wird?
M. J: Beim Worbboden handelt es sich um das einzige Worber Oberstufenzentrum. Es ist eine grosse Anlage, die neben schulischen Aufgaben auch sportliche und kulturelle Funktionen erfüllt, es ist also nicht nur eine Schulanlage. Auch die anderen Schulhäuser müssen saniert werden, wenn eine Sanierung fällig ist. Schulhäuser sind eben die kostspieligsten Gemeindeaufgaben. Das ist nicht nur in Worb so.
G. G: Aber dann muss man klar kommunizieren, wenn solche Projekte anstehen. Die notwendigen Mehreinnahmen müssen ebenfalls generiert werden. Auch das benötigte Bevölkerungswachstum in Worb ist nicht vorhanden. Entweder muss der Gürtel an einem anderen Ort enger geschnallt werden oder es braucht endlich einen Plan, wie Worb gegen aussen attraktiver gestaltet werden kann.
M. J: Gut, man hat das gewünschte Wachstum noch nicht zustande gebracht. Aber trotz stagnierender Bevölkerungszahl ist es Worb in den letzten Jahren finanziell immer besser gegangen, weil pro Kopf mehr Steuern eingenommen wurden. Natürlich muss die Bevölkerungszahl gesteigert werden. Eine verrottende Infrastruktur, auf das es bei einem Nein hinausläuft, ist aber sicher kein Standortvorteil, um Neuzuzüger anzulocken.
G. G: Bei einem Nein wird es keine Verzögerung geben, wir haben ja das Vorprojekt. Jetzt gilt es einfach das Notwendige vom Wünschbaren zu trennen. Man muss schrittweise vorgehen, echte Varianten präsentieren, Kompromisse eingehen können und dafür sorgen, dass man ohne Provisorium auskommt, das sind unsere Forderungen.
M. J: Meines Erachtens funktioniert es ohne Provisorium nicht. Wir meinen, dass die Gesamtsanierung einfach nötig ist und sicher billiger wird als die Flickwirtschaft, die wir jetzt zwölf Jahre gemacht haben und die die SVP und FDP weiterführen wollen.
G. G: Ich finde es natürlich schade, dass unser Massnahmenplan nie richtig geprüft wurde. Ein Schulhaus mit moderner, neuer Raumaufteilung verbessert die Bildung nicht.
M. J: Es gibt heute nun mal andere Anforderungen an die Schule. Die Forderungen von SVP und FDP zeigen mir, dass sie eine sehr traditionelle Vorstellung von Schulunterricht haben. Worb hat jetzt die Gelegenheit, ein modernes, pädagogisches Konzept umzusetzen.

Herr Graf, welche Chancen sehen Sie, wenn der Kredit am 22. Oktober abgelehnt wird?
G. G: Ich sehe darin die Chance, dass der Gemeinderat macht, was wir schon immer verlangt haben, dass die Arbeiten etappiert werden, dass Alternativen zum Provisorium geplant werden und dafür zu schauen, dass der Schulraum effizienter genutzt wird.

Welche Befürchtungen haben Sie, Herr Jorio, sollte der Sanierungskredit abgelehnt werden?
M. J: Dass es Jahre geht, bis man etwas macht und das Gebäude weiterhin zerfällt. Dass die Sanierung noch problematischer wird und Sanierungen noch teurer werden und dass man zurückfällt in die ineffiziente und teure Pflästerlipolitik.

Interview AW

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